Der Hangende Stein vor dem sich nach Osten erstreckenden, mit ihm aber nicht verbundenen Kienbergkopf (Untersbergmassiv) war ein Felsvorsprung, dessen Lage nahe der Berchtesgadener Ache eine natürliche Engstelle bzw. einen Talpass erzeugt hatte. Er war namensgebend für den an ihm vorbeiführenden Hangendensteinpass, der bereits ab dem 12. Jahrhundert durch einen befestigten Grenzübergang zwischen unterschiedlichen Herrschaftsgebieten gesichert wurde und seit Ende des Zweiten Weltkriegs als Grenzübergang Hangendenstein zwischen Deutschland und Österreich dient. Von dem einstigen Felsen selbst existiert heute nur noch ein kleiner sichtbarer Rest.
Zum Rest des Hangenden Steins führen von deutscher Seite aus die Bundesstraße 305, die davor zuletzt die Gemeinde Marktschellenberg bzw. den Schellenberger Forst durchquert, von österreichischer Seite aus die nur 3 km lange Berchtesgadener Straße (B 106), die davor von der AnschlussstelleSalzburg Süd der Tauern Autobahn (A 10) aus den Ortsteil Hangendenstein der Gemeinde Grödig durchquert und am Hangenden Stein selbst endet. Vom Schellenberger Forst Richtung Grödig kommend, liegt der Felsblock mit dem etwa mittig davor angebrachten Europaschild rechter Hand direkt neben der Straße.
Zwischen 1907 und 1938 gab es am Grenzübergang Hangendenstein auch einen Bahnhof der erst dampf-, ab 1908 elektrisch betriebenen LokalbahnenBerchtesgaden–Hangender Stein und Salzburg–Hangender Stein, für die durch den Hangenden Stein ein Tunnel angelegt worden war. Der Tunnel wurde 1939 für einen geplanten zweigleisigen Ausbau komplett abgebrochen.[4] Von dem Gleisausbau wurde jedoch während des Zweiten Weltkriegs Abstand genommen, stattdessen nutzte man die freigewordene Fläche für den Bau der heutigen Straßentrasse. Vom Hangenden Stein verblieben seither nur noch ein Felsblock direkt neben dem auf die Republik Österreich hinweisenden Europaschild sowie auf der anderen Straßenseite gegenüber eine breitere Abbruchkante des Felsens.
Bildergalerie
Johann Faistenauer (1577/78–1643): Das Landt und Fürstliche Stifft Berchtolsgaden (1626) Kartenausschnitt: Rote Linie = Grenzverlauf Fürstpropstei Berchtesgaden – Fürsterzbistum Salzburg, li. u. der „Hanget Stain“, Bildmitte rechts der „thurn“
Hermann Reindel (1807–1888): Hangender Stein, re. dahinter die k.k. Mautstation (Aquarell vor 1851)
Eisenbahntunnel durch Hangenden Stein Richtung Salzburg vor Elektrifizierung der Strecke (ca. 1907), re. davon ursprünglicher Straßenverlauf sowie ein Wehr des Almkanals
↑Ewald Langenscheidt: Geologie der Berchtesgadener Berge : eine Einführung in Stratigraphie, Fazies und Tektonik. 2. Auflage. Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 2001, ISBN 3-925647-27-9, S.62; 74ff.