Gertrud Meyer war die Tochter eines sozialdemokratischen Handwerkers und einer Hilfsarbeiterin. Sie hatte fünf Geschwister.[1] Sie verbrachte ihre Kinder- und Jugendzeit in Hamburg und wurde 1912 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend.[2] Da ihr Vater früh verstarb und ihre Mutter schwerkrank war, musste sie zeitweise im Waisenhaus leben. Aus finanziellen Gründen konnte sie ihren Berufswunsch Lehrerin nicht verwirklichen. Schließlich war sie als Dienstmädchen beschäftigt und arbeitete während des Ersten Weltkrieges in einer Munitionsfabrik. Sie gehörte 1918 dem Arbeiter- und Soldatenrat in Köln an.[1]
Ab 1919 engagierte sie sich in der Arbeiterbewegung und wurde 1920 Mitglied der KPD.[3] Sie heiratete 1920 den Architekten Kurt Meyer (1888–1942), mit dem sie einen Sohn hatte.[1] Mit ihrem Ehemann engagierte sie sich bei der Zeitung Sozialistische Republik.[1] Von 1924 bis 1925 war sie Stadtverordnete in Köln.[2]
Ab 1930 lebte sie mit ihrem Ehemann und dem gemeinsamen Sohn in Moskau. Sie war in einer Elektrofabrik beschäftigt und studierte ab 1933 Politik. Gemeinsam mit ihrem Ehemann wurde sie 1936 durch Angehörige des NKWD festgenommen.[1] Ihr Mann wurde interniert und der gemeinsame Sohn in ein Kinderheim verbracht. Sie selbst wurde im September 1938 aus der Sowjetunion nach Deutschland abgeschoben. Nach ihrer Ankunft in Deutschland wurde sie umgehend von Gestapo-Beamten festgenommen. Anschließend wurde sie abgeurteilt, ins Zuchthaus Cottbus verbracht und erst im September 1940 aus der Haft entlassen.[3]
Meyer musste danach bei den Valvo-Werken in Hamburg-Lokstedt als Laborantin Zwangsarbeit leisten. Meyer gehörte der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe an und engagierte sich in ihrem Betrieb für die hungernden sowjetischen Zwangsarbeiterinnen, da sie über russische Sprachkenntnisse verfügte. Im Februar 1944 wurde Meyer an ihrem Arbeitsort festgenommen und in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel überstellt. Von dort wurde sie nach zwölf Monaten in die Untersuchungshaftanstalt verbracht, aus der sie erst am 26. Mai 1945 befreit wurde.[3]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war sie als Sachbearbeiterin für das Komitee ehemaliger politischer Gefangener tätig und schließlich bei der VVN-BdA.[3] Meyer unterstützte die Vorbereitungen für die Kriegsverbrecherprozesse. Sie baute ein antifaschistisches Archiv des Widerstands auf, widmete sich der Widerstandsforschung und publizierte in diesem Rahmen.[1]
Es geht um ein Kinderheim, Oettinger, Hamburg 1947.
Bewährungseinheiten. Hrsg. mit der Arbeitsgemeinschaft BB 999. Hamburg 1948 / 1968.
Die Stimme des Anderen Deutschland. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Hamburg 1949.
Zusammen mit Ursel Hochmuth: Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933–1945, 1968
Zusammen mit Ursel Hochmuth: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945. Röderberg-Verlag, Frankfurt 1980, Nachdruck der Ausgabe 1969, ISBN 3-87682-036-7.
Nacht über Hamburg. Berichte und Dokumente 1933–1945. Bibliothek des Widerstandes, Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1971. (Ergänzungsband zu Hochmuth/Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945)
Zusammen mit Gerda Zorn (Hrsg.): Frauen gegen Hitler. Berichte aus dem Widerstand 1933–1945, Röderberg, Frankfurt am Main 1974
Literatur
Herbert Diercks: Die Freiheit lebt. Widerstand und Verfolgung in Hamburg 1933–1945. Texte, Fotos und Dokumente. Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Hamburger Rathaus vom 22. Januar bis 14. Februar 2010
Gudrun Wedel (Hrsg.): Autobiographien von Frauen: ein Lexikon. Böhlau Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20585-0
Mathijs C. Wiessing (Hrsg.): Gertrud Meyer, die Frau mit den grünen Haaren / Erinnerungen von und an G. Meyer, VSA – Unsere Geschichte, Hamburg 1978, ISBN 3-87975-153-6. (Buchtitel)
↑ abcdef Gudrun Wedel (Hrsg.): Autobiographien von Frauen: ein Lexikon, Köln 2010, S. 564f.
↑ ab Gertrud Meyer: Nacht über Hamburg. Berichte und Dokumente 1933–1945. Bibliothek des Widerstandes, Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1971, Biografie auf Rückseite des Einbandes
↑ abcdHerbert Diercks: Die Freiheit lebt. Widerstand und Verfolgung in Hamburg 1933–1945. Hamburg 2010, S. 65