Ries emigrierte mit einem Teil seiner Familie 1937 wegen der nationalsozialistischen Judenverfolgung in die USA. Die amerikanischen Einwanderungsbehörden in New York sandten ihn wegen technischer Probleme mit seinem Reisepass nach Deutschland zurück. Im Januar 1938 durfte er schließlich nach zweimaliger Atlantiküberquerung in die USA einreisen. Seine Großmutter kam im KZ Theresienstadt um.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als US-Soldat in Asien. Mit den amerikanischen Streitkräften kam er 1945 nach Berlin zurück. Zunächst arbeitete er als Übersetzer für den US-Geheimdienst, übersetzte unter anderem das Testament Adolf Hitlers und Gestapo-Geheimakten. Ab 1946 arbeitete Ries als Fotograf für die amerikanische Militärregierung. Von 1947 bis 1952 war er Fotojournalist für die New York Times in Europa.
Seit Mitte der 1950er Jahre lebte Ries in den USA, arbeitete als Werbefotograf. Ab Mitte der 1970er Jahre widmete er sich stärker Deutschland und seiner Geburtsstadt Berlin, eröffnete dort Ausstellungen. Er verfasste Bücher zur Zeitgeschichte.
Der größte Teil des fotografischen Nachlasses von Henry Ries befindet sich seit 2007 im Deutschen Historischen Museum zu Berlin.
Berliner Galerie. Porträts, Aussagen, Einsichten. Ullstein, Berlin 1983, ISBN 3550077041
Deutsche. Gedanken und Gesichter 1948–1949. Argon Verlag, Berlin 1988, ISBN 3870241217
Photographien aus Berlin, Deutschland und Europa 1946–1951. Ausstellungskatalog der Photographischen Sammlung der Berlinischen Galerie. Berlin 1988, ISBN 3870241225
Menschen am zerstörten Anhalter Bahnhof, Museum für Verkehr und Technik, Berlin 1990
Abschied meiner Generation. Argon Verlag, Berlin 1992, ISBN 3870242027
Berlin, Photographien 1946–1949. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1998, ISBN 3875846907
Ich war ein Berliner. Erinnerungen eines New Yorker Fotojournalisten. Parthas Verlag, Berlin 2001, ISBN 3932529316
Filme mit und über Henry Ries
Manfred Wilhelms: Der Flaneur von Berlin – Eine Erzählung von zwei Städten (mit Henry Ries). Berlin 1999 / 2005, 105 Minuten, 16 mm Farbe und Schwarzweiß. Autor, Regie, Kamera, Schnitt, Produktion: Manfred Wilhelms / Lassoband-Filmproduktion, Berlin. Weltpremiere: The Museum of Modern Art (MoMA), New York, am 7. und 9. November 2005
Er war der Photograph der deutschen Nachkriegszeit
Sein Photo eines „Rosinenbombers“ der Berliner Luftbrücke
wurde zum Symbol für die Unterstützung der
Freiheit West-Berlins durch die USA, in die er 1938
hatte emigrieren müssen
Literatur
Thomas Hartwig, Hans-Joachim Roscher: Henry Ries (Gespräch mit Ries mit Lebenslauf), in: Die verheissene Stadt : deutsch-jüdische Emigranten in New York ; Gespräche, Eindrücke und Bilder, Berlin: Das Arsenal 1986, ISBN 978-3-921810-66-8, S. 80–89
Christoph Hamann: „Rosinenbomber“. Zur Bildrhetorik der Berlin-Blockade. In: Gerhard Paul: Das Jahrhundert der Bilder. Bildatlas. Band 1: 1900 bis 1949. V&R, Göttingen 2009, S. 762–767.