Er wurde unmittelbar nach seiner Promotion zum Kriegsdienst an die Westfront eingezogen. Während des Krieges wurde ihm das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse verliehen, bevor er Ende 1918 als Leutnant der Reserve aus dem Militär entlassen wurde. Von 1919 bis 1923 war er Stadtrat und ab Oktober 1919 Chef der Stadtpolizei Schwerin, bevor er 1923 in das mecklenburgische Innenministerium wechselte, wo der als Ministerialrat für Polizeiangelegenheiten zuständig war. In dieser Funktion war er gleichzeitig von 1931 bis 1933 Leiter des Landeskriminalamtes.
Als die NSDAP 1933 in Mecklenburg die Regierung übernahm, wurde Jess – als Mitglied der Deutschen Volkspartei – als Leiter des Landeskriminalamtes abgelöst und in das Sozial- und Verkehrsressort umgesetzt. Da er zu Kriegsbeginn zu alt für den Militärdienst war, bearbeitete Jess während des Krieges Kriegssachschäden in der Landesverwaltung.
Nach Kriegsende wurde Jess im Mai 1945 auf Vorschlag von Carl Moltmann und Friedrich Stratmann durch die amerikanischen Besatzungstruppen als Leiter der verbliebenen Landesverwaltung in Schwerin eingesetzt, von den Briten im Mai entlassen, unter Arrest gestellt und am 18. Juni 1945 erneut mit der Verwaltungsleitung beauftragt und zum Staatsminister ernannt. Wenige Tage später wurde er durch Reinhold Lobedanz ersetzt.[2] Nach der vollständigen Übernahme Mecklenburgs durch die sowjetische Besatzungsmacht (SMAD) im Juli 1945 wurde er Leiter der zentralen Personalabteilung der Landesverwaltung unter Präsident Wilhelm Höcker, danach Präsident der Reichsbahndirektion Schwerin. Jess war 1945 Mitbegründer der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone.
Die Haftung der Forderung aus der Versicherung für Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden. Koch, Marburg 1912 (Dissertation)
Literatur
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 3: I–L. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0865-0, S. 22–23.
Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern: Herrschaft und Verwaltung 1945–1948. Oldenbourg-Verlag, München 1999, ISBN 3-486-56390-4 (Volltext digital verfügbar) S. 53.
Berit Olschewski: „Freunde“ im Feindesland. Rote Armee und deutsche Nachkriegsgesellschaft im ehemaligen Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz 1945–1953. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-2795-4, S. 94.
↑Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 226.
↑Barbara Fait: Mecklenburg (-Vorpommern). In: Martin Broszat, Hermann Weber: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55261-9, S. 109, 117.