Er war anschließend bei der deutschen Waffenstillstandskommission in Spa tätig und kehrte 1920 in den Auswärtigen Dienst zurück. In den 1920ern wurde er zunächst zum Legationssekretär und anschließend zum Legationsrat befördert. 1931 ging er nach Palermo, wurde jedoch bereits 1932 Generalkonsul in Neapel. Am 7. November 1932 wurde er von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Generalkonsul in Jerusalem ernannt. Mittlerweile mit der Jüdin Ilse verheiratet, die zum Protestantismus übertrat, setzte er sich für die zionistische Idee ein und versuchte eine deutsch-jüdische Partnerschaft zu erhalten. In Jerusalem kandidierte Ilse Wolff für den Kirchengemeinderat der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache, wurde gewählt und wirkte so für die Gemeinde.[1]
Den antisemitischen Charakter des Deutschen Reiches nach der Machtergreifung erkannte er nicht. So forderte er in einem Brief 1933 auf, den Judenboykott einzustellen, da dies dem Ansehen des Reiches in der Welt schade und der Absatz der Waren in Palästina rückläufig sei.[2] Dennoch bekannte sich Wolff anfangs zum Regime. So führte er den Ariernachweis und beantragte die Aufnahme in die NSDAP, was jedoch auf Grund seiner diplomatischen Stellung abschlägig beschieden wurde.
Während der ersten Jahre des nationalsozialistischen Regimes setzte sich Wolff für das Ha’avara-Abkommen bzw. den „Palästina-Transfer“ ein und war an dessen Vorbereitung beteiligt. Er unterhielt gute Kontakte zur Jewish Agency und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. Als Konsul rettete er durch seine bereitwillige Mitarbeit an der Ausführung des Abkommens Tausenden von Juden das Leben, die nach Palästina emigrieren konnten. Insbesondere durch seine Ehe mit einer jüdischstämmigen Frau stand er jedoch unter Beobachtung der Nazis. So übten unter anderem die Publikation Die Warte des Tempels der freikirchlichen Tempelgesellschaft in Palästina sowie Julius Streichers Hetzblatt Der Stürmer harsche Kritik an ihm und bezeichneten ihn als „Judenfreund“. Jedoch hatte Wolff noch bis 1935 den Rückhalt seines Dienstherrn.
Zunächst wollte er mit seiner Frau in Palästina bleiben, doch zum einen erhielt er keine Pensionszahlungen, da diese nur in Deutschland vergeben wurden, zum anderen fand er keine Anstellung, die seinen Qualifikationen entsprach. So war das Paar gezwungen, im März 1936 nach Berlin zurückzukehren. 1937 wurde Wolff in den dauernden Ruhestand versetzt. Sowohl er als auch seine Frau überlebten die Hitlerdiktatur. Wolff selbst starb 1946.
Ilse Wolff konnte später erfolgreich einen Entschädigungsantrag auf Grund rassistischer Verfolgung durchsetzen. Sie verstarb im Oktober 1988 in einem Altersheim in Düsseldorf.
Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871 – 1945. 5. T – Z, Nachträge. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 5: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger: Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 324f.
↑Christoph Rhein, „Als Kind der deutschen Propstes in Jerusalem 1930–1938“, in: Dem Erlöser der Welt zur Ehre: Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Einweihung der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem, Karl-Heinz Ronecker (Herausg.) im Auftr. von 'Jerusalem-Stiftung' und 'Jerusalemsverein', Leipzig: Evangelische Verlags-Anstalt, 1998, S. 222–228, hier S. 227. ISBN 3-374-01706-1.
↑David Jünger: Jahre der Ungewissheit: Emigrationspläne deutscher Juden 1933–1938. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-647-37039-2, S.159.