Die Band wurde 1968 als The Guru Guru Groove von dem SchlagzeugerMani Neumeier, dem BassistenUli Trepte und dem Gitarristen Eddy Naegeli (im Dezember 1968 durch Herbert Sax und ab März 1969 durch Jim Kennedy ersetzt) gegründet. Schlagzeuger und Bassist kamen aus dem Free-Jazz-Umfeld. Neumeier hatte bereits seit 1963 gemeinsam mit Trepte im Trio von Irène Schweizer gearbeitet. 1968 spielte die Band elektrisch verstärkte, „spacig“ experimentelle (Rock-)Musik. Zu ihren Einflüssen gehörten damals Jimi Hendrix, Frank Zappa, The Who, The Rolling Stones und Pink Floyd.
Von 1968 bis 2014 gaben Guru Guru ca. 3.300 Konzerte in Europa, aber auch in Japan, USA oder Indien (Stand 12/2014) und wurden in Hunderten von Radiosendungen vorgestellt.
Umfeld
Guru Guru bezeichneten sich selbst nie als Krautrock-Band, obwohl sie zu dessen Protagonisten gerechnet werden. In ihrem Selbstverständnis zählen sie sich von jeher zum musikalischen Underground. Amon Düül, Can und Xhol Caravan gehörten zu ihren Freunden, mit denen sie Sessions machten. Auf Guru-Guru-LPs sind darüber hinaus Musiker von Kraan, Karthago und Cluster zu hören.
In den späten 1960ern und frühen 1970ern waren ihre Auftritte stark politisch geprägt. Sie veranstalteten Konzerte zusammen mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, verlasen zwischen ihren Musikstücken politische Texte und spielten auch gelegentlich in Gefängnissen. Guru Guru zählten sich politisch zu den Unabhängigen. Ihre Liveshows galten (und gelten) als extravagant und anarchisch, die Besetzung der Band wechselte häufig, man lebte zeitweise kommunenartig in den Dörfern Langenthal und Finkenbach im Odenwald zusammen und experimentierte mit halluzinogenen Drogen (eines ihrer Stücke heißt bezeichnenderweise Der LSD-Marsch).
1977 wurde von Guru Guru und der Finkenbacher Feuerwehr das Finkenbach-Festival in Finkenbach (Oberzent) aus der Taufe gehoben, das jährlich fortgeführt wird[1]. Zudem wurde dort im Jahr 2018 das 50-jährige Bandjubiläum gefeiert.
Im gleichen Jahr wurde der Fernsehfilm Notwehr auf ZDF ausgestrahlt. Die 1976er Besetzung von Guru Guru übernahm die Rolle der Gruppe Rattenfänger, die sich in einem Dorf niederlässt, dort aber von den Einheimischen als Gammler abgelehnt wird. Von der Gage kaufte sich die Band später eine PA-Anlage, mit deren Hilfe sie ihre weiteren LPs produzierte. Hartmut Griesmayrs Film beruht auf einer wahren Geschichte: Mitte der 70er Jahre wurde in einem deutschen Dorf ein Roma erschossen; der Schütze wurde aufgrund seiner Behauptung, in Notwehr gehandelt zu haben, freigesprochen.
Musiker
Die Zusammensetzung der Band veränderte sich im Laufe ihres Bestehens unzählige Male, was durch die zentrale Rolle von Mani Neumeier bedingt ist, der einst sinngemäß in einem Interview gesagt hatte, dass er nicht Schlagzeug spiele, sondern Orchester.
In den frühen 1970er Jahren gehörte der Gitarrist Ax Genrich länger zur Stammbesetzung, Mitte der 70er stiegen der Gitarrist und Saxophonist Roland Schaeffer (Brainstorm), Yogi Karpenkiel (Kollektiv) und „Sepp“ Josef Jandrisits (Mashuun) ein.
Ende der 70er gehörten u. a. Dieter Bornschlegel (vormals Atlantis, nun Dein Schatten), Peter Kühmstedt, Ingo Bischof und Hellmut Hattler von Kraan zur Gruppe. Außerdem wichtig waren Butze Fischer († 2002; von Embryo) und Bruno Schaab (Night Sun).
In den 1980er Jahren wirkten unter anderem Hans Reffert (Flute and Voice, Zauberfinger), Lise Kraus, Peter Wolbrandt (Kraan), Uli Züfle, Chowmeier und Razem Rübel (Ravibeat) mit.
Kurzzeitig waren Mitte der 80er auch Uli Krug und Erwin Ditzner Mitglieder der Band. Sie waren später Gründungsmitglieder der Mardi Gras.bb.
Luigi Archetti war in den 1990er Jahren an der Gitarre zu erleben. Ab 2005 war Hans Reffert wieder mit dabei. Auf der Herbsttour 2008 wurde er von Jan Lindqvist vertreten.
Auf dem Album PSY (40 Jahre Guru Guru) vom Februar 2008 ist als Gastmusiker (neben Hellmut Hattler, Dieter Moebius, Luigi Archetti und anderen) auch Jan Fride(-Wolbrandt) bei Guru Guru dabei.
Neben den oben genannten spielten diverse andere Musiker aus den unterschiedlichsten Musikgenres mit der Gruppe, manchmal nur für kurze Zeit, ein oder zwei Konzerte oder eine Schallplatten- bzw. CD-Aufnahme.
Am 22. Februar 2016 verstarb der langjährige Gitarrist Hans Reffert im Alter von 69 Jahren. Für ihn kam im Frühjahr 2016 Jan Lindqvist in die Band und tourte bis 2020 mit Guru Guru durch Deutschland. Seit 2020 ist Keyboarder Zeus B. Held (Birth Control) Mitglied von Guru Guru.[2]
Öffentlichkeit
Guru Guru veröffentlichten bisher über vierzig Tonträger, die insgesamt mehr als fünfhunderttausend Mal verkauft wurden. Sie traten in Filmen und über einhundert Mal in Radio und Fernsehen auf (u. a. im Beat-Club). 1976 war Guru Guru die erste deutsche Band im WDR-Rockpalast. Im Jahr 2001 erschien eine Underground-Biographie mit dem Titel 33 Jahre High Times mit Guru Guru bei der Free Underground Press, Kuala Lumpur.
33 Jahre High Times mit Guru Guru.Free Underground Press. Kuala Lumpur 2001.
Mani Neumeier: Kraut 'n' Rock. Guru Guru Grooves. Masterminds-Reihe im Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2011, ISBN 978-3-923445-10-3.
Alexander Simmeth: Krautrock transnational. Die Neuerfindung der Popmusik in der BRD, 1968–1978, Transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3424-2
Thomas Wehler: Mani Neumeier und der Guru Guru Groove – Ein Portrait. Song Bücherei im Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2021, ISBN 978-3-923445-50-9.