Heinrich Handorf wurde als Sohn eines Tischlermeisters in der mecklenburgischen Kleinstadt Warin geboren. 1943 legte er an der Großen Stadtschule in Wismar sein Abitur ab. Es folgten der Reichsarbeits- und Militärdienst bei der Wehrmacht. 1945 absolvierte er ein Tischlerpraktikum bei seinem Vater in der Bau- &. Möbeltischlerei H. Handorf in der Mühlendammstraße in Warin. Von 1946 bis 1949 studierte er an der Bau- und Ingenieurschule Wismar und schloss dieses Studium als Hochbauingenieur in der Fachrichtung Architektur ab. Am 4. August 1950 heiratete er in Warin die Deutsch-Baltin Erna Gebhard (* 28. April 1924 Niederbartau), sie gebar 1952 einen Sohn und 1954 eine Tochter. Handorfs erste Ingenieur-Tätigkeit war die Mitarbeit in der Landesbauverwaltung Mecklenburg, Außenstelle Stralsund. Prägend war die Arbeit im Ministerium für Wirtschaft in der Hauptabteilung Bauwesen in Schwerin in der Zeit von 1949 bis 1950. Danach folgten ab 1951 verschiedene Tätigkeiten im Entwurfs- und Bauleitungsbüro Mecklenburg. Mit den gesammelten Erfahrungen wurde er 1960 Leitarchitekt im VEB Hochbauprojektierung in Schwerin. 1968 wechselte er zum VEB Wohnungsbaukombinat Schwerin (dort wurde die Leitungsstruktur in nur einem Großbetrieb gebündelt). 1974, nach einer Prüfung im Ministerium für Bauwesen der DDR, kam die Berufung in den Staatsdienst, in die Staatliche Bauaufsicht (SBA) des Bezirkes Schwerin. Dort arbeitete er bis 1990 als Prüfingenieur für Hochbauten. Unter anderem arbeitete er mit dem Bildhauer August Martin Hoffmann zusammen an Giebel- und Fassadengestaltungen baugebundener Kunst und war in der Zentralen Arbeitsgruppe Wohnungsbau tätig (dieses Gremium fasste die Bauerfahrungen aller Bezirke der DDR zusammen). 1990, am Ende seines Berufslebens, wurde Handorf die staatliche Bezeichnung Dipl.-Ing. (FH) zuerkannt, als Gleichstellung zu den Berufskollegen in der BRD.
Seit 1990 fertigte Heinrich Handorf zahlreiche grafische Zyklen alter Kirchenarchitektur, Natur- und Städtebilder Mecklenburgs. Kurse an der Bezirkskulturakademie und der VHS festigten seine Malweise. Aquarelle, Radierungen und Hochdrucke wurden in regionalen Ausstellungen gezeigt. Er war ein Wilhelm-Busch-Rezitator, der die Lebensweisheiten abgewandelt in vielen Artikeln veröffentlichte. 2023 wurde Heinrich Handorfs Wilhelm Busch Sammlung mit Erstausgaben und vielen anderen Raritäten als Nachlass dem Verein der Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen übergeben.
Die Vorfahren Handorfs schrieben sich bis 1836 Ham(m)dorff, nach 1889 setzte sich beim Maschinenbauer Christian Heinrich Friedrich Hanndorf aus Sukow die heutige Schreibweise Handorf durch[4]. Heinrich Handorf fand seine letzte Ruhe im Wiligrader Waldfrieden am See, Nr. 443.
1962 Das erste zehngeschossige Wohnhochhaus Schwerins am Lambrechtsgrund, es integrierte einen Schornstein des Ölheizhauses für die Sport- und Kongresshalle. Eine Abströmplatte auf dem Hochhaus verteilte den Rauch.
1966 Entwurf des Verwaltungsbaus des Rats des Kreises Lübz
Plastputzbeschichtungen im Wohnungsbau Schwerin, Lankow in Farbe und Raum (F. u. R.)(Fachzeitschrift) 07/1971
Wandgestaltung mit Strukturelementen in F. u. R. 11/1971
Bericht über Seminar BdA/VBKD in Deutsche Architektur 02/1972
Farbliche Außengestaltung im Wohngebiet Schwerin – Lankow in F. u. R. 08/1972
Erfahrungen mit Gassilikatbeton in F. u. R. 10/1972
Wohnungsbau Reihe IW 67 P-Gasbeton im Bezirk Schwerin, Wandfläche – Wandbild in Deutsche Architektur 02/1973
Über die Einführung von künstlerischer Gestaltungen in Wandbildern in F. u. R. 05/1973
Aufsätze über Wohnkultur in der Bezirkspresse
Literatur
Friedemann Schreiter: Musterdorf Mestlin, Vom Klosterdorf zur „Stalinallee der Dörfer“. 1. Auflage. Christoph Links Verlag, 2017, ISBN 978-3-86153-948-3, S.160.
Hans-Jürgen Wüsthoff: 60 Jahre Weststadt, – Ein Schweriner Stadtteil –. Hrsg.: Hans-Jürgen Wüsthoff. Produktionsbüro TINUS, Schwerin 2013, ISBN 978-3-9814380-7-9, S.132.
Werner Stockfisch, Lektorat: SCHWERIN meine Stadt. Hrsg.: Zukunftswerkstatt Schwerin e. V. 1. Auflage. produktionsbüro TINUS, Schwerin 2012, ISBN 978-3-9814380-3-1, S.323. Artikel: Ein Haus für einen Schornstein S. 94–97
Bernfried Lichtnau: Architektur und Städtebau im südlichen Ostseeraum zwischen 1936 - 1980. In: Publikation der Beiträge zur kunsthistorischen Tagung Greifswald 2001.
Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern durch Dirk Handorf u. Jörg Kirchner (Hrsg.): Alles Platte? Architektur im Norden der DDR als kulturelles Erbe. 1. Auflage. Ch. Links Verlag Berlin, 2018, ISBN 978-3-96289-001-8.
Holger Barth und Autorenkollektiv: Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. In: Dokumentenreihe des IRS (Hrsg.): REGIO doc. Nr.3. Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Berlin-Erkner 2000, ISBN 3-934669-00-X, S.98.