Am 7. März 1965 sahen Reeb und seine Frau im Fernsehen, wie die Polizei Demonstranten des ersten von Martin Luther King initiierten Selma-nach-Montgomery-Marsches angriffen (Bloody Sunday). Hintergrund des Marsches war die Forderung der Bürgerrechtsbewegung um Aufnahme schwarzer US-Bürger in die Wählerlisten. Am Folgetag rief Martin Luther King Geistliche im ganzen Land auf, ihn in einem zweiten Marschversuch zu unterstützen, was Reeb veranlasste noch am gleichen Tag nach Selma zu fliegen und am 9. März als unitarischer Geistlicher am zweiten Marsch teilzunehmen. Seine Frau und die vier Kinder blieben indes in Boston. Jedoch erreichte auch der zweite Marsch nicht wie beabsichtigt Alabamas Hauptstadt Montgomery, sondern wurde vorzeitig nach einem gemeinsamen Gebet an der Edmund-Pettus-Brücke abgebrochen. Als Reeb am Abend des 9. März nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch mit Bekannten auf die Straße trat, wurden er und seine Mitstreiter von mehreren weißen Männern mit Schlagstöcken angegriffen, wobei Reeb schwere Kopfverletzungen zugefügt wurden. Es vergingen mehrere Stunden, ehe Reeb in einem Krankenhaus in Birmingham behandelt wurde, wo die Ärzte eine Operation am Gehirn durchführen mussten. Noch während Reeb sich auf dem Weg ins Krankenhaus befand, hielt Martin Luther King eine Pressekonferenz ab, auf der er den Angriff verurteilte und alle bat, für Reeb zu beten. Zwei Tage später starb James Reeb.
Nach Reebs Tod fanden im ganzen Land Mahnwachen zu seinen Ehren statt. Präsident Lyndon B. Johnson kondolierte Reebs Witwe und berief sich bei der Vorstellung des von der Bürgerrechtsbewegung mit angestoßenen Wahlrechtsgesetzes am 15. März 1965 auf Reeb. Das Wahlrechtsgesetz wurde am 6. August 1965 verabschiedet. Martin Luther King bezeichnete Reeb als das Gewissen der Nation.
Nach dem Überfall auf Reeb wurden vier Personen verhaftet, kurz darauf jedoch wieder freigelassen. Im April 1965 wurden drei von ihnen (Elmer Cook, Stanley Hoggle und O’Neal Hoggle) wegen Mordes angeklagt, jedoch von einer rein weißen Jury trotz belastender Zeugenaussagen freigesprochen. Ein vierter Angeklagter (Kelley) war zuvor nach Mississippi geflohen. 2011 wurde bekannt, dass das FBI erneut Ermittlungen gegen die vier Beschuldigten aufgenommen habe.[1]
Die unitarisch-universalistische Gemeinde in Madison, Wisconsin, ist nach James Reeb benannt.[2] Die Ereignisse um die Selma-nach-Montgomery-Märsche und die Wahlrechtsgesetze wurden 2014 auch in dem Film Selma aufgegriffen. Dort wird Reeb von dem aus Boston stammenden SchauspielerJeremy Strong gespielt.
Literatur
Steve Fiffer und Ardar Cohen: Jimmie Lee & James: Two Lives, Two Deaths, and the Movement that Changed America, Regan Arts 2015, ISBN 978-1-941393-48-2
Duncan Howlett: No Greater Love: The James Reeb Story, Skinner House Books 1993