Der Gewerbeverein für das Königreich Hannover war im 19. Jahrhundert eine Einrichtung des Königreichs Hannover „zur Beförderung des vaterländischen Gewerbefleißes“, die die Funktionen der späteren IHK Hannover und der Handwerkskammer Hannover vorwegnahm. Bedeutung hatte der Verein in der Frühzeit der Industrialisierung vor allem durch verschiedene Gewerbe-Ausstellungen und die Anregung zur „Gründung einer »Höheren Gewerbeschule« (heute: Leibniz Universität)“ Hannover.[1]
Vorläufer des Vereins war die 1824 gebildete »Kommission zur Beförderung des Ackerbaus und der Industrie«.[1] Der Gewerbeverein für das Königreich Hannover wurde 1828 von dem LanddrostFriedrich Wilhelm von Dachenhausen gegründet.[2][3][4] Unter dem Vorsitz des Ministers von Meding holte sich die neunköpfige amtliche Kommission Rat von Männern aus der Wirtschaft, wie beispielsweise dem Fabrikanten Bernhard Hausmann. Zweck des Vereins war vor allem die Verbesserung des gewerblichen Unterrichtswesens, für das die Gründung einer Höheren Gewerbeschule angeregt wurde. Nachdem 1830 die erste Gewerbeschule genehmigt war (dessen Direktor „der erst 27jährige Karl Karmarsch aus Wien“ wurde), stellte „der offiziöse Gewerbeverein“ seine Tätigkeit ein und wurde auf Bernhard „Hausmanns Anregung hin 1834 ersetzt durch einen gleichnamigen, auf privater Grundlage errichteten Verein.“[5]
Der neue Gewerbeverein für das Königreich Hannover veranstaltete in Hannover und elf anderen Städten Gewerbeausstellungen im Königreich Hannover (in den Grenzen des heutigen Landes Niedersachsen), „die wichtige Anstösse gaben für die sich in der Zunahme der Dampfkessel von 2 (1835) auf 700 (1860) spiegelnde Industrialisierung und wirtschaftliche Entwicklung des Landes.“[1] Außerdem wurden Vorträge und Schulungen angeboten, Unterrichtssammlungen aufgebaut sowie gewerbliche Bildungseinrichtungen aufgebaut und gefördert. Darüber hinaus erstellte der Verein Gutachten im Auftrag der Regierung.
1876 wurde der Gewerbeverein mit einer neuen Satzung zur Juristischen Person und kaufte im selben Jahr als Vereinshaus das Palais des Bankiers Israel Simon in der Brühlstraße.[7] In der Brühlstraße wurde eine Bibliothek aufgebaut, eine kunstgewerbliche Sammlung angelegt, eine Lehranstalt eingerichtet und eine permanente Gewerbeausstellung dargeboten. 1894 wurde das Gebäude an die Stadt Hannover veräußert und ersatzweise ein Grundstück in der Landschaftstraße erworben. Dort wurde 1898 die Einweihung eines neuen Gebäudes nebst Ausstellungshalle für Schulungen und Vorträge begangen.
1931 wurde die Ausstellungshalle aufgegeben. Durch die Nationalsozialisten wurde der Gewerbeverein aufgelöst „im Zuge der Neuordnung der Zuständigkeiten der Handwerks- sowie der Industrie- und Handelskammern“.[1]
Friedrich Heeren; „Mitarbeiter“ des Vereins und 1846 im Auftrag des »Königlichen Ministeriums des Innern« zu einer Forschungsreise nach England entsandt zum „Besuche von Fabriken und sonstigen gewerblichen Anlagen“[12]
Heinrich Köhler; der Architekt und Hochschullehrer wurde 1864 Mitglied der Direktion, 1888 Vizepräsident und 1896 Präsident im Gewerbeverein für Hannover.[13]
Friedrich von Reden; der Vereinssekretär erarbeitete bis 1839 die „statistischen Beschreibungen“ (siehe Abschnitt Publikationen)
Moritz Rühlmann; Professor der Höheren Gewerbeschule und eine treibende Kraft für Versammlungen und Fortbildungsvorträge des Vereins[5]
Freiherr Friedrich von Reden (Vereinssekretär): Das Königreich Hannover statistisch beschrieben, zunächst in Beziehung auf Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, 1839, 2 Bände
Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.); Dieter Brosius (Mitarb.): Gewerbeverein.... In: Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 2, Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, S. 297, 323, 377, 821, 854 online
Karl Eduard Landsberg: Der Gewerbeverein für Hannover während der Zeit 1834–1884, Hannover 1884
R. Hartmann: Geschichte der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 2. Aufl. 1886, S. 816ff.
100 Jahre Gewerbeverein für Hannover 1834–1934, Hannover 1934
Ludwig Hoerner, Waldemar R. Röhrbein: Gewerbeverein für das Königreich Hannover. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 219f.
↑ abKlaus Mlynek: Dachenhausen, Friedrich Wilhelm von. In: Hannoversches Biographisches Lexikon (s. Literatur), S. 89
↑Anm.: Im Hannoverschen Biographischen Lexikon wird unter Dachenhausen... 1834 als Gründungsjahr angegeben, im Stadtlexikon Hannover unter Gewerbeverein... 1828.
↑In der Geschichte der Stadt Hannover... (s. Literatur), S. 297ff. wird die Gründung des Gewerbevereins 1828 durch „die Regierung“ genannt.
↑ abcGeschichte der Stadt Hannover... (s. Literatur), S. 297f.
↑Geschichte der Stadt Hannover (s. Literatur), S. 377
↑Anm.: Das schlossähnliche »Palais Simon« war in der Mitte der (heutigen) Brühlstraße in Höhe der Eckerstraße errichtet. Nach verschiedenen Nutzungen und Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es später zur Verbreiterung der Straße abgebrochen. Quelle: Simon, Israel, in Stadtlexikon Hannover, S. 567f. Das ehemalige Palais ist nicht zu verwechseln mit der benachbarten und großteils erhaltenen Villa Simon.
↑N.N.: Wilh. Boetticher. In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954, unter textlicher und redaktioneller Mitarbeit von Heinz Lauenroth (Direktor vom Städtischen Presseamt), Ewald Brix (IHK Hannover), Herbert Mundhenke (städt. Archivrat) und der Handwerkskammer Hannover, Adolf Sponholtz Verlag, Hannover 1954, S. 142f.
↑Waldemar R. Röhrbein: Bube, Conrad. In: Stadtlexikon Hannover, S. 89
↑Anm.:Der der abgebildete Scan vom Original eines Rundschreibens des Gewerbevereins aus dem Jahr 1846 zeigt von Dachenhausen an erster Stelle und Karl Karmarsch an zweiter Stelle: Wenn von Dachenhausen jedoch „nur“ Vizepräsident war, bleibt bisher unklar, wer Präsident war.
↑siehe Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 193
↑siehe Rundschreiben der Direktion des Vereins vom 30. Juni 1846
↑siehe Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 204