Die Tochter des Schauspielers und Theaterintendanten Vassil Spassov und seiner Frau Teresa Azaryan, Schwester des Regisseurs Krikor Azaryan, wuchs in Sofia auf. Sie absolvierte dort das deutschsprachige Galabow-Gymnasium und studierte Schauspiel an der Nationalen Akademie für Theater- und Filmkunst „Krastjo Sarafow“. Während des Studiums lernte Spassova den Autor und Regisseur Ivan Stanev kennen. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern seiner ersten Theatergruppe und entwickelte mit ihm eine eigenständige Theatersprache, die bei der Zensurbehörde im damaligen Ostblockstaat Bulgarien für viel Aufregung sorgte und Stanev vorübergehend ein Berufsverbot einbrachte.
1987 trat Spassova ein Engagement am Staatstheater Sofia an, wo sie in der Rolle der Marie in Stanevs Inszenierung Die Wunde Woyzeck[1] debütierte. 1988 wurde die Inszenierung von Heiner Müller nach West-Berlin eingeladen. Nach dem Gastspiel im Rahmen der Heiner-Müller Werkschau kehrte Stanev nicht mehr nach Bulgarien zurück. 1989 lud er Spassova nach München ein, wo sie im Studiotheater München die Hauptrolle in Stanevs Collage Betrogen/Gestern nach einem sonnigen Nachmittag[2][3] übernahm.
1990 zog Jeanette Spassova nach Berlin, gründete mit Stanev eine freie internationale Theatergruppe und trat zuerst im Hebbel-Theater und Podewil auf.
2004 kehrte sie an die Berliner Volksbühne zurück, wo sie bis 2017 als festes Ensemblemitglied blieb.
Neben der Arbeit am Theater wirkte Spassova in vielen Hörspielen und Hörbüchern mit.
Als Filmschauspielerin war sie zuerst in Tom ToellesBismarck, in Stanevs Villa dei Misteri und Luxor Las Vegas und in Castorfs Dämonen und Der Idiot zu sehen.
2012 übernahm Spassova die Hauptrolle im bulgarischen Spielfilm Az sum Ti (englisch I am You) und wurde für ihre Darstellung mehrfach ausgezeichnet. 2013 wurde der Film Az sum Ti im Wettbewerb des 16. Shanghai Filmfestivals gezeigt.[4]
Theaterarbeiten (Auswahl)
1989: Betrogen/Gestern an einem sonnigen Nachmittag von Pinter / Müller – Regie: Ivan Stanev
1990: Schuld und Bühne von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
1991: Hermaphroditus von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
1992: Brüderchen und Schwesterchen von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
1993: Die Mutter von Witkiewitch – Regie: Peter Staatsmann
1995: Die Möwe von Tschechow – Regie: Ivan Stanev
1996: Hochzeitsreise von Sorokin – Regie: Frank Castorf
1996: Anne Sexton – Regie: Penelope .Wehrli
1997: Des Teufels General von Carl Zuckmayer – Regie: Frank Castorf
1998: Sprechen/Schweigen nach Ionesco, Wittgenstein – Regie: Ivan Stanev
1998: Good night, Ladies nach Shakespeare – Regie: Ivan Stanev
1999: Don Juan im Kumpelnest 2000 von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
1999: Dämonen von Dostojewski – Regie: Frank Castorf
2000: Le Bleu du ciel von George Bataille – Regie: Ivan Stanev
2001: Erniedrigte und Beleidigte von Dostojewski – Regie: Frank Castorf
2001: Macbeth von Shakespeare – Regie: Calixto Bieito
2001: Glaube Liebe Hoffnung von Horváth – Regie: Albrecht Hirche
2002: Der Idiot von Dostojewski – Regie: Frank Castorf
2002: Luxor Las Vegas von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev[5]
2004: Kokain von Pitigrilli – Regie: Frank Castorf
2004: Meine Schneekönigin von Andersen – Regie: Frank Castorf
2004: Hollywood forever von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
2005: Schuld und Sühne von Dostojewski – Regie: Frank Castorf
2006: Im Dickicht der Städte von Brecht – Regie: Frank Castorf
2007: De Frau – Regie: Jonathan Meese
2008: Maßnahme/Mauser von Brecht, Müller – Regie: Frank Castorf
2008: Kean von Dumas – Regie: Frank Castorf
2009: Mord im Burgtheater von Ivan Stanev – Regie: Ivan Stanev
2010: Nach Moskau, nach Moskau von Tschechow – Regie: Frank Castorf
2012: Fucking Liberty von Ulli Lommel – Regie: Ulli Lommel
2014: „Bitte bei TOTLEBEN klingeln“ – Text, Regie: Ivan Stanev
2015: „Kaputt“ von Malaparte – Regie Frank: Castorf
2015: „Verbrennung“ von Wajdi Mouawad – Regie: Carolin Mylord
2016: „Locus Solus“ von Raymond Roussel – Regie: Christof Garbaczewski
2017: „Die Reise nach Petuschki“ von Wenedikt Jerofeev, Volksbühne Berlin – Regie: S.Klink
2017: „Scherzo di Follia“, freie Theaterproduktion Berlin – Text und Regie: Ivan Stanev
2017: Das Milieu der Toten, Stimme, Produktion: Mobile Akademie, Theater der Welt
2018: Liberté, Volksbühne Berlin; Text, Regie: Albert Serra
2018: Place Fantôme, Hauptstadtkulturfonds Berlin; Text, Regie: Ivan Stanev
Hörspiele und Hörbücher
„Solea“ von Izzo – Regie: Ulrich Gerhardt, DLR Kultur 2003
„Zwei sehr ernsthafte Damen“ von Bowles – Regie: Heike Tauch, DLR Kultur, 2005
„Mosaik“ von Beyer – Regie: Klaus Buhlert, HR/DLF 2005, Hörspiel des Monats November 2005, Hörspiel des Jahres 2005
„Stilleben in einem Graben“ von Paradino – Regie: Steffen Moratz, MDR, 2006