Hans Puchsbaum oder Puchspaum (* vor 1390; † 1454 in Wien) war ein Architekt und Werkmeister der Gotik und zwischen 1444 und 1454 Vorsteher der Bauhütte des Wiener Stephansdomes.
Im Jahre 1418 war Puchsbaum kurzfristig am Bau des Ulmer Münsters beschäftigt, ab 1432 ist er dann in Wien nachweisbar. Vermutlich bereits 1444 wurde er zunächst auf zwei Jahre Leiter der Dombauhütte von Sankt Stephan, 1446 erfolgte seine Anstellung auf Lebenszeit, wo ihm eine ganze visierung und die ingeantwortung des paus, und gewelben des Tomhauses, der Kirchen, und was daran zu pauen ist, übertragen wurde. Gleichzeitig berief er Laurenz Spenning als seinen Parlier, der ihm bei seinem Tod acht Jahre später als Dombaumeister nachfolgte.
Werke
Puchsbaums erstes eigenständiges Bauwerk war der Neubau des Chores der Stadtpfarrkirche in Steyr, mit dem er 1443 beauftragt wurde. Nach seiner Ernennung zum Dombaumeister in Wien gestaltete er das noch im Bau befindliche Domlanghaus zur Staffelhalle um und bereitete die Einwölbung vor.[1] 1450 legte er die Fundamente des auch „Adlerturm“ genannten Nordturms, dessen Bau aber erst nach seinem Tod nach neuen Plänen begonnen wurde.[2] Vordringlicher waren zunächst die Renovierungsmaßnahmen am Südturm, der 1449 von einem Blitzschlag betroffen worden war. 1452 erneuerte er zusammen mit seinem Parlier Spenning das 1446 zerstörte Denkmal der Spinnerin am Kreuz,[3]
Trotz der nur kurzen Zeitspanne von einem Jahrzehnt als Dombaumeister von St. Stephan waren ihm in der älteren Forschung viele Werke zugeschrieben worden, für die nun Laurenz Spenning als Urheber gilt.[4] Im Vergleich zum Werk seines Nachfolgers lässt sich sein Stil als eher kubisch und wenig detailliert beschreiben.
Sage
Die Sage hatte sich bereits früh der Person Hans Puchsbaums bemächtigt, wobei verschiedene Versionen überliefert sind. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass Puchsbaum, entweder durch einen Pakt mit dem Teufel oder durch einen neidischen Altmeister oder Altgesellen, am Bau durch einen Sturz vom Gerüst zu Tode kommt.[5] Schon nach Friedrich Tilmez (1722) sei jener grosse Irrthum/ so zu Tags allenthalben bekannt ist/ und von dem gemeinen Volck vor gewiß gehalten wird/ leichtlichen wiederleget, doch mag hinter der Sage tatsächlich ein tragischer Bauunfall oder ein Generationenkonflikt stehen.[6]
Johann Josef Böker: Laurenz Spenning und die Entwicklung des Architektenberufs im späten Mittelalter. In: Stefan Bürger, Bruno Klein (Hrsg.): Werkmeister der Spätgotik. Personen, Amt und Image. Darmstadt 2010, S. 162–170.
Johann Josef Böker: Architektur der Gotik. Bestandskatalog der weltgrößten Sammlung an gotischen Baurissen (Legat Franz Jäger) im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien; mit einem Anhang über die mittelalterlichen Bauzeichnungen im Wien Museum Karlsplatz. Salzburg [u.a] 2005.
Johann Josef Böker: Der Wiener Stephansdom. Architektur als Sinnbild für das Haus Österreich. Salzburg 2007. ISBN 978-3-7025-0566-0.
↑Johann Josef Böker: Der Wiener Stephansdom. Architektur als Sinnbild für das Haus Österreich. Salzburg 2007, S. 164–175.
↑Robert Donat: Wien. Plurigraf, Narni und Terni 1974, S. 4.
↑Friedrich Dahm, Manfred Koller: Die Wiener Spinnerin am Kreuz. Wien 1991.
↑Johann Josef Böker: Hans Puchsbaum und Laurenz Spenning. Zwei Wiener Dombaumeister des 15. Jahrhunderts. In: Steine sprechen. Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege, XI/2 (2001), S. 2–15.
↑Elisabeth Koller-Glück: Alt-Wiener Sagen und Legenden und ihre realen Hintergründe. Erfurt 2009, S. 53–58. ISBN 978-3-86680-534-7.