Der Name Stellingen leitet sich wahrscheinlich von der Ortsgründung durch einen Mann namens Stallo ab, einem altgermanischen Mannesnamen. Nach einer anderen Deutung führt der Name auf die ostfriesische Bezeichnung für einen Gerichtsstuhl zurück.[1]
Steinzeitliche Funde von 1937, darunter eine Rengeweihhacke und mehrere Gefäßscherben von Urnenfriedhöfen aus der Eisenzeit, weisen auf die frühe Besiedlung Stellingens hin.
Urkundlich erwähnt wurde Stellingen (Stelling) aber erst 1347 in den Eppendorfer Kirchenbüchern. 1460 verzichtete die Pinneberger Grafschaft auf holsteinische Erbansprüche. Stellingen wurde ab 1640 dänisch und hatte unter dem Dreißigjährigen Krieg und den späteren Kriegen Dänemarks zu leiden. Ab den 1730er-Jahren verwalteten Mitglieder der Familie Kölln als Vögte den Ort; ihr Sitz lag auf dem Hof „Vogthufe“ in der heutigen Vogt-Kölln-Straße. 1777 errichtete der dänische König Christian VII. eine Zollstation in Stellingen, und zwar an der heutigen Kieler Straße. Zu dieser Zeit erfolgte auch die erste Nennung Langenfeldes. Die Kieler Straße wurde 1830 bis 1832 zur Chaussee ausgebaut. Erster hauptamtlicher Gemeindevorsteher Stellingens war ab 1882 der Stellmachermeister Joachim Wördemann, zu dessen Ehren der „Wördemanns Weg“ benannt ist.
Wichtige Erwerbsquelle der Stellinger Bauern war zu dieser Zeit der Milch- und Butterhandel. Die „Bodderbuern“ zogen mit ihren Planwagen über das Land und tauschten ihre Milchprodukte gegen Geflügel, Schinken und Würste ein. Die weiblichen Familienmitglieder hingegen verkauften die Milchprodukte in den Städten Altona und Hamburg.
Stellinger Kirche in der Molkenbuhrstraße zu Anfang des 20. Jahrhunderts (1908 oder später), 1943 zerstört und nach dem Krieg durch ein neues Kirchengebäude ersetzt
1875 wurde von der erstmals auf Grundlage der schleswig-holsteinischen Gemeindeverfassung gewählten Gemeindevertretung die Zustimmung zum Bau einer Straßenbahn gegeben, die Stellingen auf der Strecke Kieler Straße mit Altona und Eidelstedt verbinden sollte. 1907 öffnete der bekannte Hagenbecks Tierpark. 1921 begann der Bau der „Gartenstadt Langenfelde“ auf dem Gebiet einer ehemaligen Ziegelei durch die „Siedlungsgemeinschaft für Kriegsversehrte“.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Langenfelde ca. 38 Prozent der Gebäude zerstört.
Der Stadtteil ist stark durch Verkehrsachsen geprägt. Im Rahmen einer „Stadtteilreparatur“ wurde der Hamburger Deckel in einer Länge von 900 Metern auch über den Autobahnabschnitt von der Anschlussstelle Stellingen bis zur nördlichen Güterumgehungsbahn gebaut. Bis zum Sommer 2024 soll der Deckel begrünt sein.
Nach der bereits erfolgten Verlagerung des Sportplatzes zwischen Sportplatzring, Basselweg und Stellinger Steindamm wird dort mit 700 Wohnungen die sogenannte „Neue Mitte Stellingen“ entstehen. Als Teil des neuen Quartiers entstehen am Sportplatzring insgesamt 9 Wohngebäude der SAGA, die am Standort erste Vorhaben vollendet hat: Im Mai 2020 wurden 55 Wohnungen und eine Kita übergeben sowie im Februar 2022 weitere 123 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten. Die SAGA Unternehmensgruppe und das Bauunternehmen Peter Ahrens haben im April 2023 den Grundstein für 153 Wohnungen am Sportplatzring gelegt.
Perspektivisch soll hier auch die Haltestelle „Sportplatzring“ der noch im Planungsstadium befindlichen Linie 5 der U-Bahn gebaut werden.
