Das Kirchdorf Gesees liegt etwa fünf Kilometer südlich von Bayreuth in landschaftlich reizvoller Umgebung am nördlichen Rand der Fränkischen Schweiz am Fuße des Sophienbergs (592 m ü. NHN).[2]
Der ehemalige Weiler Röth ist im Gemeindeteil Gesees aufgegangen. Die Einöde Steinpötzig ist zur Wüstung geworden.
Es gibt auf dem Gemeindegebiet die Gemarkungen Forkendorf, Gesees und Lindenhardter Forst-Nordwest (Gemarkungsteil 4).[5] Die Gemarkung Gesees hat eine Fläche von 6,061 km². Sie ist in 1665 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 3640,32 m² haben.[6] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Eichenreuth, Hohenfichten, Spänfleck und Thalmühle.[7]
Geschichte
Der Ort wurde 1321 als „zem Gesezze“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname bedeutet Sitz oder Wohnsitz (von mhd. gesëz).[8] Das wahre Alter von Gesees dürfte aber höher sein, worauf rund 400 m südlich des Orts gefundene Reihengräber aus der Zeit um 800 n. Chr. schließen lassen. Unweit davon ist an der Kreisstraße nach Pottenstein eine Vorläufersiedlung nachweisbar. Der MittelalterarchäologeHans Losert schließt aus der Art der Bestattungen auf eine slawische, bereits christianisierte Bevölkerung des 8. und 9. Jahrhunderts.[9]
Bei Sanierungsarbeiten an der Kirche wurden Überreste gefunden, die wohl von der erstmals im Jahr 1080 urkundlich erwähnten Kirche von Gesees stammen. Die erste genauere Beschreibung des Ortes befindet sich im Landbuch von 1398. Zusammen mit Mistelgau gilt Gesees als die älteste Siedlung des Hummelgaus.
Zur Vermeidung von Bränden wurde bereits zu Markgrafenzeiten in den Jahren 1651 und 1672 angeordnet, die Dächer fortan mit Ziegeln zu decken. Die Revidierte Bayreuther Feuerlösch-Ordnung von 1782 forderte, zumindest an Vierungen und Giebeln die „um sehr mäßigen Preiß in hiesiger Gegend zu habenden Quater-Steine“ zu verwenden. Im Geseeser Büchlein beschrieb Pfarrer Hübsch 1842 das Dorf dennoch als „von Holz erbauten und mit Stroh oder Schindeln bedeckten Häusern“ geprägt. Nur das Pfarrhaus war damals ein Sandsteingebäude. 1862 wurden bei einem Brand viele der Holzhäuser ein Raub der Flammen. 1873 schrieb die nunmehr bayerische Kreisregierung den Wiederaufbau als Steinbauten mit Ziegeldächern bindend vor. Da in unmittelbarer Nachbarschaft von Gesees Lehm und Sandstein reichlich vorhanden waren, änderte sich das Ortsbild nun innerhalb kurzer Zeit. Sogar Scheunen und Backhäuschen wurden mit Sandsteinen errichtet.[14]
Die Wirtshäuser in Gesees, Forkendorf und Spänfleck waren beliebte Ziele für Bayreuther Ausflügler. 1859 erhielt der „Lohwirt“ die Erlaubnis, am Sonntag Tanzmusik zu veranstalten. Ab den 1970er Jahren gaben jedoch immer mehr Wirte auf, womit ein wichtiges Stück lokaler und kultureller Identität verschwand. Im Jahr 2018 war keines der vormals drei Geseeser Wirtshäuser mehr in Betrieb, im Jahr darauf wurde der einstige Lohwirt unter neuem Namen wiedereröffnet.[15]
Im Oktober 2022 wurden erste Pläne bekannt, die Ortsmitte neu zu gestalten. In diesem Zusammenhang wird erwogen, die ehemalige Bäckerei, ein das Ortsbild prägendes Backsteinhaus, abzureißen.[16]
Gegenüber der Wahl 2014 verlor die SPD einen Sitz. Neu im Gemeinderat ist die Liste UBB (Unabhängige Bürgerinnen und Bürger) mit zwei Sitzen vertreten; die Zahl der Ratsmitglieder erhöhte sich von 12 auf 13.[39]
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Harald Feulner (FWG).[40]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vorne geteilt von Silber und Schwarz, oben der schwarze Hummelhut mit abfliegenden grünen Bändern, unten ein silberner Eichenzweig mit zwei Blättern und einer Eichel; hinten in Rot der silberne Kirchturm von St. Marien zu Gesees.“[41]
Wappenbegründung: Der Hummelhut im Gemeindewappen stellt die Funktion der Hummelbauern als Schöffen dar. Er gehört heute noch zur hiesigen Tracht. Der Eichenzweig symbolisiert den Flurnamen „Breite Eiche“ im Ort Forkendorf und stellt zugleich die vielen Eichen in der Umgebung dar. Der Kirchturm repräsentiert die ehemalige Wallfahrtskirche St. Maria in Gesees. Die Farben Silber und Rot weisen auf die jetzige Zugehörigkeit zu Franken, die Farben Silber und Schwarz auf die ehemalige Zugehörigkeit zum Markgrafentum Brandenburg-Bayreuth von 1321 bis 1810 hin.
