Von Schmidt legte im Jahr 1869 sein Gymnasial-Abiturientenexamen in Wien ab. Im Anschluss absolvierte er ein Hochschulstudium der Architektur bei Anton Wappler, Carl Wilhelm Christian von Doderer, Heinrich von Ferstel und Karl König in Wien sowie bei Conrad Wilhelm Hase in Hannover. Im Jahr 1873 begann er als Architekt zu arbeiten, als erste selbständige Arbeit restaurierte er von 1876 bis 1879 die Marienkirche in Gelnhausen. Im selben Jahr wurde er Bauleiter an der durch die Franzosen zerstörten gotischen St.-Katharinen-Kirche in Oppenheim, an der er gemeinsam mit seinem Vater wirkte. Die Arbeiten wurden 1889 abgeschlossen. 1879 begannen zudem Restaurierungsarbeiten an der Stiftungskirche in Kaiserslautern und an der Michaelskirche in Oppenheim. Weitere Projekte waren das Enderlin-Denkmal am Friedhof in Mainz, der Neubau der evangelischen Pfarrkirche in Heinsheim in Hessen, der katholischen Pfarrkirche in Veldenz (Mosel) und der evangelischen Pfarrkirchen in Oberhilbersheim und Flonheim in Rheinhessen.
Im Jahr 1883 zog er nach München, um als außerordentlicher Professor den neu gegründeten Lehrstuhl für mittelalterliche Baukunst an der Technischen Hochschule zu übernehmen. Bei einem Architektenwettbewerb im Jahr 1885, den der Münchener Zentralverein für Kirchenbau veranstaltete, wurde er für seinen Entwurf für die Maximilianskirche mit einem Preis ausgezeichnet. Das Projekt sah eine reiche gotische Anlage vor, die jedoch aufgrund der hohen Baukosten nicht realisiert wurde. Von Schmidt legte daraufhin einen neuen Plan in romanischem Stil vor. Weitere Arbeiten folgten, so wurde er Dombaumeister in Worms, Königlich Bayerischer Geheimer Rat, Ehrenbürger von Oppenheim und Passau sowie 1887 in den Kaiserlich Österreichischen Freiherrnstand erhoben. Neben der Tätigkeit als Architekt war er als Mitglied im Preisgericht großer Wettbewerbe, in der Münchener Kommission zur Prüfung der Pläne öffentlicher Bauten, als Kunstrat für die Wiederherstellung des Wormser Domes, in der Kommission zur Begutachtung der Wiederherstellungsarbeiten an der Kathedrale in Metz oder als Gutachter für eine geplante Innenausstattung des Straßburger Münsters beschäftigt.[1]
Familie
Seine Eltern waren der Kölner Baurat und spätere Wiener Oberbaurat Friedrich von Schmidt, der als Architekt seit 1879 beim Wiederaufbau der Oppenheimer Katharinenkirche mitgewirkt hatte, und dessen Frau Katharina (geborene Mohr, 1827–1910).
Schmidt war seit dem 27. Juli 1876 mit Antonia (geborene Hase, * Hannover 14. Februar 1855, † München 9. Juni 1906) verheiratet, sie war eine Tochter Conrad Wilhelm Hases (Professor für Baukunst an der Technischen Hochschule Hannover sowie Geheimer Regierungs- und Baurat) und dessen Frau Cornelia (geborene Babbnig). Das Paar hatte mehrere Kinder:[2]
Katharina (1877–1946), die zweimal verheiratet war, zunächst vom 24. Oktober 1901 bis zum 29. Februar 1904 mit dem Historienmaler Heinrich Froitzheim und nach dessen Tod ab dem 10. Mai 1906 mit Ludwig Paffendorf, einem Architekten aus Köln.
Arnold Freiherr von Schmidt (1879–1947), ⚭ 17. Juni 1909 mit Hedwig (geborene Diesel, * 1885). Diese war die Tochter des Erfinders und Motorenkonstrukteurs Rudolf Diesel aus Hannover und dessen Frau Martha (geborene Flasche).
Friedrich Wilhelm Freiherr von Schmidt (1884–1918), ein Architekt.
Rudolf Freiherr von Schmidt (1885–1899).
Bauten und Entwürfe
1876–1879: Wiederherstellung der Marienkirche in Gelnhausen
1879–1889: Wiederherstellung der Katharinenkirche in Oppenheim (zusammen mit seinem Vater Friedrich von Schmidt)[3]
1893–1895: katholische Herz-Jesu-Kirche am Zülpicher Platz in Köln (nach einem Entwurf seines 1891 bereits verstorbenen Vaters Friedrich von Schmidt)[7]
1896–1898: Restaurierung der evangelischen Stiftskirche in Landau in der Pfalz
1908: Turm und Portalvorbau der Liebfrauenkirche in Laeken bei Brüssel (ältere Bauabschnitte nach Entwurf von Joseph Poelaert), sieh Bild
S. Staudhammer: Heinrich Freiherr von Schmidt zum 70. Geburtstage. In: Die Christliche Kunst. Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst und Kunstwissenschaft. 16. Jahrgang. Gesellschaft für christliche Kunst Kunstverlag, München 1920, S.41–42 (Textarchiv – Internet Archive – Beiblatt).
Paul-Georg Custodis: Der Architekt Heinrich von Schmidt und seine Tätigkeit in Rheinhessen zwischen 1878 und 1889. In: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. 29/30, 1974/75, S. 102–116.
Michael Huyer, Dieter Krienke (Bearb.): Kreis Alzey-Worms, Verbandsgemeinde Alzey-Land (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.1). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-327-5, S. 34, 72, 148, 151, 152 und 312.
Rose-Marie Forsthofer: Der Kirchenplaner. Heinrich von Schmidt ist der Baumeister von sieben rheinhessischen Gotteshäusern. In: Unser Rheinhessen. 2014, 2, S. 42–44.
Gottfried Braun: Heinrich von Schmidt. Kirchenbaumeister in Rheinhessen. In: Landkreis Mainz-Bingen. Heimat-Jahrbuch. 59, 2015, S. 101–106.
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 1905, S.709
↑S. Staudhammer: Heinrich Freiherr von Schmidt zum 70. Geburtstage. In: Die Christliche Kunst. Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst und Kunstwissenschaft. 16. Jahrgang. Gesellschaft für christliche Kunst Kunstverlag, München 1920, S.41–42 (Textarchiv – Internet Archive – Beiblatt).
↑Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 687.
↑Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 659.
↑Thomas Thörle: Ein Baumeister mit dem Blick zum Himmel. Heinrich Freiherr von Schmidt, der Erbauer der evangelischen Kirche von Nieder-Saulheim. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Alzey-Worms, Band 37 (2002), S. 84–85.
↑Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 275.
↑Fred Kaufmann, Dagmar Lutz, Gudrun Schmidt-Esters: Kölner Straßennamen. Neustadt und Deutz. Greven, Köln 1996, ISBN 3-7743-0293-6, S.143.
Direktoren, Rektoren und Präsidenten der Technischen Hochschule/Universität München