Hohlwege (Flensburg)

Der hölzerne Glockenturm der kleinen St. Hans-Kirche in der Kappelner Straße (früher Süderhohlweg genannt) zur Nacht

Hohlwege (dänisch: Hulvejene) ist der Name eines Gebietes der Stadt Flensburg, oberhalb des Hafermarktes, das heutzutage zum großen Teil zum Stadtteil Jürgensby und teilweise auch zum Stadtteil Sandberg gehört.

Geschichte

Da Flensburgs Stadtkern sich im Tal um die Fördespitze herum bildete, führten die Wege in die Stadt über die westlich und östlich liegenden Höhenränder.[1] Schon beim Anlegen der Wege musste man wohl die besagten steilen Ränder ein wenig abflachen, in dem man sich durch die Ränder hindurchgrub.[1] Durch die jahrhundertelange Nutzung durch Fuhrwerke sowie abfließendes Regenwasser gruben sich diese Wege immer tiefer in den Boden, womit die Flensburgs Hohlwege entstanden.[2]

Das Gebiet Hohlwege bestand früher aus mehreren Hohlwegen sowie dem dortigen Bredeberg (Bredebjerg)[3], weshalb das Gebiet auch manchmal als Hohlwege und Bredeberg bezeichnet wurde und wird.[4] Zum Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich im besagten Gebiet ein Kleineleuteviertel, deren Bewohner in der Stadt arbeiteten. Damals gehörte das Gebiet noch zum Amtsgrund, obwohl es nahe der Stadt lag.[5] Das Gebiet Hohlwege bestand und besteht im Einzelnen aus der Kappelner Straße (Kappelgade)[6], die früher den Namen Süderhohlweg trug[7] und dem unteren Teil der Glücksburger Straße (Lyksborggade)[8], die den Namen Norderhohlweg trug. Der obere Teil der Straße gehörte nicht zum Gebiet Hohlwege. Weil der Norderhohlweg früher besonders feucht gewesen ist, wurde er auch Wasserhohlweg genannt.[1] Der Schulgang (Skolesti)[9] über den man direkt von dem einen zum anderen Hohlweg gelangen kann, wenn man nicht den Umweg über den Hafermarkt wählt, ist seit dem Jahr 1627 bezeugt. Auch damals gelangte man schon über den Weg zu einer dort ansassigen kirchlichen Schule St. Jürgens.[10] Auf den kleinen Bredeberg am Hohlweg wurde die erste Kate im Jahre 1735 erbaut. Der Name Bredeberg ist seit dem Jahr 1746 bezeugt. Im 19. Jahrhundert befand sich auf dem kleinen Berg der Pölskrug.[11] 1856 wurde die Hohlwegschule im Norderhohlweg gegründet,[2] deren heutiges Schulgebäude 1884 nach Entwürfen des Architekten Otto Fielitz entstand.[12]

Seit dem Jahr 1876 war die Straße Bredeberg beim gleichnamigen kleinen Berg im Adressbuch zu finden.[11] Das besagte Gebiet Hohlwege mit einer Fläche von 5,5, Hektar.[13][14] wurde im Jahre 1877 eingemeindet.[13][15] Nach der Eingemeindung erhielten die beiden Hohlwege jeweils am 20. Juli 1881 ihren neuen Namen.[16] Der Norderhohlweg erhielt den Namen Glücksburger Straße, weil man über diesen Weg nach Glücksburg gelangte[17] und über den Süderhohlweg beziehungsweise die Kappelner Straße gelangte man weiter nach Angeln und schließlich bis nach Kappeln.[18] Noch heute ist der Hohlwegcharakter der beiden Straßen gut erkennbar. Die dort befindlichen Böschungen werden durch Feldsteinmauern gestützt.[2] Im Jahre 1949 wurde die kleine dänische Kirche, die St. Hans-Kirche (Sankt Hans-Kirke), dort eingerichtet und geweiht.[19] Sie ist sowohl nicht mit der Johanniskirche (Sankt Hans Kirke) zu verwechseln, die im nahgelegenen Johannisviertel zu finden ist, als auch nicht mit der Johanniskirche (Sankt Hans Kirke) in Adelby zu verwechseln.

