Sainte-Claire Deville gelang 1854 erstmals die industrielle Herstellung von Aluminium in einer Pariser Javelwasser-Fabrik. Die ersten so gewonnenen Aluminiumbarren wurden im Folgejahr bei der Pariser Weltausstellung verwendet.[1] Das Verfahren war noch „mühsam und aufwendig – die Ausgangsmaterialien [waren] teuer und die Ausbeute karg. Entsprechend rar und kostspielig [… war] auch das Endprodukt.“[3] Dennoch verbesserte es den seit 1827 bekannten Wöhler-Prozess erheblich – nach Devilles Veröffentlichung 1859 und darauf basierender Produktion fiel der Preis von Aluminium auf ein Zehntel.
Durch Elektrolyse von unreinem Natriumaluminiumchlorid und anschließendes Herauslösen des Aluminiums mit Salzsäure gewann Deville 1854 Silizium in Form glänzender Plättchen. Neun Jahre später entwickelte er zusammen mit Henri Caron noch ein schnelleres Verfahren zur Gewinnung von kristallinem Silizium aus Kaliumhexafluorosilicat. Außerdem gewann er 1856 zusammen mit Friedrich WöhlerkristallisiertesBor, das eingehende Untersuchungen dieses Elements ermöglichte. In Zusammenarbeit mit Caron konnte Deville 1857 durch Reduktion von geschmolzenem Magnesiumchlorid mit Natrium erstmals erhebliche Mengen reinen Magnesiums gewinnen, was eine gründliche Untersuchung der Eigenschaften dieses Metalls erlaubte.[4]
Zusammen mit Henri Debray verbesserte er seine Schmelzöfen, um Metalle mit hohem Schmelzpunkt, insbesondere Platin, in möglichst reiner Form gewinnen und auf ihre Eigenschaften untersuchen zu können. So gewannen sie im Auftrag der russischen Regierung aus 56 Kilogramm verunreinigtem Platin, Produktionsrückständen und reichen Erzen 42 Kilogramm reines Platin und einen 1,8 kg schweren Barren Iridium. Deville und Debray etablierten sich zu Autoritäten auf dem Gebiet der Platinmetalle und wurden später von der Internationalen Konferenz für Maß und Gewicht mit der Herstellung der Platin-Iridium-Legierung (90:10) für das Urkilogramm und das Urmeter beauftragt.[5]
Als 1868 die École pratique des hautes études (EPHE) als forschungsorientierte Graduiertenhochschule gegründet wurde, übernahm Sainte-Claire Deville die Leitung der Chemielabore. René Vallery-Radot schildert in seiner Biographie Louis Pasteurs (der als Professor für Physiologische Chemie sein Kollege an der EPHE war), wie Sainte-Claire Deville aufgrund der hohen Kosten des Laboratoriums immer wieder den damaligen Bildungsminister Victor Duruy um mehr Geld anging. Dieser habe, wenn Sainte-Claire Deville ihn besuchte, ausgerufen: „Na los! Wie viel? Das möchte ich lieber gleich wissen.“[1]
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 209.
↑Henri Étienne Sainte-Claire Deville. In: Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 22. Oktober 2015 (russisch).