Helfrich Peter Sturz wurde als Sohn des fürstlichen Kabinettkassierers Johann Peter Friedrich Sturz († 1741) in Darmstadt geboren. Nach dem Besuch des Pädagogium Darmstadtinum (heute: Ludwig-Georgs-Gymnasium) begann er im Mai 1753 ein Studium der Rechtswissenschaften in Jena. Hier wurde er in den Bund der Freimaurer aufgenommen. Im März 1755 wechselte Sturz an die Universität Göttingen und im Mai 1756 an die Universität Gießen. In Gießen traf er auf seinen Jugendfreund Johann Heinrich Merck.
Ende 1770 wurde Johann Friedrich Struensee Bernstorffs Nachfolger, zu dem Sturz ein gespanntes Verhältnis hatte. Struensee entfernte ihn aus seiner Position, doch blieb Sturz in verschiedenen Ressorts für die dänische Regierung tätig. Im Januar 1772 wurde Struensee von einer national eingestellten Hofpartei gestürzt, die den großen Einfluss der deutschen Aufklärer am dänischen Hof beargwöhnte. Sturz wurde am 22. Januar 1772 entlassen, am selben Tag im Haus seiner Braut verhaftet und vier Monate lang inhaftiert. Der Vorwurf der Komplizenschaft mit Struensee konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Trotzdem wurde Sturz aus Kopenhagen ausgewiesen. Ab März 1773 war er als Rat bei der Regierung der Grafschaft Oldenburg beschäftigt. Er befreundete sich mit Gerhard Anton von Halem, Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg und Gerhard Anton Gramberg. Während einer Reise nach Gotha lernte Sturz Heinrich Christian Boie kennen, der ihn zur Mitarbeit an seiner Literaturzeitschrift „Deutsches Museum“ überredete. 1777 veröffentlichte Sturz das einzige Buch, das zu seinen Lebzeiten erschien, die „Erinnerungen aus dem Leben des Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorf“. Am 12. November 1779 starb Helfrich Peter Sturz während einer Dienstreise nach Bremen.
Bedeutung
Bereits von seinen Zeitgenossen wurde Helfrich Peter Sturz als kenntnisreicher und eleganter Essayist gefeiert. Er nahm an der Literatur und Philosophie seiner Zeit lebhaften Anteil. Er vermochte es ebenso satirische Abhandlungen im Stil Georg Christoph Lichtenbergs zu verfassen wie empfindsame Beiträge über Jean-Jacques Rousseau oder Friedrich Gottlieb Klopstock. Sturz gilt als wichtiger Vermittler zwischen der älteren Schriftstellergeneration der Aufklärung und der jüngeren des Sturm und Drang. Sein Interesse an mittelalterlichen Dichtungen (Edda, Heliand) beeinflusste die Autoren der „Geniezeit“ und der Romantik.
Werkausgabe
Schriften von Helfrich Peter Sturz, 1786 (Digitalisat Bd. 1, Bd. 2)
Die Reise nach Deister. Prosa und Briefe. Hrsg. v. Karl Wolfgang Be ker. Ruetten & Loening,Berlin 1976
Literatur
Jürgen Behrens: Sturz, Helferich, Peter. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 2. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1971, ISBN 3-529-02642-5, S. 229f.
Jörg Deuter: Helfrich Peter Sturz. Ein Oldenburger Schriftsteller als Wegbereiter der deutschen Klassik. In: Oldenburgische Familienkunde, Jg. 20 (1978), S. 690–706.
Jaikyung Hahn: Helfrich Peter Sturz (1736–1779). Der Essayist, der Künstler, der Weltmann. Leben und Werke mit einer Edition des vollständigen Briefwechsels. Dissertation. Universität Stuttgart 1975. Akademischer Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-88099-028-X.
Max Koch: Helferich Peter Sturz. Nebst einer Abhandlung über die Schleswigischen Literaturbriefe mit Benützung handschriftlicher Quellen. Kaiser, München 1879.
Ludwin Langenfeld: Die Prosa Helferich Peter Sturz'. Dissertation. Universität Köln 1935. Noske, Borna, Leipzig 1935.
Adalbert Schmidt: Helferich Peter Sturz. Ein Kapitel aus der Schrifttumsgeschichte zwischen Aufklärung und Sturm und Drang. Habilitationsschrift. Universität Wien 1939. Kraus, Reichenberg 1939.
↑Schon in ADB und nachfolgend häufiger ist dieser mit seinem Neffen und Nachfolger Adolf Gottlieb von Eyben verwechselt worden; dieser war aber 1760 erst 19 Jahre alt und wurde erst 1780 Kanzler in Glückstadt