Die Indische Armee stellte im Zweiten Weltkrieg neben der British Army eines der größten Truppenkontingente des British Commonwealth of Nations. 1939 aus unter 200.000 Soldaten bestehend, hatte sie sich bis zum Ende des Krieges zur größten Freiwilligenarmee der Geschichte mit über 2,5 Millionen Soldaten im August 1945 entwickelt.[1] Beginnend mit ihrem Einsatz auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz ab 1940, kämpfte die Armee bis zum Kriegsende 1945 auf drei Kontinenten (Afrika, Asien und Europa).
Mitglieder der Indian Army kämpften als Teil der britischen Streitkräfte im Ostafrikafeldzug in Äthiopien gegen die italienische Armee sowie gegen die italienischen und deutschen Armeen im (Nord-)Afrikafeldzug in Ägypten, Libyen und Tunesien. Nachdem Italien sich ergeben hatte, ging sie zudem im Italienfeldzug gegen die deutsche Armee vor. Der Großteil der indischen Soldaten kämpfte aber in Asien gegen die japanische Armee, bei Kriegsbeginn auf der Malaiischen Halbinsel, in Singapur und Hongkong und auf Borneo. Sie waren auch beteiligt am mehrjährigen Burmafeldzug. Dabei wurden über 36.000 indische Soldaten getötet; um die 64.000 wurden verwundet[5] und über 67.000 gerieten in Kriegsgefangenschaft.[6]
Winston Churchill lobte die „unerhörte Tapferkeit der indischen Soldaten und Offiziere“.[7] Dieses Lob der Indian Army mit ihren indisch- und englischstämmigen Offizieren wird als Schritt in der ethnischen Gleichstellung durch Churchill gewertet (allerdings wird Churchill auch vorgeworfen, er hätte darauf gedrängt, „black volunteers“ über „administrative means“ aus der Armee zu halten[8]).
Nachspiel
Im Zweiten Weltkrieg fielen 36.000 Soldaten aus Britisch-Indien.[5] Von den je nach Quelle bis 80.000 indischen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft gerieten, waren zwischen 15.000 und 17.000 in italienischer oder deutscher Gefangenschaft.[9] Von diesen wurden zwischen 2.500 und 4.000 als Mitglieder der italienischen Battaglione Azad Hindoustan und/oder der deutschen Indischen Legion angeworben, um gegen die Alliierten zu kämpfen.[9][10] Über 40.000 indische Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft traten der Indian National Army (INA) bei und kämpften in Burma und Nordostindien gegen die Alliierten und für ein unabhängiges Indien. Anführer war der heute in Indien als Freiheitskämpfer angesehene Subhash Chandra Bose. Mitglieder der INA wurden nach dem Krieg in Britisch-Indien als Landesverräter angeklagt, jedoch nur in seltenen Fällen ernsthaft bestraft. Ein Grund dabei waren verschiedene Aufstände, sowohl in der Indian Army als auch in der Zivilbevölkerung, zur Unterstützung der angeklagten INA-Mitglieder.[11] Diese Aufstände werden in Indien als Teil der geschichtlichen Ereignisse gewertet, die zur Unabhängigkeit Indiens führten.
Nach der Teilung Indiens 1947 fielen etwa 2/3 der Militärmittel der alten „Indian Army“ an das unabhängige Indien, und 1/3 an Pakistan.[12] Vier Gurkha-Regimenter wurden in die Britische Armee überführt und in Malaya stationiert.
Literatur
Kaushik Roy: The Army in British India: From Colonial Warfare to Total War 1857–1947. Bloomsbury, 2013.
Ders. (Hrsg.): The Indian Army in the Two World Wars. Brill, 2012.
Alan Jeffreys, Patrick Rose (Hrsg.): The Indian Army 1939–1947: Experience and Development. Ashgate, 2012.
↑„the force recruited locally and permanently based in India, together with its expatriate British officers“, laut der Oxford History of the British Army
↑ abG. J. Douds: The Men Who Never Were: Indian POWs in the Second World War In: South Asia: Journal of South Asian Studies. Band 27, Nr. 2, 2004, S. 189, 191, 209.
↑Secretary of State for India [Arthur Henderson]: House of Commons Debates. Band 425, 8. Juli 1946.