Jan Želivský (* um 1380 in Humpolec (unsicher); † 9. März1422 in Prag; deutsch Johann von Seelau oder Selau) war ein Priester der Hussiten, und neben Jan Žižka und Jan Hus eine der schillerndsten Persönlichkeiten der hussitischen Bewegung.
Am 30. Juli 1419 führte er eine Menschenansammlung an, die das Neustädter Rathaus stürmte und mit dem ersten Prager Fenstersturz (Defenestration) endete. Infolge der Ereignisse kam es zur Radikalisierung vieler Prager Bürger, die als der Beginn der Hussitenkriege angesehen wird. Selau/Želivský wurde zu einem der vier Hauptleute und später zum Ratsherrn der Aufständischen gewählt.
Seit 1420 begann er die Macht an sich zu reißen, gefördert von seiner großen Beliebtheit beim Volk. Diese neu gewonnene Macht nutzte er zur Vernichtung seiner Gegner. Beim Zug der Prager und Taboriten nach Ostböhmen befehligte er bereits das Heer, ebenso im Sommer 1421 beim Zug nach Brüx (tschechisch: Most). Bei der Synode am 4. Juli 1420 erhielt er schließlich die absolute Macht in Prag, die allerdings viele Neider auf den Plan rief und auch Misstrauen hervorrief. Nach und nach wuchs die Opposition gegen ihn. Anfang Februar 1421 trat eine Kommission ins Leben, die ihn bereits am 5. Februar 1421 teilweise entmachtete und ihm nur noch wenige Zuständigkeiten ließ. Im Sommer 1421 führte Želivský den Feldzug nach Nordböhmen an, der am 5. August mit der Niederlage in der Schlacht bei Brüx endete.
1422 wurde er auf Befehl von Jakobellus von Mies wegen der Gewalttätigkeiten während seiner Regentschaft inhaftiert und am 9. März 1422 durch das Schwert hingerichtet. Nach der Hinrichtung des immer noch beliebten Želivský brachen in Prag blutige Unruhen aus. Besonders gegen die Bewohner des jüdischen Viertels richtete sich der Hass des Mobs, obwohl Juden für den Tod Želivskýs keinerlei Verantwortung trugen.
Sein Nachfolger auf der Priesterstelle in der Prager Neustadt wurde Jakub Vlk.
Literatur
Božena Auštecká: Jan Želivský jako politik (= Husitský Archiv. Band 2, ZDB-ID 2619090-4). Nákladem Společnosti Husova Muzea, Prag 1925.