Ian Holm, der in Essex aufgewachsene Sohn eines Psychiaters und einer Krankenschwester,[2] nahm sein Schauspielstudium an der Royal Academy of Dramatic Arts in London im Jahr 1949 auf. Unterbrochen wurde das Studium von einem einjährigen Militärdienst im österreichischen Klagenfurt. Nach seinem Abschluss an der RADA im Jahr 1953 war Holm über 15 Jahre bei der renommierten Royal Shakespeare Company beschäftigt und spielte mit dieser sowohl in London als auch in Shakespeares Geburtsstadt Stratford-upon-Avon.[3][4] Nach anfänglich kleinen Rollen konnte er sich zunehmend als Theaterschauspieler etablieren. Er spielte unter anderem in einer großen Anzahl von Rollen aus Shakespeares Stücken (unter anderem Romeo, Heinrich V., Puck und Troilus). 1965 spielte er für die BBC-Verfilmung der Rosenkrieg-Stücke (Heinrich VI. Teil 1–3 und Richard III.) den Richard III.
Auch in den Vereinigten Staaten erreichte er durch seine Darstellungen – vor allem in Shakespeare-Stücken – zunehmende Bekanntheit. Am Broadway spielte er den Lenny in Harold PintersThe Homecoming und wurde hierfür 1967 mit dem Tony Award ausgezeichnet. 1976 hatte er während einer Produktion von Eugene O’Neills Stück The Iceman Cometh einen Anfall von Lampenfieber, der zu einer Panikattacke führte, was zur Folge hatte, dass er sich weitgehend von der Theaterschauspielerei zurückzog und nur noch gelegentlich zur Bühne zurückkehrte.[5] In Großbritannien erhielt er 1998 den Laurence Olivier Award für seine Darstellung des König Lear, die er 1998 auch in einem Fernsehfilm unter Regie von Richard Eyre verewigte.[6]
Film und Fernsehen
1957 war Holm erstmals in einer britischen Fernsehproduktion zu sehen, dem ITV Play of the Week. Ab Ende der 1960er-Jahre übernahm er regelmäßiger Rollen in Kinofilmen. Holm galt als vielseitiger Charakterdarsteller,[7] der häufig exzentrische Figuren verkörperte, die sowohl gutherziger als auch bösartiger Natur sein konnten.[8]
2004 war er in Roland Emmerichs Katastrophenfilm The Day After Tomorrow zu sehen, im selben Jahr übernahm er eine Rolle in Martin Scorseses Film Aviator. 2006 stellte er in Oh Jerusalem den israelischen Staatsgründer und Ministerpräsidenten Ben Gurion dar. 2007 sprach er in der englischsprachigen Fassung des Animationsfilms Ratatouille den fiesen Koch Skinner. Zuletzt war Holm in dem 2014 erschienenen Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere zu sehen, danach zog er sich aus dem Schauspielgeschäft zurück.
Ian Holms markante Stimme ist vor allem in Großbritannien sehr bekannt, da er häufig als Erzähler, Kommentator und Sprecher von Dokumentationen zum Einsatz kam.[9] Seit 1979 wurde Holm achtmal von Mogens von Gadow, darunter in der Herr-der-Ringe- und der Hobbit-Filmtrilogie, synchronisiert. Dazu übernahmen in der Vergangenheit auch Friedrich Georg Beckhaus zwischen 1988 und 2006 sowie Hermann Ebeling zwischen 1991 und 1998 Holms deutsche Synchronisation. In dem für Holms Karriere wichtigen Film Brazil (1985) wurde er von Peter Matić gesprochen.[10]
Von 1955 bis 1965 war er mit Lynn Mary Shaw verheiratet, mit der er die Töchter Jessica und Sarah-Jane hat. Aus der Beziehung zur Fotografin Bee Gilbert stammen Sohn Barnaby Holm (* 20. Februar 1967), der ebenfalls Schauspieler ist, und Tochter Melissa. Von 1982 bis 1986 war er mit der Schauspielerin Sophie Baker verheiratet, mit der er Sohn Harry (* 1981) hat. Von 1991 bis 2001 war Ian Holm in dritter Ehe mit der Schauspielerin Penelope Wilton verheiratet. Seine vierte Gattin war seit 2003 Sophie de Stempel.[11]
Holm starb, nachdem er seit einigen Jahren an Parkinson erkrankt war, im Juni 2020 im Alter von 88 Jahren in London.[12]
Filmografie (Auswahl)
1957: ITV Play of the Week (Fernsehserie, 2 Folgen)
1968: Ereignisse beim Bewachen der Bofors-Kanone (The Bofors Gun)
↑Andrew Pulver: Ian Holm, star of Lord of the Rings, Alien and Chariots of Fire, dies aged 88. In: The Guardian. 19. Juni 2020, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 19. Juni 2020]).
↑Andrew Pulver: Ian Holm, star of Lord of the Rings, Alien and Chariots of Fire, dies aged 88. In: The Guardian. 19. Juni 2020, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 19. Juni 2020]).