Dieser Artikel behandelt das Gutenberg-Museum in Mainz. Zu dem Gutenberg Museum in Freiburg im Üechtland siehe Gutenberg Museum.
Das Gutenberg-Museum in Mainz ist eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt.
Zu seinen Hauptattraktionen zählen zwei Exemplare der Gutenberg-Bibel, des ältesten Buches, das mit beweglichen Lettern gedruckt wurde, sowie eine Wechselausstellung zu Typografie und Buchgestaltung. Das Museum liegt gegenüber dem Dom in der Mainzer Altstadt.
Im Juni 2020 wurde nach zweijährigen Beratungen von einer durch die Stadt berufenen Kommission empfohlen, den sanierungsbedürftigen Schell-Bau des Museums abzureißen und durch einen Neubau am bisherigen Standort zu ersetzen, wobei die Trägerschaft des Museums von der Stadt Mainz an eine Stiftung übertragen werden soll.[1] Der Schell-Bau am Liebfrauenplatz schloss am 7. Oktober 2024 seine Türen und eröffnete am 23. November 2024 eine Interimsausstellung im Naturhistorischen Museum.[2]
Bürger der Stadt gründeten das Museum im Jahre 1900 anlässlich des 500. Geburtstags Johannes Gutenbergs, um dessen Erfindungen und Kunstwerke einem breiten Publikum bekannt zu machen. Des Weiteren sollten Schrift- und Druckstücke möglichst vieler verschiedener Kulturen ausgestellt werden. Die Eröffnung des Museums fand am 23. Juni 1901 statt.
Die Basis der Sammlung bilden von Verlegern, Druckerpressenherstellern und Druckereien gespendete Bücher und Maschinen. In seinen ersten Jahren war das Museum Teil der Stadtbibliothek Mainz, sodass bedeutende Stücke der Bibliothek im Museum ausgestellt wurden. Besucher konnten nun einen Überblick über 500 Jahre Buchdruck erlangen. Mit der Zeit sammelte das Museum Exponate in den Bereichen Drucktechnik, Typografie, Kunstdruck, Papier, Geschichte der Schrift in verschiedenen Kulturen usw.
Das Museum befand sich ursprünglich in zwei Räumen im Kurfürstlichen Schloss Mainz, das auch die Stadtbibliothek beherbergte. Das Museum zog 1912 in das neue Bibliotheksgebäude in der Rheinallee. Im Jahre 1925 dachte man über eine räumliche Trennung des Museums und der Stadtbibliothek nach.
Im selben Jahr wurde eine der größten Attraktionen des Museums installiert: eine Rekonstruktion der Werkstatt Johannes Gutenbergs. Im Jahre 1926 wurde ein Exemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel erworben. Im Jahr darauf zog das Museum in Räumlichkeiten des Hauses Zum Römischen Kaiser um. Fünf Jahre später, 1932, übernahm das Museum das ganze Haus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei Bombenangriffen der Alliierten zerstört, die Exponate konnten jedoch zum Großteil gerettet werden.
Im Jahr 1962 wurde die Restaurierung des Baus beendet und ein unter dem Architekten Rainer Schell errichteter Neubau eröffnet. Die Eingangstore stammen vom Bildhauer Karl-Heinz Krause. Zudem wurde die Sammlung Blanckertz erworben. Das Museumsensemble beherbergt nun die Sammlung, die Museumsverwaltung, die Gutenberg-Gesellschaft, das Mainzer Minipressen-Archiv, eine Restaurierabteilung und eine Fachbibliothek.
1978 wurde in New York mit einer zweibändigen Gutenberg-Bibel, dem sogenannten Shuckburgh-Exemplar, das wertvollste Exponat des Museums erworben.
Das Museum wurde im Jahr 2000 nach Plänen des Karlsruher Büros rossmann+partner Architekten samt einem zweiten Erweiterungsbau nach zweijähriger Bauzeit vollständig saniert. Der Hauptbau mit 2400 Quadratmetern wurde damals um weitere 600 m² an der Seilergasse erweitert.[3] In einem Planungswettbewerb zur Erweiterung des Museums wurden 2016 drei Architektenentwürfe in die engere Wahl genommen, die einen Umbau und eine Erweiterung des Museums zu einem Gutenberg-Quartier zum Ziel hatten.[4] Über den Bau des als Bibelturm bekannten Siegerentwurfs eines Hamburger Architekturbüros[5] hat am 15. April 2018 der erste Bürgerentscheid der Mainzer Stadtgeschichte entschieden.[6] Der Vorschlag wurde mit 77,3 Prozent der abgegebenen Stimmen abgelehnt, die Wahlbeteiligung lag bei rund 40 Prozent.[7] Die von der Stadt Mainz einberufene „Arbeitswerkstatt zur Modernisierung des Gutenberg-Museums“ hat sich im Juni 2020 für einen Neubau des Museums am alten Standort ausgesprochen. Diese Empfehlung wurde durch den Stadtrat beschlossen, so dass nun die Planungs- und Bauphase des neuen Gutenberg-Museums unmittelbar bevorstehen. Der Rohbau soll in nur fünf Jahren eingeweiht werden.
Klingspor-Museum als weiteres Museum für Druck und Typografie im Rhein-Main-Gebiet
Literatur
Stephan Füssel (Hrsg.): Von Gutenberg zum World Wide Web. Aspekte der Wirkungsgeschichte von Gutenbergs Erfindung – zur Neukonzeption des Mainzer Gutenberg-Museums (= Mainzer Studien zur Buchwissenschaft, Bd. 26). Harrassowitz, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-447-11932-0.
Gutenberg-Museum, Förderverein Gutenberg e.V.: Gutenberg-Museum Mainz. Das Museum der Zukunft. Gutenberg-Museum, Mainz 2015, DNB1069695432.
Hans Adolf Halbey, Elke Schutt-Kehm, Rolf Stümpel: Buchkultur aus Mainz. Schrift Druck Buch im Gutenberg Museum. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-0823-X.
Eva-Maria Hanebutt-Benz (Hrsg.): Das Gutenberg-Museum Mainz. Ein Führer durch das Druck- und Schriften-Museum. Gutenberg-Museum, Mainz 2001, DNB1066869200.
Anton Maria Keim: Mehr als zwei „Denkmäler“. Neunzig Jahre Weltmuseum der Druckkunst und internationale Gutenberg-Gesellschaft Mainz (= Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft. Nr. 109). Verlag der Gutenberg-Gesellschaft, Mainz 1991, ISBN 3-7755-2109-7 (Deutsche Fassung auch in: Imprimatur. NF 14, 1991, ISSN0073-5620, S. 83–108).