Sage vom krähenden Hahn

Einer Sage nach lebte östlich von Flensburg in Dollerupholz einst eine Hexe[20], die hexen konnte, was sie wollte. Eines Tages wollte sie, wie viele andere es schon gewesen sind, auch einmal in die Stadt. Sie ließ sich von einem Bauern auf dessen Fuhrwerk mitnehmen. Als sie durch einen der Hohlwege oberhalb der Stadt fuhren, fragte der Bauer sie: „Kannst Du Flensburg sehen?“ Sie antwortete: „Nein, durch die vielen Häuser kann ich es doch gar nicht sehen.“ Der Bauer stellte darauf hin fest: „Du bist ja nicht gescheit! Das hätte ich nicht gedacht. Ich bin gescheiter als du. Die vielen Häuser sind doch Flensburg!“ Das verärgerte die Hexe. Sogleich verwünschte sie den Bauern in einen Hahn. Noch heute kräht er des Nachts in den Hohlwegen Flensburgs herum.[21] (Vgl. in diesem Zusammenhang auch Blocksberg (Flensburg))

Hohlwegschule, 2013

Das Gebiet heutzutage

Heutzutage ist dort neben der alten Grundschule, die weiterhin den Namen Hohlwegschule trägt,[22] die dänische Jørgensby-Skolen ansässig, die offenbar irgendwann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand.[23] Sie ist nicht mit der älteren St.-Jürgen-Schule zu verwechseln.[24] Auch die kleine dänische Kirche ist dort noch weiterhin zu finden.[25] Der Nahversorgung in dem Gebiet dient der Penny-Markt[26], am Ende der Kappelner Straße, gegenüber der Kirche. Am Ende der Kappelner Straße beginnt die Straße Adelbylund (Vgl. Adelbylund), wo sich die St. Johannis Mühle befindet. Auf dem kleinen Bredeberg befindet sich ein größeres Einfamilienhaus, welches eine Plakette Schönes Haus des Verschönerungsvereins Flensburg trägt. An den Namen des Berges erinnert auch heute noch die gleichnamige Straße.[11]

Weitere Hohlwege Flensburgs

  • Marienstraße (Mariegade)[27], liegt auf der Westseite Flensburgs. Das Grundbuch von 1436 bezeugt, dass sie damals als Hohlweg eingestuft wurde. Ihre Hohlweggestalt ist heutzutage aber kaum noch zu erahnen.[28]
  • Junkerhohlweg (Junker Hulvej)[29], liegt auf der Westseite Flensburgs, nahe dem Gebiet, wo die Duburg stand.[1] Der Hohlwegcharakter ist heutzutage noch im oberen Bereich bei der Duburger Straße (Duborggade)[30] sehr gut durch die hohe Stützmauer aus Feldsteinen erkennbar.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Junkerhohlweg
  2. a b c d Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Hohlwege
  3. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 10.
  4. Seltener wird auch Bredeberg für das gesamte Gebiet der Hohlwege verwendet. Vgl. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 413
  5. Vgl. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. S. 95
  6. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 15.
  7. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Kappelner Straße
  8. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 13.
  9. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 20.
  10. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Schulgang
  11. a b c Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Bredeberg
  12. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 502
  13. a b Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 413
  14. Vgl. zur Ausdehnung des Gebietes: Flensburg Atlas, Flensburg 1978, Karte 12
  15. Gerret Liebing Schlaber nahm 1875 an, wobei bei ihm Fischerhof und Duburg dann auch zeitgleich eingemeindet wurden usw. Vgl. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. S. 31; im Flexikon dürfte dies übernommen worden sein: Vgl. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Hohlwege
  16. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Glücksburger Straße sowie Kappelner Straße
  17. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Glücksburger Straße
  18. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 437, Eintrag: Kappelner Straße
  19. Sct. Hans og Adelby danske Kirke, Flensborg; abgerufen am 5. August 2014
  20. Hinsichtlich dem Hexenmotiv vgl. auch: Anekdote vom Hexenaberglauben
  21. Vgl. Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992, Seite 10; wie auch: Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Angeln, Husum 1987, Seite 18
  22. Vgl. Hohlwegschule (Webseite der Schule)
  23. Vgl. Velkommen til Jørgensby-Skolen (Memento des Originals vom 21. Oktober 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.joeby.de (Webseite der Schule)
  24. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 516
  25. Vgl. Dansk Kirke i Sydslesvig, Velkommen til Sct. Hans, Flensborg (Seite der Kirche)
  26. Vgl. Holger Ohlsen: Umbaupläne für Adelbylund: Penny soll weg, in: Flensburger Tageblatt, 24. Juli 2009; abgerufen am: 4. August 2014
  27. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 17.
  28. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienstraße
  29. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 15.
  30. Aktive Pensionister, torsdagsholdet (Hrsg.): Flensborgs gadenavne. Flensburg 1995, S. 11.
Commons: Hohlwege (Flensburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 47′ 1,9″ N, 9° 26′ 53,4″ O

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