Das Buch ist nach einem Schreiber Godesscalc benannt, dessen Name oft fälschlich mit einem s wiedergegeben wird. Auftraggeber waren laut KolophonKarl der Große und seine Gemahlin Hildegard. Heute befindet sich die Handschrift in der Pariser Bibliothèque nationale unter der SignaturMs. nouv. acq. lat. 1203.
Das Evangelistar ist mit sechs ganzseitigen Miniaturen, ornamentalem Schmuck, Initialen und Zierseiten illuminiert. Es wurde mit goldener und silberner Tinte auf purpurgefärbtem Pergament geschrieben. Stilistisch weist es noch deutlich Elemente der insularen Buchmalerei auf, die ganzseitigen Miniaturen – der thronende Christus, die vier Evangelisten sowie der Lebensbrunnen – streben jedoch bereits nach realer Körperlichkeit und einer logischen Verbindung zum dargestellten Raum und wirkten so stilbildend für die folgenden Werke der Hofschule Karls des Großen. Im Godescalc-Evangelistar taucht zum ersten Mal überhaupt in einem erhaltenen Evangelistar das Motiv des Lebensbrunnens auf.
Fabrizio Crivello, Charlotte Denoël, Peter Orth: Das Godescalc-Evangelistar. Eine Prachthandschrift für Karl den Großen (mit einem Geleitwort von Florentine Mütherich). Primus, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-89678-759-0.
Christoph Winterer: „Das Wort Gottes in ruhmvollem Glanz blinkend“. Kunst im Umkreis Karls des Großen. In: Michael Imhof, Christoph Winterer: Karl der Große. Leben und Wirkung, Kunst und Architektur. 2. aktualisierte Auflage, Imhof, Petersberg 2013, ISBN 3-932526-61-9, S. 76–117, hier S. 79–85.
Charlotte Denoël: Godescalc-Evangelistar. In: Peter van den Brink, Sarvenaz Ayooghi (Hrsg.): Karl der Große – Charlemagne. Karls Kunst. Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20. Juni bis 21. September 2014 im Centre Charlemagne, Aachen. Sandstein, Dresden 2014, ISBN 978-3-95498-093-2, S. 217–219, 221 (mit Literatur).