Wohnhaus Jüchsers in Wachwitz mit GedenktafelGrab von Hans Jüchser auf dem Loschwitzer Friedhof
Der 1894 als Sohn einer Lehrerfamilie geborene Jüchser besuchte nach der Volksschule von 1910 bis 1915 das Lehrerseminar in Stollberg/Erzgeb. und studierte nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg von 1919 bis 1923 an der Dresdner Akademie für Kunstgewerbe bei Arno Drescher und Georg Erler. Anschließend vertiefte er bis 1928 seine Ausbildung an der dortigen Kunstakademie, wo er Meisterschüler bei Otto Hettner und Ludwig von Hofmann wurde. Während dieser Zeit unternahm Jüchser 1927 eine Studienreise nach Südschweden und Bornholm.
Hans Jüchser lebte von 1921 bis zu seinem Tod im „Talhaus“ in Dresden-Wachwitz, Wachwitzgrund 56. Aus seiner ersten Ehe mit Paula Jüchser, geb. Schmidt (1892–1955) stammte der Architekt Jürgen Jüchser (1929–2019[1]). Seine zweite Ehefrau war Helga Jüchser, geb. Schütze (* 1938).[2]
In der Zeit des Nationalsozialismus war Jüchser Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Für diese Zeit ist seine Teilnahme an 25 großen Ausstellungen, u. a. 1943 in Dresden „Soldat und Künstler“, und 1943 eine Einzelausstellung mit Curt Querner im Dresdner Kunsthaus Kühl sicher belegt.[4] 1937 wurden im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ mehrere seiner Arbeiten, die nicht dem nazistischen Kunstkanon entsprachen, beschlagnahmt und einige vernichtet.[5] Nach einer Studienreise nach Italien im Jahr 1939 wurde Jüchser 1940 zur Wehrmacht eingezogen, und er musste am Zweiten Weltkrieg teilnehmen.
Nach der Kriegsgefangenschaft ging er wieder nach Dresden und arbeitete als freier Maler. Er war in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR an einer großen Zahl wichtiger Ausstellungen beteiligt[6]
U. a. beteiligte er sich 1945/1946 mit sechs Bildern an der ersten Kunstausstellung in Dresden nach Kriegsende („Freie Künstler. Ausstellung Nr. 1“),[7] 1946 an der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1947 an der 2.[8] und 1948 an der 3. Ausstellung Erzgebirgischer Künstler in Freiberg[9] und danach bis 1978 an mehreren Deutschen Kunstausstellungen in Dresden.
1960: Grafik-Preis der CDU (3. Preis für Einzelblätter) für den Farbholzschnitt Lesende Helga (1958)
Darstellung Jüchsers in der bildenden Kunst der DDR (Auswahl)
Horst Leifer:Bildnis Hans Jüchser (Öl auf Sperrholz, 115 × 88 cm, 1976; Galerie Neue Meister Dresden)[10]
Im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 nachweislich beschlagnahmte Werke
Zwei Frauen und Kleinkind auf der Waldwiese (Radierung, 1929; aus der Deutschen Graphikschau in Görlitz; zerstört)
Mutter und schlafendes Kind (Grafik, 1931; aus der Deutschen Graphikschau in Görlitz; zerstört)
Lesende (Grafik; aus der Deutschen Graphikschau in Görlitz; zerstört)
Familie (Radierung, 1931; aus der Deutschen Graphikschau in Görlitz; zerstört)
Herbstlandschaft (Tafelbild; aus der Städtischen Kunstsammlung Duisburg; Verbleib ungeklärt)
Weitere Ausstellungen (unvollständig)
2022/2023 Hans Jüchser und Weggefährden; Dresden, Kunstausstellung Kühl
2011/12: Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner, 1. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012, Kunsthalle im Lipsius-Bau, Dresden
2010: Hans Jüchser – Friedrich Press. Bekenntnis in Form und Farbe, 12. Februar 2010 bis 16. Mai 2010, Städtische Galerie Dresden, Dresden
2006: Gegenwelten – Informelle Malerei in der DDR Kunstverein Talstrasse, Halle
2005: Chef-d’œvre, Galerie Döbele, Dresden
1994: Hans Jüchser (1894–1977). Malerei, 22. Mai bis 9. Juli 1994, Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstages Hans Jüchsers und dem 70-jährigen Bestehen der Kunstausstellung Kühl, Dresden[11]
Karin Müller-Kelwing: Die Dresdner Sezession 1932 – Eine Künstlergruppe im Spannungsfeld von Kunst und Politik. Hildesheim u. a. 2010, ISBN 978-3-487-14397-2, S. 187–188, 371–372. (Dissertation, TU Dresden 2008)
Gisbert Porstmann, Linda Karohl (Hrsg.), Städtische Galerie Dresden: Hans Jüchser. Farbe als absolute Kraft. 2010, ISBN 978-3-941843-03-5.
Hans Jüchser. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S.248.
↑ Linda Karohl: Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e. V. (Hrsg.): Loschwitz – Illustrierte Ortsgeschichte: 1315–2015. Elbhang-Kurier-Verlag, 2015, ISBN 978-3-936240-31-3, S. 650–651.
↑Karin Müller-Kelwing: Die Dresdner Sezession 1932 – Eine Künstlergruppe im Spannungsfeld von Kunst und Politik. Hildesheim u. a. 2010, ISBN 978-3-487-14397-2, S. 187–188. (zugleich: Dissertation, TU Dresden 2008)
↑Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000; S. 467, passim
↑Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
↑Martin Papenbrock u. a. (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil II. Antifaschistische Künstler/Innen in Ausstellungen der SBZ und der DDR. VDG, Weimar, 2000, S. 286, passim