Die Laubblätter sind schraubig in 1/3-Stellung angeordnet. Alle Blattscheiden weisen deutliche Gitternerven auf und besitzen an der Mündung ein Blatthäutchen. Die Blattscheiden der untersten, meist spreitenlosen Blätter eines Triebes sind gekielt, purpurbraun bis dunkel rotbraun gefärbt und nicht oder nur schwach netzfaserig. Der Bogen des Blatthäutchens ist 30 bis 50 (bis 75) Millimeter lang, viel länger als breit und mehr oder weniger spitz. Die breit linealischen, mehr oder weniger überhängenden, ziemlich steifen Spreiten der Laubblätter sind bis zu 100 Zentimeter lang, meist 9 bis 16 (7 bis 20) Millimeter breit und mehr oder weniger allmählich zur Spitze hin verschmälert. Sie sind am Grund längs gefaltet, weiter oben mehr oder weniger flach, aber unterseits durch die Mittelrippe und oberseits durch zwei dazu parallele seitliche Nerven gekielt. Die Spreiten sind kahl, oberseits glänzend dunkelgrün und nur auf den Nerven rau, unterseits graugrün und fein papillös. Ihre Ränder sind etwas zurückgerollt und gegen die Blattspitze zu meist stark rau.
Generative Merkmale
Die Geschlechtsverteilung der Blüten ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch).
Die Blühtriebe erreichen Wuchshöhen von meist 60 bis 180 (40 bis 250) Zentimetern und sind damit viel länger als die Blätter. Der kräftige, 2 bis 4 Millimeter dicke Stängel ist steif aufrecht, oben oft nickend und bis in den Blütenstand hinein gleichmäßig beblättert. Er ist scharf dreikantig und an den Kanten glatt bzw. nur ganz oben etwas rau. Der Gesamtblütenstand ist 20 bis 100 Zentimeter lang und enthält meist vier bis sieben (zwei bis elf) blattachselständigen weiblichen Ähren im unteren Teil und ein, selten zwei männlichen Ähren an der Spitze. Alle Ähren sind relativ weit voneinander entfernt angeordnet und hängen zuletzt bogig über. Die Tragblätter der unteren und mittleren weiblichen Ähren sind laubblattartig ausgebildet. Ihre Spreiten sind 20 bis 60 Zentimeter lang und etwas schmäler als die Grundblätter. Sie sind meist länger als die dazugehörigen Ähren, aber kürzer als der Gesamtblütenstand. Die Tragblätter besitzen eine 5 bis 10 Zentimeter lange, ein wenig raue Scheide. Die schlank zylindrischen bis keulenförmig-zylindrischen weiblichen Ähren sind 5 bis 8 Millimeter breit und (3 bis) 5 bis 21 Zentimeter, bei manchen Kulturformen[1] und bei var. myosuroides[2] bis zu 25 Zentimeter lang. Sie sind reich- und dichtblütig, aber gegen den Grund zu oft lockerblütig. Die unteren Ähren besitzen bis über 10 Zentimeter lange, raue Stiele, die großteils von den Scheiden ihrer Tragblätter umschlossen werden, die obersten sind ungestielt. Die reichblütige, schlank zylindrische, 8 bis 16 Zentimeter lange und 3 bis 4 Millimeter breite männliche Ähre steht grundsätzlich einzeln endständig am Stängel. Manchmal befindet sich aber an ihrem Grund eine zweite kürzere männliche Ähre. Außerdem können manchmal die oberste, ausnahmsweise sogar alle weiblichen Ähren an ihrer Spitze männliche Blüten besitzen. Die Blüten, genau genommen einblütige Ährchen,[3] sind innerhalb der Ähren schraubig angeordnet. Sie sitzen in den Achseln von Tragblättern, die als Spelzen bezeichnet werden, und besitzen keine Blütenhülle.
