Jean-Claude Hollerich, der in Vianden im Nordosten von Luxemburg aufwuchs, besuchte die École Apostolique von Clairefontaine und das Lycée Classique in Diekirch. Er ging als Kind mit seinen Eltern nach eigener Aussage nur zur Kirche, wenn die Großmutter zu Besuch war.[1] Von 1978 bis 1981 studierte er Katholische Theologie und Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Am 27. September 1981 trat er der Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu bei. Nach einem Noviziat in Namur von 1981 bis 1983 folgte ein Pastoralpraktikum von 1983 bis 1985 in Luxemburg. Am 15. September 1985 reiste Hollerich nach Japan und studierte bis 1989 die dortige Sprache und Kultur sowie Theologie an der Sophia-Universität in Tokio.
2014 wurde er Präsident der Konferenz der Justitia-et-Pax-Kommissionen Europas. Seit dem 3. April 2019 ist er zudem Präsident des internationalen Ministrantenbundes CIM (Coetus Internationalis Ministrantium).[4][5]
Papst Franziskus ernannte Hollerich 2021 zum Generalrelator der 16. ordentlichen Generalversammlung der BischofssynodeFür eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission.[14] Spekulationen, er könne Nachfolger von Papst Franziskus im Papstamt werden, wies Hollerich im März 2022 als „Fantasien einiger Leute“ zurück; solche Gerüchte seien „eher ein Angriff auf den Papst“. Er selber sei ein Reformist wie Franziskus; in der Kirche müssten durchaus Anpassungen vorgenommen werden.[15]
Am 7. März 2023 wurde er von Papst Franziskus in den Kardinalsrat berufen.[16]
Hollerich spricht fließend Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Japanisch und Lëtzebuergesch.[18]
Positionen
Im Oktober 2019 erklärte Hollerich, er könne sich die Zulassung von verheirateten Priestern neben zölibatären Priestern in der römisch-katholischen Kirche vorstellen.[19]
Homosexuelle Handlungen seien seiner Meinung nach keine Sünde, erklärte er in einem Interview vom Februar 2022; die christliche Sexualmoral brauche nach Angaben des Kardinals „eine Grundrevision der Lehre“.[20]
Zur Frauenordination, die durch Papst Johannes Paul II. im Lehrschreiben Ordinatio sacerdotalis ausgeschlossen worden war, hat sich mit Hollerich erstmals ein Kardinal positiv geäussert; das Verbot der Frauenweihe sei „wahrscheinlich“ keine unfehlbare Lehre des Papstes. „Mit der Zeit“ könne ein Papst diese Frage anders entscheiden. Er schloss die Weihe aber aus, wenn sie die Verbindung zur Orthodoxie gefährden oder in der römisch-katholischen Kirche zu einer Polarisierung führen würde.[21]
Schriften
Narrativität im Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis, in: Sophia Linguistica, N. 37 (1994)
Different Way of Dialogue, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 29 (1994)
Der Ursprung der Schulgrammatik, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 30 (1995)
Das Entstehen eines Nationalbewusstseins in Luxemburg, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 32 (1997)
Biografische Notiz zu Kardinal Hollerich In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 10. März 2023 (englisch)
↑Wörtliches Zitat aus der Personenbeschreibung zum Interview von Alberto Ambrosio und Volker Resing mit Hollerich: "Manchmal hinkt der Hirte hinter der Herde her" (Herder Korrespondenz Heft 2/2022 Seite 18).