Helmuts Vater Alfred Guttmann war in leitender Stellung für die Österreichischen Bundesbahnen tätig.[1][2] Nach der Matura schrieb sich Helmut Guttmann am 8. Oktober 1936 an der privaten Konsularakademie Wien ein, die eine internationale Hörerschaft auf den konsularischen und diplomatischen Dienst vorbereitete.[3] Seinem Mithörer Otto Eiselsberg sollte er lebenslang freundschaftlich verbunden bleiben. Laut Eiselsberg war Helmut „der brillanteste Kollege [des] Jahrgangs“.[4]
Direkt nach dem Anschluss Österreichs wurde er wegen Beteiligung am Widerstand[5] festgenommen und im Polizeigefängnis Roßauer Lände inhaftiert.[6] Nur aufgrund von Beziehungen und vermittels eines ärztlichen Attests wurde er nach dreimonatiger Haft im Juni 1938 entlassen.[7] Er emigrierte noch im Juli 1938 in die USA, wo er bei einem Onkel in Los Angeles unterkam und die University of California besuchte.[8] Während sein Vater in Österreich starb, überstand seine Mutter den Krieg und übersiedelte 1960 nach Kalifornien.
Jimmy Roosevelt, Vizepräsident von Metro-Goldwyn-Mayer und ein Sohn des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, ermöglichte Helmut Dantine im Juni 1939 Besuche am Set zu The Real Glory mit Gary Cooper.[8] Begeistert von den Eindrücken meldete er sich zur Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule Pasadena Playhouse. Weniger als 10 Prozent der Bewerber wurden aufgenommen, darunter Helmut Dantine. 1940 unterschrieb er einen Vertrag bei Warner Brothers. Er wurde häufig in kleineren Rollen besetzt, hauptsächlich als Deutscher, darunter wiederum meist als Nazi. Der finanzielle Durchbruch gelang ihm bereits zwei Jahre später. 1943 nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und wurde zur Armee eingezogen.
Nach Kriegsende beteiligte sich Helmut Dantine an einer Vereinigung österreichischer Künstler in Hollywood, die zum Wiederaufbau des Wiener Kunst- und Theaterlebens beitragen wollten. Beteiligt waren Kollegen wie Hedy Lamarr, Rose Stradner, Paul Henreid, Walter Reisch und Fritz Kortner. Im Herbst 1945 sicherten sie dem Wiener Stadtrat für Kultur Viktor Matejka Unterstützung zu, von Lebensmittelpaketen bis hin zu Spenden für den Wiederaufbau von Burgtheater und Opernhaus.[9]
In den 1960er und 70er Jahren zog sich Helmut Dantine vom Schauspielfach zurück, wechselte zur Filmproduktion und verwaltete das Vermögen der Familie Schenck.[10] Später arbeitete er für Robert L. Lippert Productions, dann als Präsident von Hand Enterprises.[11]
Familie
Helmut Dantine war dreimal verheiratet. Die erste Ehe mit einer Mitschülerin am Pasadena Playhouse, Gwen Anderson, wurde bereits 1943 geschieden. Von 1947 bis 1950 war er mit
Charlene S. Wrightsman (1927–1963) verheiratet, Tochter des Öl-Millionärs Charles B. Wrightsman; der Ehe entstammte ein Sohn.[12] Die dritte Ehe schloss er mit Nicola Schenck (* 1934), der Tochter von Loew’s-Vorstandschef Nicholas Schenck und Nichte von Joseph M. Schenck (20th Century Fox).[13] Gemeinsam bekamen sie drei Töchter. Nicola arbeitete unter dem Bühnennamen Niki Dantine. Diese Ehe wurde 1971 geschieden.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 86.
John Willis: Screen World. Film Annual, Vol. 34, 1983.
↑Aljean Harmetz: The Making of Casablanca. Bogart, Bergman, and World War II, New York 2002, S. 211.
↑Harmetz zufolge war Helmut Guttmann nicht jüdisch, siehe Rebecca Kaplan Boroson: We’ll always have ‘Casablanca’, Jewish Standard, 13. September 2013.
↑Oliver Rathkolb: 250 Jahre. Von der Orientalischen zur Diplomatischen Akademie in Wien, Studienverlag, Innsbruck u. a. 2004, ISBN 3-7065-1921-6, S. 455.
↑Otto Eiselsberg: Erlebte Geschichte. 1917–1997, Böhlau, Wien u. a. 1997, ISBN 3-205-98682-2, S. 45.
↑Aljean Harmetz, S. 223: „youth riots“. Ob er eventuell in der Revolutionären Sozialistischen Jugend aktiv war, bleibt unklar. Es waren aber v. a. Mitglieder der illegalen SPÖ, die an der Roßauer Lände inhaftiert wurden.
↑Aljean Harmetz, S. 212: leicht entstellt als Rosserlaende Camp.
↑Österreicher im Exil. USA 1938–1945. Eine Dokumentation, Bd. 2, hrsg. v. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, Wien 1995, ISBN 3-216-07479-X, S. 720.