Die bis zu 2,5 (bis 4,2) Millimeter lange und 1 (bis 1,6) Millimeter breite Spelze der weiblichen Blüten ist schmal eiförmig, schmal verkehrteiförmig bis schmal lanzettlich, vorn allmählich zu einer kurzen, rauen Stachelspitze zugespitzt und scheinbar dreinervig. Sie ist kahl, hellbraun bis dunkel rotbraun gefärbt, besitzt einen breiten, grünen Mittelstreifen und vorne höchstens einen schmalen, weißen Hautrand. Die nur aus dem Stempel bestehende Blüte ist vom „Schlauch“ (Utriculus) umschlossen, einem Organ, das dem zu einem Hohlkörper verwachsenen Vorblatt der Blüte (= „einblütiges Ährchen“) entspricht. Der in reifem Zustand ellipsoidale bis eiförmige, undeutlich dreikantige, etwas aufgeblasene Schlauch ist meist 2,8 bis 3,5 (2,2 bis 4) Millimeter lang. Er ist etwa in der Mitte am breitesten und hat dort einen Durchmesser von 1 bis 1,5 Millimeter. Der reife Schlauch ist etwa so lang oder bis um die Hälfte länger als die dazugehörige Spelze und ragt schräg bis gerade zwischen den Spelzen hervor. Er ist am Grund in einen kurzen Stiel und vorne meist allmählich in einen zylindrischen, leicht nach außen gekrümmten, 0,3 bis 0,5 Millimeter langen, an der Spitze gestutzten bis undeutlich zweizähnigen, an der Öffnung hyalinen und gefransten Schnabel verschmälert. Der kahle, glänzende, häutige Schlauch ist bleichgrün bis gelblich, vorne hell olivbraun und manchmal etwas braun-purpurn gefleckt. Er weist zwei oder mehrere schwach hervortretende Nerven auf, wovon die randlichen etwas deutlicher sind. Der oberständige Fruchtknoten ist einfächerig und enthält nur eine einzige, aufrechte Samenanlage. Die drei ziemlich kurzen, bräunlichen Narben sitzen auf einem einfachen, fadenförmigen Griffel und ragen aus der Öffnung des Schnabels heraus. Der Schlauch fällt zusammen mit der Frucht ab. Diese ist darin vollkommen eingeschlossen und füllt den Hohlraum nicht aus.
Die Frucht ist eine im Schlauch deutlich gestielte, einsamige Nussfrucht. Sie ist matt strohfarben bis braun, eiförmig oder verkehrteiförmig, 1,5 bis 2 Millimeter lang, 0,8 bis 1,1 Millimeter breit, scharf dreikantig, mehr oder weniger bespitzt und glatt. Die Samen enthalten Endosperm.
Die bis über 5 Millimeter lange Spelze der männlichen Blüten ist linealisch, lanzettlich, länglich oder schmal-verkehrteiförmig mit spitzem oberen Ende und einnervig. Sie ist rötlich-braun bzw. am Grund hell-braun und besitzt einen grünen Mittelstreifen. Die Blüte enthält nur drei Staubblätter, deren Staubfäden nicht miteinander verwachsen sind. Die linealischen, schmutzig orange gefärbten, Staubbeutel sind ungefähr 4 Millimeter lang und kurz bespitzt. Sie sind basifix, also an ihrem Grund dem Staubfaden angeheftet.
Die Hänge-Segge blüht und fruchtet in Mitteleuropa im Mai und Juni,[5] auf der Iberischen Halbinsel meist zwischen April und Juni, seltener schon im März oder auch noch im Juli.[6] Für die Gebirge im Südosten des Verbreitungsgebiets wird eine Blüte- und Fruchtzeit im Juli und August angegeben.[7]
Wie die anderen Seggenarten wird auch die Hänge-Segge durch den Wind bestäubt (Anemophilie).[8] Eine Ausbreitung der Früchte ist durch den Wind (Anemochorie) oder mit Hilfe des Wassers (Hydrochorie) möglich.[9]
Ausgehend von in Gärten kultivierten Pflanzen hat sich die Hänge-Segge an mehreren Stellen in den Vereinigten Staaten[14] (Washington, Virginia) und in Neuseeland[15] als Neophyt etabliert. Sie neigt dazu, sich selbst auszusäen und dann außerhalb der Gärten an Wegrändern und an Ufern von Fließgewässern aufzutauchen.[14]
Im mitteleuropäischen Tiefland tritt die Hänge-Segge nur vereinzelt auf; westlich der Elbe fehlt sie fast ganz; in den Mittelgebirgen tritt sie zerstreut auf; in den Alpen ist sie sehr selten.[16] Die Hänge-Segge ist in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns häufig, im übrigen Deutschland ist ihre Verbreitung dagegen lückenhaft.[9] In Österreich kommt die Hänge-Segge in allen Bundesländern vor.[17] Sie fehlt aber beispielsweise im Wiener Becken und im Weinviertel[18] sowie in den zentralen Teilen der Alpen.