Statistik
Anteil der unter 18-Jährigen: 14,8 % [Hamburger Durchschnitt: 16,6 % (2020)][2]
Anteil der über 64-Jährigen: 18,5 % [Hamburger Durchschnitt: 18,0 % (2020)][3]
Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Stellingen 32.600 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.[7]
Bei Bezirksversammlungswahlen gehört der Stadtteil zum gleichnamigen Wahlkreis Stellingen. Bei Bundestagswahlen zählt Stellingen zum Bundestagswahlkreis Hamburg-Eimsbüttel.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Ehemaliges Eingangsportal von Hagenbecks TierparkStellinger WasserturmFazle-Omar Moschee (1989)
Nördlich von Hagenbecks Tierpark gibt es in Stellingen die sogenannte „Stellinger Schweiz“, korrekt eigentlich „Stellinger Feldmark“ (⊙53.60124889.9373358), ein hügeliges Gebiet mit ländlichem Charakter. Dort gewinnen die Hamburger Wasserwerke Trinkwasser. Die Wiesen beim Sportpark Eimsbüttel und beim Tierpark heißen „Stadtpark Eimsbüttel“.
Bauwerke
Das architektonisch interessante ehemalige Rathaus von 1912 (⊙53.59235889.9342875).
Die Fazle-Omar-Moschee wurde am 22. Juni 1957 in der Wieckstraße eröffnet. Sie ist die zweitälteste Moschee in Deutschland und der erste Moscheeneubau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Werner Kallmorgen errichtete 1963 ein kleines Ladenzentrum an der Einmündung der Alten Volksparkstraße in die Kieler Straße. Es befindet sich in einem sehr schlechten Zustand und wurde 2017 an einen Investor verkauft.[9][10][11]
Neubau Gemeindezentrum der Ev.-Luth. Kirchengemeinde[12]
Sport
Zwischen der Hagenbeckstraße, der Koppelstraße und den Gleisen der U-Bahn befindet sich der Sportpark Eimsbüttel. Dort gibt es zwei Rasen-Fußballplätze, einen mit Tribünen. Aktuell (2023/24) tragen dort der Eimsbütteler TV und die zweite Mannschaft des HSV (beide Regionalliga) ihre Heimspiele aus. Auch das ehemalige Bundesliga-Frauenteam des HSV und der Verein Camlica Genclik waren im Sportpark zu Hause. Außerdem gibt es ein Eislauf- und Radstadion, das ein markantes Zeltdach hat, die Squashanlage Sportwerk Hamburg, Heimspielstätte der Bundesligamannschaft von Sportwerk Hamburg Walddörfer, sowie die Tennisanlage des Vereins Grün-Weiss Eimsbüttel.
Historisch war der HSV-Vorläufer Falke 06 ein Stellinger Verein, zeitweise auch Union 03 (von 1909 bis 1913 an der Kieler Straße), später traten untere und Jugendmannschaften des ESV, eines Vorläufers von Grün-Weiß Eimsbüttel, im Sportpark an.
Am Sportplatzring lag das Stellinger Stadion (⊙53.59326679.9313768) mit zwei Hartplätzen und einem Rasenplatz. 2017 wurde der Sportplatz zur Vogt-Kölln-Straße verlegt. Hier tragen die Mannschaften des TSV Stellingen 88, des SV West-Eimsbüttel und des HFC Falke ihre Punktspiele aus.
Außerdem gibt es zwei Regionalsporthallen in Stellingen, zu einem die Sporthalle Wegenkamp und die Sporthalle Hagenbeckstraße in der Gesamtschule Stellingen, in denen diverse Vereine aus dem Stadtteil trainieren und ihre Punktspiele und Turniere austragen.
Friedhof
Der Stellinger Friedhof gehört der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Stellingen und liegt an der Ecke Molkenbuhrstraße / Johann-Wenth-Straße. Es können unabhängig vom Wohnort Verstorbene aller Konfessionen beerdigt werden.
An der Grenze zum Stadtteil Eidelstedt verläuft die Güterumgehungsbahn Hamburg einspurig auf einem Damm.
