Dieser Artikel erläutert Hochbahnen allgemein, das Hamburger Verkehrsunternehmen wird unter Hamburger Hochbahn erläutert; ähnliche Verkehrsmittel sind Hängebahn und H-Bahn.
Als Hochbahn werden Bahnen bezeichnet, deren Fahrweg im Vergleich zur Geländeoberfläche bzw. zur Straßen- oder sonstigen Hauptverkehrsebene auf einer höheren Ebene verläuft. Die Trassen befinden sich entweder aufgeständert auf Viadukten oder Dämmen. Bei Hochbahnabschnitten handelt es sich meist um innerstädtische Strecken oder Teile davon. Ein historischer Alternativbegriff ist Säulenbahn,[1] zur Abgrenzung von der Hängebahn wurde sie außerdem Standhochbahn[2] oder kurz Standbahn[3] genannt.
Erste Hochbahnen wurden 1867 in New York City und 1888 in Chicago errichtet und mit Dampflokomotiven betrieben. In Chicago wurde für die World Columbian Exposition 1893 erstmals eine elektrisch betriebene Hochbahn aufgebaut.[4] Die Triebwagen dieser als „Intramural Railway“ bezeichneten Hochbahn bildeten gewissermaßen den Prototyp für die Umstellung auf den elektrischen Betrieb, der erst 1898 erfolgte. Heute verläuft die inzwischen weiter ausgebaute Bahn noch größtenteils aufgeständert, es hat sich dafür die Bezeichnung Chicago Elevated oder kurz El, also „Hochbahn“ eingebürgert. Die Hochbahn der New Yorker Gesellschaft Interborough Rapid Transit in Manhattan wurde ab den 1930er Jahren Schritt für Schritt durch die U-Bahn ersetzt, da Landbesitzer die Hochbahn als negativen Faktor für die Entwicklung der Stadtviertel betrachteten, durch die diese führte. Seit Mitte der 1950er Jahre sind zumindest in Manhattan fast keine aufgeständerten Streckenabschnitte mehr in Betrieb.
Mit der Schwebebahn in Elberfeld und Barmen (heute zu Wuppertal) wurde 1901 die erste Hochbahn Deutschlands eröffnet, sie stellt als Hängebahn eine Sonderform dar. 1902 folgte die Hochbahn mit Normalspurgleis in Berlin (→ U-Bahn-Linie U1), 1912 die Hochbahn in Hamburg. Der aufwändige Bau als Hochbahn begründete sich durch den Mangel an Platz für eine ebenerdige Bahn und die Kostenersparnis gegenüber einer Untergrundbahn. In Berlin führten erwartete Schwierigkeiten bezüglich der Bodenbeschaffenheit[5] zum Bau der ersten Hochbahnstrecke, die, bis auf die Endhaltestelle Potsdamer Platz, durchgehend als Viadukt gebaut wurde. Erst kurz vor der Stadtgrenze von Schöneberg zum benachbarten Charlottenburg wurde die Bahn als Unterpflasterbahn weitergeführt. Auch die ab 1907[6] abschnittsweise in Betrieb genommene Verlängerung durch die Stadtmitte wurde unterirdisch angelegt, der Endabschnitt in Prenzlauer Berg hingegen 1913 wieder als Viaduktbahn.
In Hamburg wurde bis 1947 die Bezeichnung Hochbahn für das komplette System verwendet, das Verkehrsunternehmen, das die Hamburger U-Bahn betreibt, heißt entsprechend noch heute Hamburger Hochbahn AG. Rund zwei Drittel der Hamburger U-Bahn verlaufen oberirdisch kreuzungsfrei als Hochbahn oder im Einschnitt. Nur ein kleiner Teil davon fährt auf Viadukten.
1984 erhielt Dortmund mit der H-Bahn sein eigenes kleines Hochbahnnetz, ferner sind Abschnitte der 1976 eröffneten Schnellstraßenbahnstrecke zwischen Kirchderne und Grevel in Hochbahnbauweise ausgeführt. Durch zwei weitere Bauabschnitte im Jahre 1993 und 2003 erlangte die Dortmunder H-Bahn ihren heutigen Streckenstand und verbindet Haltepunkte der Universität mit dem angrenzenden Technologiepark und dem Ortsteil Eichlinghofen.
Hochbahnstrecken mit mehreren Bahnhöfen aus der Frühzeit des U-Bahn-Baus gibt es außerdem in Wien und Paris. Die Hochbahn von Liverpool (Liverpool Overhead Railway) wurde dagegen stillgelegt und abgebaut und gilt seitdem als einzige jemals komplett stillgelegte U-Bahn der Welt.
Auch einige U-Bahn-Strecken der 1960er und 1970er Jahre wurden abschnittsweise als Hochbahn angelegt, so etwa in Amsterdam und Rotterdam. Sie besitzen wegen des hohen Grundwasserspiegels nur kurze Tunnelabschnitte und werden ansonsten ebenerdig oder in Hochlage geführt. Die ersten Strecken der Docklands Light Railway (DLR) in London sind ebenfalls als Hochbahn anzusehen und auch in den Vereinigten Staaten entstanden Metronetze als Hochbahn, etwa in Detroit und Miami.
Im deutschsprachigen Raum wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten in Hamburg (Hammerbrook), Köln (Nördliche Gürtelstrecke), Frankfurt (Westbahnhof, Römerstadt–Ginnheim, Flughafen-Hochbahn), Nürnberg (U1 zwischen den U-Bahnhöfen Eberhardshof und Stadtgrenze) und Wien (U1 nach Leopoldau, U2 nach Aspern, U6 nach Siebenhirten) Hochbahnstreckenabschnitte für die jeweiligen U-Bahn-, S-Bahn- oder Stadtbahnnetze gebaut, dazu einige Hängebahnen.
Im Duisburger Süden verläuft ein Streckenabschnitt der Linie U79 als Hochbahn und der damalige OB Adolf Sauerland hatte sich dafür ausgesprochen eine Hochbahn von der Universität über die Innenstadt zum Innenhafen zu bauen, um die Stadt besser zu vernetzen. Sein SPD-Konkurrent bevorzugt eine Lösung über den Rhein.
Die Gründe zur Errichtung einer Hochbahn können sehr unterschiedlicher Natur sein. In der Regel führen geologische Besonderheiten, die das Bohren eines Tunnels sehr schwierig und kostenintensiv machen würden, zum Hochbau, beispielsweise ein hoher Grundwasserspiegel (etwa in Miami) oder komplizierte Bodenschichten. Für eine Hochbahn sprechen im Vergleich zum Tunnelbau in der Regel auch die kürzere Bauzeit und allgemein niedrigere Baukosten (z. B. New York City).
Viele Hochbahnstrecken aus den Anfängen des U-Bahn-Baus stehen heute unter Denkmalschutz und gelten im Allgemeinen, insbesondere im Vergleich zu neueren Strecken aus Betonelementen, als „schön“ oder attraktiv. In einigen Städten werden seit einigen Jahren die Viaduktbögen unter den Gleisen saniert und vermietet, Beispiele hierfür sind die Berliner Stadtbahnbögen und die Wiener Stadtbahnbögen. Man findet dort viele Szenelokale und kleine Fachgeschäfte. Durch diese Revitalisierung können neue Treffpunkte in vorher eher unansehnlichen und unattraktiven Gebieten entstehen.