Heinrich Franck studierte Physik und Nationalökonomie an der TH Charlottenburg, der Uni Berlin und der TH Karlsruhe. 1912 wurde er promoviert und 1919 habilitierte er sich. Schon ein Jahr zuvor wurde er Chefchemiker der Sunlicht AG.[2] Seit 1917 war er Mitglied der SPD.[3] Als Franck während des Ersten Weltkrieges im Auftrag des Kriegsministeriums synthetische Fette erforschte, gelang ihm die Entwicklung des künstlichen Speisefetts FAME (Fettsäuremethylester).[4]
1937 wurde ihm die Professur entzogen und 1939 folgte aus politischen Gründen die Entlassung aus den Stickstoffwerken. Die politischen Gründe waren „jüdische Versippung“; er war mit einer Jüdin verheiratet und ließ sich trotz Drängens der nationalsozialistischen Regierung nicht scheiden.[5][4] Von 1940 bis 1945 war er Direktor des Glasforschungsinstituts der Deutschen Tafelglas AG.
Von 1945 bis 1948 war er Leiter der Stickstoffwerke Piesteritz und zugleich Lehrstuhlinhaber für Chemische Technologie an der Technischen Hochschule zu Berlin.[6] Zudem amtierte er ab 1945 als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Chemische Industrie (AGCI).[4] Franck trat 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bei und wurde deshalb 1949 vom Berliner Senat aus der Westberliner Hochschulleitung entlassen.[7] Nachdem Enno Heidebroek als Präsident der Kammer für Technik, die er vergeblich nach dem Vorbild des VDI zu einem politisch unabhängigen Interessenverband der Ingenieure ausbauen wollte, zurückgetreten war, wurde Franck ab 1949 bis 1959 dessen Nachfolger.[8] Ebenfalls ab 1949 war er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1950 erhielt er an der Humboldt-Universität Berlin in Ostberlin den Lehrstuhl für Chemie. Von 1950 bis 1959 war er zugleich Direktor des Instituts für angewandte Silikatforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Am 3. September 1950 wurde er auf dem 3. FDGB-Kongress in den Bundesvorstand gewählt.[9] Franck war ab 1950 Abgeordneter der Volkskammer. Von 1954 bis 1958 gehörte er dem Ständigen Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten als Mitglied an.
Malte Stöcken: Dokumentation der Chemie in Krieg und Frieden. Maximilian Pflücke, Erich Pietsch und die Deutsche Chemische Gesellschaft von den 1920er bis in die 1970er Jahre. Klartext Verlag, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1624-1, S.241–283.
Gerd Kley: Entwicklung von Hochtemperaturwerkstoffen an der Akademie der Wissenschaften der DDR von 1949–1991 (mit einer Kurzbiografie von Hans Heinrich Franck), München 2014, ISBN 9783668773714.
↑Karin Zachmann: Mobilisierung der Frauen. Technik, Geschlecht und Kalter Krieg in der DDR (= Reihe „Geschichte und Geschlechter“. Bd. 44). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-593-37629-6, S. 172, (Zugleich: Darmstadt, Technische Universität, Habilitations-Schrift, 2002: Technik, Geschlecht und Kalter Krieg.).
↑ abcdeMalte Stöcken: Dokumentation der Chemie in Krieg und Frieden. Maximilian Pflücke, Erich Pietsch und die Deutsche Chemische Gesellschaft von den 1920er bis in die 1970er Jahre. Klartext Verlag, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1624-1, S.241–283.
↑Neues Industrieprofil und technische Intelligenz. In: Neues Deutschland, 5. Juli 1961, S. 3.
↑Gunter Fischhold: Kammer der Technik. Ein Beitrag zur geschichtlichen Aufarbeitung des Ingenieurverbandes. Books on Demand, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8448-6212-6, S. 25, Google Books.
↑Der neue Bundesvorstand des FDGB. In: Neues Deutschland, 6. September 1950, S. 4.