1883 wurde beim „Becknwirt“ der Geseeser Männergesangsverein gegründet, der 1939 aufgelöst wurde und nach der Zeit des Nationalsozialismus beim gegenüberliegenden „Lohwirt“ (seit 2019: „Goldener Löwe“) wiedererstand. Anfang der 1920er Jahre wurde im „Lindis“-Wirtshaus der Arbeiter-Gesangverein ins Leben gerufen.[15]
Das Dorf wird von der weithin sichtbaren gotischen Kirche Sankt Marien zum Gesees überragt, die als „Krone des Hummelgaues“ bezeichnet wird. Die Kirche wurde im Jahre 1410 als Wallfahrtskirche erbaut, 1430 von den Hussiten niedergebrannt und 1441 erneut geweiht. Erst im Jahre 1583 erhielt die Kirche einen hohen spitzen Turm mit vier Ecktürmchen (Fünfknopfturm). Bei der Erneuerung des Turmes (1907–1909) wurden die vier Ecktürmchen aus Kostengründen nicht mehr angebracht.
Obstlehrpfad um die Kirchenburg mit teils sehr alten und seltenen Obstsorten.[44]
Die Breite Eiche, Naturdenkmal im Gemeindeteil Forkendorf.
Das Gemeindegebiet ist geologisch vorwiegend von Sandstein geprägt, der unterschiedliche Härten aufweist. Mit der Umstellung der Bebauung auf nicht brennbare Materialien wurde für Steinquader geeigneter Sandstein seit ca. 1815 im Unteren Steinig und seit ca. 1832 auf der „Gotteshauslohe“, dem Gebiet zwischen der Stein- und der Poppenmühle, abgebaut. Diese Steinbrüche wurden im frühen 20. Jahrhundert aufgelassen, als gebrannte Ziegel zu den Materialien des Häuserbaus wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte die Bauwirtschaft erhöhte Mengen an Sand. Östlich der Forstmühle sowie östlich von Forkendorf entstanden daher großflächige Sandabbaugebiete.[45]
Ende des 14. Jahrhunderts ist im Ort ein erster Bierausschank („Schenkstat“) an der Stelle des heutigen Gasthofs „Goldener Löwe“ nachweisbar. Gebraut werden durfte in Gesees jedoch nicht, da der Landesherr Braurechte nur in Bayreuth vergab. Die Wirtshäuser mussten das Bier mühsam in Fässern mit dem Fuhrwerk von dort antransportieren. Infolge der Lagerung vor dem Verzehr in Sandsteinkellern galten das Geseeser und Forkendorfer Bier als qualitativ sehr gut.[15]
Der Verkehrslandeplatz Bayreuth liegt in einer Entfernung von 12 km (Luftlinie) vom Dorf Gesees entfernt. Zwischen 1973 und 2001 verbanden ihn Linienflüge vor allem mit Frankfurt am Main.
Im Rahmen des Verkehrskonzepts „30-Minuten-Takt Hummelgau“ ist Gesees seit dem 1. September 2022 werktags halbstündlich, an den Wochenenden im Stundentakt durch Regionalbusse mit Bayreuth verbunden.[46]