An der Autobahn-Anschlussstelle Hamburg-Stellingen zweigen die Bundesstraßen 4 und 5 von der Bundesautobahn 7 ab. Die Kreuzung Kieler Straße/Sportplatzring zählt zu den am stärksten befahrenen Knotenpunkten Hamburgs.
Feuerwehr
Wehrwappen der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg-Stellingen F1931
Seit 1885 hat Stellingen seine eigene Freiwillige Feuerwehr (FF) mit Sitz in der Melanchthonstraße, an dem sich zuvor das Stellinger Gefängnis befand. Infolge des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 wurde die FF (F 1931) in die Feuerwehr Hamburg eingegliedert. Die Aufgaben der FF Stellingen bestehen darin, die Berufsfeuerwehr in Fragen der Abwehr von Gefahren für die Allgemeinheit zu unterstützen. Des Weiteren ist die Stellinger Feuerwehr im Katastrophenschutz (Deichverteidigung) tätig und hat die sogenannten Sonderkomponenten „Dekontamination und Reinigung“ sowie „Spüren und Messen“ übernommen. Seit 1976 engagiert sich die FF Stellingen mit ihrer Jugendfeuerwehr erfolgreich in der Jugendarbeit. Die JF Stellingen hat mit dem Mineola Junior Fire Department eine Partnerjugendfeuerwehr in den Vereinigten Staaten.
Seit 1966 gibt es am Basselweg die Feuer- und Rettungswache Stellingen (F15) der Berufsfeuerwehr. Diese wurde 1996 erweitert und hat heute 105 Mitarbeiter. Neben umliegenden Stadtteilen ist diese Feuerwache auch für die stark befahrenen Autobahnen A7 auf dem Abschnitt
Bahrenfeld bis Quickborn sowie A23 vom Autobahndreieieck Nordwest-Dreieck bis Halstenbek zuständig.
Polizei
Seit 1977 hat das Polizeikommissariat 27 seine Wache neben dem Stellinger Rathaus.
Dieses Kommissariat ist auch für Eidelstedt zuständig.
Bildung
Kleinkinderschule in Stellingen 1889
Stellingen verfügt über die die Grundschulen Brehmweg, Molkenbuhrstraße und Wegenkamp.
Als weiterführende Schulen gibt es die Stadtteilschule Stellingen mit der Oberstufe am Sportplatzring sowie das Albrecht-Thaer-Gymnasium.
Der Fachbereich Informatik der Universität Hamburg hat seinen Sitz in der Vogt-Kölln-Straße.
Die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik und die Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz befinden sich zusammen am Wördemannsweg.
Persönlichkeiten
In Stellingen geboren
Michael Wilhelm Hillmer (1811–1871), Essigfabrikant und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8.
Peter Rickers: Archivbilder Hamburg-Stellingen. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-019-9.
Karin Kuppig: Eimsbüttelbuch. Mit Eidelstedt, Hoheluft-West, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Stellingen. Junius, Hamburg 2012, ISBN 978-3-88506-496-1.
↑Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Hamburger Stadtteil-Profile 2016 (= NORD.regional. Band19). 2018, ISSN1863-9518 (Online [PDF; 6,6MB; abgerufen am 12. Februar 2018]).
↑Hartmut Frank: Die Moderne des Konstanty Gutschow. In: Architektur in Hamburg: Jahrbuch 2023/24. Junius Verlag, Hamburg 2023, ISBN 978-3-96060-564-5, S. 189.
↑Sabine Kock: (K)eine Frage der Bedeutungslosigkeit. In: DAB Regional. Regionalausgabe Hamburg.Schleswig-Holstein, Offizielles Organ der Hamburgischen Architektenkammer und der Architekten- und Ingenieurkammer, 04/2018, S. 10–13.
↑Schandfleck in Hamburg - Was nun geplant ist, in Hamburger Abendblatt. 4. Mai 2023, S. 12.
↑Genevieve Wood: Schandfeck in Stellingen: Was mit den Glaskästen passiert. In: Hamburger Abendblatt. 22. Januar 2024.
↑Hannah Sofie Wietzke: Gemeindezentrum in Stellingen. In: Architektur in Hamburg: Jahrbuch 2021/22. Junius Verlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-96060-535-5, S. 74–77.