Als Gurte werden im Beton-, Holz- und Stahlbau die oberen und unteren Bänder eines Trägers mit „I-förmigem“ („Doppel-T-förmigem“) Querschnitt bezeichnet, die von einem durchgehenden Steg auf Abstand gehalten werden. Beim Fachwerkträger wird der Steg durch schräg angeordnete Stäbe ersetzt.
Im Stahlbau werden die Gurte von Profilstählen auch Flansch genannt.
Träger mit einem I- bzw. Doppel-T-Querschnitt bestehen aus zwei flachen oder gedrungenen (kompakten) Gurten und einem vergleichsweise dünnen Steg, der beide Gurte verbindet. Analog zum Doppel-T-Träger können auch die Seiten von Hohlkastenträgern (im Brückenbau) als Gurte bezeichnet werden, welche sich bei Durchbiegungkonvex bzw. konkav verwölben.
Entsprechend der Lage eines Gurtes wird zwischen Ober- und Untergurt unterschieden. Je nach Belastung wird von Zug- oder Druckgurt gesprochen (s. u.).
Die Gurte nehmen vor allem die Belastung aus Biegung auf. Bei Belastung eines Trägers auf zwei Stützen von oben wird der Untergurt durch Zugkräftegedehnt und daher als Zuggurt bezeichnet. Analog wird der Obergurt durch Druckkräftegestaucht und ist in diesem Fall ein Druckgurt.
Entscheidend für die Belastbarkeit eines auf Biegungbeanspruchten Trägers ist die Zug- oder Druckspannung am äußersten Rand des Profils (der „Randfaser“). Je größer die Querschnittsfläche des Profils an dieser Stelle, desto geringer die Spannung, da sich die auftretenden Kräfte dann auf eine größere Fläche verteilen.
Die Querschnittsfläche im Verhältnis zu ihrem Abstand zum Profilschwerpunkt wird durch das Widerstandsmoment ausgedrückt. Ein Träger ist umso tragfähiger, je weiter die Gurte auseinander liegen. Wenn die Stärke von Gurten und Steg im Verhältnis der Höhe und Breite des Profils jedoch zu dünn ausfällt, erhöht sich die Gefahr, dass der Träger durch Biegedrillknickenverformt wird und versagt.
Der Querschnitt des Stegs spielt für die Höhe der Materialspannungen bei Durchbiegung eine vergleichsweise geringe Rolle. Der Steg kann daher zur Gewichtsersparnis sehr dünn gestaltet werden. Er muss gerade so stark bemessen werden, dass er bei Belastung nicht einknickt bzw. beult.
Gottfried C. O. Lohmeyer: Stahlbetonbau. Bemessung – Konstruktion – Ausführung, 5. Auflage, B. G. Teubner Verlag, Wiesbaden 1994, ISBN 978-3-663-01540-6.