Manning wurde als Sohn des einflussreichen Parlamentsabgeordneten und Unternehmers William Manning in Totteridge, einem nördlichen Vorort von London, geboren und im anglikanischen Glauben erzogen. Er absolvierte sein Studium an der Universität Oxford und wollte zunächst nach dem Vorbild seines Vaters eine politische Karriere einschlagen, entschloss sich aber dann, anglikanischer Geistlicher zu werden. Manning erhielt nach seinen Weihen eine Pfarrstelle und heiratete 1833, seine Frau Caroline verstarb aber bereits nach wenigen Jahren. Manning gehörte in Oxford den Kreisen der High Church an und wurde durch die Theologie John Henry Newmans beeinflusst, mit dem er später immer wieder Konflikte austrug. Aufgrund seiner Fähigkeiten galt er bereits früh als aussichtsreicher Kandidat für eine Karriere in der anglikanischen Hierarchie, er wandte sich jedoch zunehmend dem Katholizismus zu.
Im März 1875 wurde er als Kardinalpriester mit der TitelkircheSanti Andrea e Gregorio al Monte Celio in das Kardinalskollegium aufgenommen. Er nahm am Konklave 1878 teil, bei dem PapstLeo XIII. gewählt wurde, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Manning galt als ausgesprochener Ultramontanist und strenger Verfechter des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit. In England initiierte er den Bau der Westminster Cathedral und veranlasste den Ausbau des katholischen Bildungswesens. Auch setzte er sich für die Umsetzung der katholischen Soziallehre ein. 1889 wurde durch seine Vermittlung der große Streik der Londoner Dockarbeiter beendet. Unter der Bezeichnung Poor men’s Cardinal, also der „Kardinal der armen Leute“, war er im Volk bekannt. Vor allem unter den besitzlosen katholischen Einwanderern aus Irland genoss er große Hochachtung. Außer der Westminster-Kathedrale ließ er mehrere weitere Schulen, Klöster und Kirchen erbauen. „Den größten offenen Erfolg hatte seine soziale Tätigkeit für die Würde der Arbeit und des Arbeiters, gegen die Wohnungsnot der Städte und Kinderarbeit in den Fabriken, gegen Alkoholismus und sittliche Verseuchung“ (Matthias Laros: In: Lexikon für Theologie und Kirche)[1]
Schriften
Vernunft und Offenbarung, oder: das Wirken des heiligen Geistes auf Erden. Georg Josef Manz, Regensburg 1867 (284 S., Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. August 2016] englisch: The Temporal Mission of the Holy Ghost. London 1865. Übersetzt von Dr. P.).
Literatur
(in chronologischer Folge)
Alfons Bellesheim: Henry Edward Manning, Cardinal-Erzbischof von Westminster (1808–1892). Kirchheim, Mainz 1892.
Edmund Sheridan Purcell: Life of Cardinal Manning, Archbishop of Westminister. Macmillan, London 1895
Bd. 1: Manning as an Anglican.
Bd. 2: Manning as a Catholic.
Lytton Strachey: Cardinal Manning. In: Ders.: Eminent Victorians: Cardinal Manning, Florence Nightingale, Dr. Arnold, General Gordon (= The collected works of Lytton Strachey, Bd. 2). Chatto & Windus, London 1948 (Erstausgabe 1918).
Adrian Lüchinger: Päpstliche Unfehlbarkeit bei Henry Edward Manning und John Henry Newman (= Ökumenische Beihefte zur Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie, Bd. 40). Universitätsverlag, Fribourg 2001. ISBN 3-7278-1348-2.