Heinrich Jungebloedt besuchte nach dem Schulabschluss die Düsseldorfer Kunstakademie, musste aber abbrechen, weil er zum Militärdienst einberufen wurde. Er nahm ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil und war bis 1920 in Kriegsgefangenschaft. Danach studierte er bis 1924 bei Heinrich Campendonk an der Essener Kunstgewerbeschule und ging danach an die Berliner Firma Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff.[1] Für diese Firma waren Künstler und Architekten wie Karl Schmidt-Rottluff, Campendonk, Marcel Breuer und Erich Mendelsohn tätig. 1925 wurde Jungebloedt zum künstlerischen Leiter der Mosaikabteilung in der Firma berufen. In diesen Jahren schuf er die Entwürfe für die Trauerhalle auf dem Friedhof Ohlsdorf, das Sakramentshaus der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin und den Fußboden im Sudhaus der Kindl-Brauerei. Er wirkte an der Modernisierung des Hotels Excelsior in Berlin und am Hotel Metropol in Köln mit.
Während der „Arisierung“ wurde Gottfried Heinersdorff aus der Firma gedrängt, die sich nun August Wagner, vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei nannte. Die Rolle Heinrich Jungebloedts bei diesen Vorgängen ist nicht erforscht. Die Firma fertigte jetzt u. a. Ausstattungen für das Deutsche Haus auf der Weltfachausstellung Paris 1937, für das KdF-Schiff Wilhelm Gustloff, das Tannenberg-Denkmal und die Neue Reichskanzlei.
1972 schrieb Jungebloedt mit Elisabeth Jeske Gedanken zum Mosaik, die von dieser 1996 im Eigenverlag publiziert wurden. Er hatte in der DDR einige Einzelausstellungen und war u. a. 1972/1973 und 1977/1978 auf der VII. und VIII. Kunstausstellung der DDR in Dresden vertreten.
Jungebloedt bekam ein Ehrengrab in Eichwalde. Die Werkstatt übernahm zunächst Elisabeth Jeske, anschließend wurde sie von Helmut Mencke (1944–2018) weitergeführt.[3] Die historischen Mosaikmaterialien wurden von der Restauratorin Joanna Pomm, Berlin, übernommen.[4]
Literatur
Jungebloedt, Heinrich. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 411
Karen Schröder: Die hohe Kunst des Verfugens. In: Brandenburger Blätter, Nr. 239, Frankfurt (Oder) 2014, S. 15.
Klaus Schädel: Leben und Werk des Mosaikkünstlers Heinrich Jungebloedt (1894–1976) (= Schriftenreihe zur Geschichte der Gemeinde Eichwalde, Heft 8). Eichwalde 2014.