Die einzelligen Ichthyosporea zeichnen sich morphologisch durch Zellen aus, die, wenn überhaupt, nur ein einzelnes Cilium besitzen, manche Arten haben nur länglich amöboide Gestalt. Meist sind die Cristae flach, einige Arten haben jedoch röhrenförmige Cristae.[2]
Lebensweise
Viele Arten leben parasitär, bsp. als Parasiten von Fischen, Krebstieren, Insekten und anderen.[3] So sind Arten von Dermocystidium Parasiten auf der Haut oder in Kiemen von verschiedenen Fischen, Fröschne und Molchen. Psorospermium haeckeli kommt in Flusskrebsen vor. Ichthyophonus hoferi kann starkes und wirtschaftlich bedeutendes Fischsterben verursachen. Einige Arten (z. B. Sphaeroforma) leben frei schwimmend und nutzen tote organische Substanz (Debris) als Nahrung.[4]
Taumelkrankheit bei Fischen
Ichthyosporidium hoferi (früher Ichthyophonus hoferi) verursacht die sogenannte Taumelkrankheit, die alle Süßwasserfischarten und viele Meeresfische heimsuchen kann. Aus den mit der Nahrung aufgenommenen Dauerstadien des Pilzes werden im Fischdarm amöbenartigePlasmodien frei. Sie gelangen durch die Darmwand in das Blutgefäßsystem und werden so in die verschiedenen inneren Organe, zum Beispiel die Leber oder die Nieren, transportiert. Hier umgeben sie sich mit einer Hülle und wachsen allmählich heran. Aus diesen Zysten werden wieder Tochterplasmodien frei, aus denen sich weitere Zysten entwickeln. Schließlich brechen die Sporen von Innen her durch kleine Hauptgeschwüre nach außen durch, werden frei und sorgen für die weitere Verbreitung.
Die äußeren Symptome erkrankter Fische sind Gleichgewichtsstörungen (Taumeln), Appetitlosigkeit, Abmagern und plötzlicher Tod. Gelegentlich findet man auch kleine Geschwulstbildungen auf der Haut. Die inneren Organe weisen kleine runde Zysten auf. Stark befallene Organe fühlen sich vielfach hart und sandig an. Eine gesicherte Diagnose ist meist nur vom Fachmann aufgrund histologischer Untersuchungen möglich. Die Krankheit ist sehr ansteckend. Die Infektion erfolgt durch Sporen und Pilzfäden über den Kot, eventuell auch über infizierte Kleinkrebse und bei Teichfischen auch durch Verfütterung kranker Meeresfische. Eine medikamentöse Behandlung ist nicht möglich. Stark befallene Bestände sollten deshalb unbedingt vernichtet und die Teiche im Anschluss daran sorgfältig desinfiziert werden.[5]
Systematik
Die Gruppe wurde 1998 durch Thomas Cavalier-Smith erstbeschrieben, ein häufiges Synonym ist Mesomycetozoea. Der Name Ichthyosporea bezieht sich auf die häufigen Fischparasiten in dieser Gruppe (griechisch Ichthyo, Fisch). Die Gruppe enthält zahlreiche monotypische Gattungen, derzeit werden folgende Taxa in die Gruppe gestellt:[2]
↑ ab
Victoria Shabardina, Jennah E. Dharamshi, Patricia S. Ara, Meritxell Antó, Fernando J. Bascón, Hiroshi Suga, Wyth Marshall, Claudio Scazzocchio, Elena Casacuberta, Iñaki Ruiz-Trillo: Ichthyosporea: a window into the origin of animals. In: Communications Biology, Band 7, Nr. 915, 29. Juli 2024; doi:10.1038/s42003-024-06608-5 (englisch).
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Sina M. Adl, Alastair G. B. Simpson, Christopher E. Lane, Julius Lukeš, David Bass, Samuel S. Bowser, Matthew W. Brown, Fabien Burki, Micah Dunthorn, Vladimir Hampl, Aaron Heiss, Mona Hoppenrath, Enrique Lara, Line le Gall, Denis H. Lynn, Hilary McManus, Edward A. D. Mitchell, Sharon E. Mozley-Stanridge, Laura W. Parfrey, Jan Pawlowski, Sonja Rueckert, Laura Shadwick, Conrad L. Schoch, Alexey Smirnov, Frederick W. Spiegel: The Revised Classification of Eukaryotes. Journal of Eukaryotic Microbiology, Band 59, 28. September 2012, S. 429–514; doi:10.1111/j.1550-7408.2012.00644.x (englisch).
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Wilfried Westheide & Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg • Berlin, 2007, ISBN 3-8274-1575-6
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Sina M. Adl, Alastair G. B. Simpson, Mark A. Farmer, Robert A. Andersen, O. Roger Anderson, John A. Barta, Samual S. Bowser, Guy Bragerolle, Robert A. Fensome, Suzanne Fredericq, Timothy Y. James, Sergei Karpov, Paul Kugrens, John Krug, Christopher E. Lane, Louise A. Lewis, Jean Lodge, Denis H. Lynn, David G. Mann, Richard M. McCourt, Leonel Mendoza, Øjvind Moestrup, Sharon E. Mozley-Standridge, Thomas A. Nerad, Carol A. Shearer, Alexey V. Smirnov, Frederick W. Spiegel, Max F. J. R. Taylor: The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists. In: The Journal of Eukaryotic Microbiology, Band 52, Nr. 5, 2005; S. 399–451; doi:10.1111/j.1550-7408.2005.00053.x (englisch).
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Elisabeth Hehenberger, Denis V. Tikhonenkov, Martin Kolisko, Javier del Campo, Anton S. Esaulov, Alexander P. Mylnikov, Patrick J. Keeling: Novel Predators Reshape Holozoan Phylogeny and Reveal the Presence of a Two-Component Signaling System in the Ancestor of Animals. In: Current Biology, Band 27, Nr. 13, 10. Juli 2017, S. 2043–2050; doi:10.1016/j.cub.2017.06.006, PMID 28648822, Epub 22. Juni 2017 (englisch).
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Denis V. Tikhonenkov, Elisabeth Hehenberger, Anton S. Esaulov, Olga I. Belyakova, Yuri A. Mazei, Alexander P. Mylnikov, Patrick J. Keeling: Insights into the origin of metazoan multicellularity from predatory unicellular relatives of animals. In: BMC Biology. 18. Jahrgang, Nr.39, 9. April 2020, ResearchGate:340538125, doi:10.1186/s12915-020-0762-1, PMID 32272915, PMC 7147346 (freier Volltext) – (englisch).
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Luke A. Sarre, Iana V. Kim, Vladimir Ovchinnikov, Marine Olivetta, Hiroshi Suga, Omaya Dudin, Arnau Sebé-Pedrós, Alex de Mendoza: DNA methylation enables recurrent endogenization of giant viruses in an animal relative. In: ScienceAdvances, Band 10, Nr. 28, 12. Juli 2024; doi:10.1126/sciadv.ado6406 (englisch). Dazu: