Dietrich wuchs in Peterswaldau in Niederschlesien auf und erlernte nach der Volksschule den Bäckerberuf. Am 8. Februar 1944 beantragte er mit 17 Jahren die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.756.522).[1] Im selben Jahr wurde er zum Reichsarbeitsdienst und im Januar 1945 in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Er kämpfte bis Kriegsende im Zweiten Weltkrieg und war an der Oder eingesetzt. Im April 1945 wurde er in Berlin-Marienfelde verwundet.
Von 1958 bis 1969 war Dietrich Generalsekretär des Radsportverbands der DDR und von 1955 bis 1992 Hauptleiter der Internationalen Friedensfahrt. 1955 war er zusätzlich Teamchef der DDR-Mannschaft.
Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt war Dietrich in einen in der Bundesrepublik Deutschland viel beachteten und nie ganz aufgeklärten Eklat verwickelt. Während der Wettkämpfe der 4000-m-Mannschaftsverfolgung war er Mitglied der „Jury d'Appell“, die als zweite Instanz für Widersprüche gegen Schiedsrichterentscheidungen fungierte. In einer umstrittenen Entscheidung war die im Finale weit führende bundesdeutsche Mannschaft disqualifiziert worden. Der aus der DDR geflüchtete Fahrer Jürgen Kißner war Mitglied des disqualifizierten Teams. Kißner hatte sich vier Jahre zuvor in Köln von der DDR-Mannschaft abgesetzt und war in Westdeutschland geblieben. Da einer der olympischen Schiedsrichter und Dietrich hohe Funktionen im DDR-Sport bekleideten und die Disqualifikation bestätigten, wurde die Entscheidung in einigen bundesdeutschen Medien als „Rache für Köln“ bezeichnet, die aus politischen Gründen oder gar auf Weisungen der DDR-Führung erfolgt sei.[3]
Olaf Kappelt: Braunbuch DDR – Nazis in der DDR, Elisabeth Reichmann Verlag, Berlin 1981, S. 172.
Andreas Herbst (Hrsg.), Winfried Ranke, Jürgen Winkler: So funktionierte die DDR. Band 3: Lexikon der Funktionäre (= rororo-Handbuch. Bd. 6350). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-16350-0, S. 64.
↑Renate Franz: Wie der Bahnvierer bei Olympia 1968 in Mexiko Gold verlor. In: Verein Historische Fahrräder (Hrsg.): Der Knochenschüttler. Zeitschrift für Liebhaber Historischer Fahrräder. Band56, Nr.2, 2013, S.12.