In der Schweiz ist die Hänge-Segge ziemlich häufig, dringt aber nicht sehr weit in die Alpentäler ein.[19] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[20]
Die Hänge-Segge gedeiht vorwiegend auf nährstoff- und basenreichen, aber eher kalkarmen, nassen, nicht allzu kalten, Ton- und Lehmböden.[16] Sie meidet volle Besonnung, und sie gedeiht am besten im Halbschatten, aber auch im Vollschatten. Sie ist etwas Wärme liebend. Sie bevorzugt Lagen mit überwiegend hoher Luftfeuchtigkeit.[16] Sie ist in feuchten bis nassen oder quelligen Erlen- und Eschenwäldern auf sumpfigen Waldlichtungen oder Waldwegen zu finden. Sie ist eine Charakterart des Carici remotae-Fraxinetums aus dem Verband Alno-Ulmion, kommt aber auch in anderen Gesellschaften dieses Verbands und in denen der Ordnung Fagetalia vor.[21]
Sie besiedelt in Mitteleuropa vor allem feuchte Wälder in Höhenlagen von 300 bis 600 Metern in den Mittelgebirgen und steigt kaum über 1000 Meter auf.[16] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil zwischen Roßschläg und Musauer Alp bis zu 1100 m Meereshöhe auf.[22] Sie erreicht in den Bayerischen Alpen 1300 Meter.[23]
Die Hänge-Segge zeigt hochstehende Grundwasser an bzw. oberflächliches Hangdruckwasser.[16]
Systematik und botanische Geschichte
Die Erstveröffentlichung von Carex pendula erfolgte 1762 durch den britischen Botaniker William Hudson in Flora Anglica.[24] Hudson bezog sich bei seiner Erstbeschreibung auf ältere, vorlinnéische Beschreibungen von John Parkinson, Johann Bauhin, Caspar Bauhin und John Ray. Offenbar aus eigener Anschauung nannte Hudson reichliche Vorkommen der Art in Hecken und Gebüschen zwischen den heutigen Londoner Stadtteilen Hampstead und Highgate. Carex maximaScop., Carex mutabilisWilld., Carex myosuroidesLowe, Manochlaenia pendula(Huds.) Fedde & J.Schust., Trasus pendulus(Huds.) Gray sind Synonyme.[25]
Carex agastachysL. f. wird meist als eigenständige Art angesehen[26], oder sie wird als Unterart Carex pendula subsp. agastachys(L. f.) Ljungstrand zur Hänge-Segge gestellt.[20] Sie kommt von Mitteleuropa bis zum Iran vor.
Pflanzenexemplare von Madeira und den Azoren wurden von manchen Autoren als var. myosuroidesBoott unterschieden.[10] Sie zeichnen sich durch bis zu 24 cm lange weibliche Ähren aus.[2] Diese Varietät wird aber meist nicht anerkannt und nur als Synonym zu Carex pendula gestellt.[25]
Das Artepithetonpendula (lat.hängend) leitet sich von lat. pendere für hängen ab.[29] Es bezieht sich auf die hängenden Ähren dieser Art. Der deutschsprachige Name hat dieselbe Bedeutung.
Nutzung
Die Hänge-Segge wird oft als Zierpflanze in Gärten kultiviert. Sie wird oft an nassen, schattigen Plätzen gepflanzt, erträgt aber auch trockenere Böden.[1]
Quellen
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Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
A. J. Healy, E. Edgar: Carex L. In: Flora of New Zealand. Vol. III: Adventive cyperaceous, petalous & spathaceous monocotyledons. P. D. Hasselberg, Government Printer, Wellington 1980, ISBN 0-477-01041-5, S. 146–181. Carex pendula – online
H. E. Heß, E. Landolt, R. Hirzel: Cárex L., Segge. In: Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 1: Pteridophyta bis Caryophyllaceae. 1. Auflage. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1967, S. 418–489.
V. I. Krechetovich: Genus 235. Carex L. In: B. K. Shishkin (Hrsg.): Flora of the U.S.S.R. (Flora SSSR). Volume III. Izdatel'stvo Akademii Nauk SSSR, Leningrad, 1935, translated from Russian, Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem 1964, S. 86–369. Carex pendula – online
M. Luceño: 20. Carex L. In: S. Castroviejo (Hrsg.): Flora Iberica. Volume 18: Cyperaceae–Pontederiaceae. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 2008, ISBN 978-84-00-08624-4, S. 109–250. (PDF)
R. Maire: Carex L. (1753). In: Flore de l'Afrique du Nord. Volume 4: Monocotyledonae: Glumiflorae: Cyperaceae, Principes, Spathiflorae, Commelinales. (= Encyclopédie Biologique. 53). Éditions Paul Lechevalier, Paris 1957, S. 97–180. (PDF)
Ö. Nielsson: 21. Carex L. In: P. H. Davis (Hrsg.): Flora of Turkey and the East Aegean Islands. Volume 9, Edinburgh University Press, Edinburgh 1985, ISBN 0-85224-516-5, S. 73–158.
A. A. Reznicek: 26w. Carex Linnaeus sect. Rhynchocystis Dumortier, Fl. Belg., 147. 1827. In: Flora of North America north of Mexico. Vol. 23: Magnoliophyta: Commelinidae (in part): Cyperaceae. Oxford University Press, New York / Oxford 2002, ISBN 0-19-515207-7, S. 420–421. (online)
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Einzelnachweise
↑ ab
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↑ abc
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↑ ab
G. Post, J. E. Dinsmore: CXXXIII. Cyperaceae. Sedge Family. In: Flora of Syria, Palestine and Sinai. Vol. II, 2. Auflage. American University of Beirut, Beirut 1933, S. 669–687.
↑ abcde
H. Meusel, E. J. Jäger, E. Weinert: Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora. Band 1: Text & Karten. Fischer, Jena 1965, S. 430 (Text), S. 73 (Karten).
↑
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↑ abcde
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
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Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S.1130.
↑
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↑
Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW-Verlag, Eching bei München 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 260.
↑
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Carexpendula im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 2. Juli 2014.
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