Lucius Vibullius Hipparchus Tiberius Claudius Atticus Herodes, kurz Herodes Atticus (* 101; † um 177 in Marathon), war ein griechisch-römischer Redner, Politiker und Mäzen.
Herodes Atticus wurde in Athen ausgebildet und bekleidete dort ebenso wie im Römischen Reich zahlreiche Ämter. Unter Kaiser Antoninus Pius, mit dem er verschwägert war,
wurde Herodes 143 Konsul. Er war auch einer der Lehrer der zukünftigen Kaiser Mark Aurel und Lucius Verus.
Herodes’ Privatleben verlief nicht glücklich; zahlreiche Familienangehörige und Freunde starben früh, darunter seine Frau Annia Regilla und sein Sohn Regillus. Ihr Bruder Appius Annius Atilius Bradua (Konsul 160) klagte seinen Schwager an, die schwangere Annia Regilla ermordet zu haben. Herodes Atticus wurde aber freigesprochen.[1] Auch mit der Stadt Athen geriet Herodes in einen Rechtsstreit, der vor Mark Aurel ausgetragen wurde. Ein Sohn des Herodes war Tiberius Claudius Bradua Atticus.
Herodes wirkte als Lehrer der Rhetorik in Athen; zu seinen Schülern gehörten Aulus Gellius und Aelius Aristides. Er nahm am Unterricht des Philosophen Lukios Kalbenos Tauros teil, eines Platonikers, der eine private Philosophenschule leitete und zu dessen Schülern auch Gellius zählte. Herodes war ein typischer Vertreter der „Zweiten Sophistik“. Als solchen stellte ihn der Schriftsteller Flavius Philostratos in seiner Biographiensammlung dar, welche die wichtigste Quelle für sein Leben ist. Zahlreiche Inschriften, die seinen Namen nennen, sind erhalten.
Herodes besaß eine Villa in der Nähe von Marathon in Attika. Skulpturen aus dieser Villa sind neben weiteren archäologischen Funden in einem Museum in Marathon ausgestellt. Eine weitere große Villa besaß er in Arkadien beim heutigen Eva Dolianon in der Nähe des Klosters Moni Loukous. Diese Villa wurde in den späten 1990er Jahren entdeckt und ist noch nicht vollständig erforscht.
Werke
Von Herodes’ Werken ist außer einigen Gedichten nur eine Rede „Über den Staat“ (Peri politeias) fragmentarisch erhalten; ihre Echtheit ist umstritten. Philostratos schreibt ihm außer den Reden auch Briefe, Tagebücher und eine Anthologie zu.
Krystyna Stebnicka: Herodes Attikos. In: Paweł Janiszewski, Krystyna Stebnicka, Elżbieta Szabat: Prosopography of Greek Rhetors and Sophists of the Roman Empire. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-871340-1, S. 168–170.
Sarah B. Pomeroy: The murder of Regilla. A case of domestic violence in antiquity. Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2007, ISBN 978-0-674-02583-7.
Jennifer Tobin: Herodes Attikos and the city of Athens: patronage and conflict unter the Antonines. Gieben, Amsterdam 1997, ISBN 90-5063-286-6.
↑Sarah B. Pomeroy: The murder of Regilla. A case of domestic violence in antiquity. Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2007, ISBN 978-0-674-02583-7.
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