Der Gerätewagen Dekontamination Personal (GW Dekon P),[1] vor 2014 Dekontaminationslastkraftwagen Personen (Dekon-LKW P)[2] oder im Fachjargon auch Dekon P bzw. Dekon-P genannt, ist ein deutsches Einsatzfahrzeug, welches für den Einsatz bei ABC-Schadenslagen bzw. bei Gefahrstoffunfällen konzipiert ist. Es handelt sich um ein Fahrzeug für den Zivil- und Katastrophenschutz, dessen Beschaffung durch den Bund erfolgt.[3] Seine Beladung dient der Einrichtung eines Dekontaminationsplatzes, auf dem Einsatzkräfte und Betroffene, die mit gefährlichen Substanzen in Berührung gekommen sind, durch die Besatzung dekontaminiert werden können.
Die offizielle Kurzbezeichnung für den Dekontaminationslastkraftwagen Personen lautet Dekon-LKW P bzw. GW Dekon P für die neue Version in Form der Gerätewagen Dekontamination Personal;[1] dabei bedeuten:
Der Gerätewagen Dekontamination Personal rückt oft im Gefahrstoffzug mit dem Gerätewagen Gefahrgut aus. Er kann nicht allein operieren, ist jedoch Bestandteil des ABC-Dienstes im Katastrophenschutz.
In der Praxis kommen spezielle Dekontaminationsfahrzeuge jedoch relativ selten zum Einsatz, da bei den meisten Gefahrgutunfällen fast immer eine behelfsmäßige Dekontamination (zum Beispiel „Not-Dekon“) ausreichend ist. In manchen Feuerwehren werden sie allerdings auch wie ein Lastkraftwagen für Transportzwecke eingesetzt.
Geschichte
Dekontaminationslastkraftwagen Personen (alten Typs)
Vom heute stark verbreiteten Dekon-LKW P nach BA 1013/1998[4] wurden seit 1998 371 Exemplare bestellt und größtenteils an Feuerwehren im gesamten Bundesgebiet ausgeliefert.
Dieser Variante gingen zwei Prototypen voraus. Bei diesen hatte man die Dekontaminationsausrüstung in einem Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7.490 kg untergebracht, das mit dem Führerschein der damaligen Klasse 3 gefahren werden konnte. Durch die absehbare Umstellung der Führerscheinklassen im Jahr 1999 wurde dieser Plan jedoch verworfen.
Der erste Prototyp (BA 1097/1992) war ein MAN-VW 8.150.[5] Er hatte 7 Sitzplätze und ebenfalls Allradantrieb.[5] Der zweite Prototyp (BA 1010/1997) war auf einem Iveco 75 E 14 mit Hinterradantrieb und 7 Sitzplätzen konzipiert.[6] Die auffälligsten Unterschiede zwischen den drei Varianten sind neben dem Gewicht die geringere Bodenfreiheit des nicht geländefähigen zweiten Prototyps sowie die von ursprünglich 3,20 m über 3,80 m auf 4,30 m gestiegene Länge der Ladefläche.
Im Jahr 2008 wurden 25 Fahrzeuge MAN TGM 18.280 – zusammen mit dem Mehrzweckkraftwagen (MzKW) des THW – beschafft. Zwischenzeitlich ist der Fahrzeugtypus überarbeitet worden und als Dekontaminationslastkraftwagen Personen 2 bzw. nunmehr Gerätewagen Dekontamination Personal etabliert.[2] Auch die Beladung hat sich – wie unten gezeigt wird – leicht gewandelt.
Für die Medizinische Task Force ist die Einführung von weiterentwickelten Dekontaminationslastkraftwagen Personen 2+ bzw. Gerätewagen Dekontamination Verletzter (GW Dekon V) geplant.[2][7]
Technik
Normung
Der Gerätewagen Dekontamination Personal ist nicht nach DIN genormt. Bei den meisten Exemplaren handelt es sich um Fahrzeuge, die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in einem Beschaffungsantrag (BA), in diesem Fall im BA 1013/1998, beschrieben und für den Zivilschutz sowie ergänzend für den Katastrophenschutz zentral beschafft wurden.[4] Diese Beschaffungsanträge sind in der Regel konkreter als Fahrzeugnormen, da in ihnen bestimmte Fahrgestelle, Motoren und die Beladung festgeschrieben sind.
Technischer Aufbau
Beim Dekon-LKW P nach BA 1013 handelt es sich um einen Pritschenwagen auf MAN 10.163 mit Doppelkabine und einer hydraulischen Hubladebühne. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 10.500 kg (Nutzlast 4150 kg) und der Dieselmotor leistet 114 kW (155 PS). Das Fahrzeug ist mit Allradantrieb ausgerüstet und geländegängig.[8] Die neuen Gerätewagen Dekontamination Personal haben eine zulässige Gesamtmasse von 16.000 kg und eine höhere Nutzlast, der Motor leistet nun 250 kW (340 PS).[9]
Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild.
Motiv: Dekontaminationslastkraftwagen Personen Falttank
Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
Auf dem Fahrzeug befindet sich keinerlei feuerwehrtechnische Beladung zur Brandbekämpfung oder technischen Hilfeleistung, jedoch umfangreiche Beladung zum Aufbau und Betrieb eines Dekontaminationsplatzes. Die Beladung des Fahrzeuges besteht im Wesentlichen aus Duschzelt, Einmannduschkabine (EDK), Wasserdurchlauferhitzer (WDE), Hauswasserwerk (HWW), zwei Aufenthaltszelten mit dieselbetriebenem Zeltheizgerät, Schlauchmaterial, Wasserpumpen, Stromerzeuger, Beleuchtungsgerät sowie Falttanks zum Auffangen des kontaminierten Wassers. Es befindet sich jedoch kein Material zur Entnahme und Fortleitung aus der öffentlichen Wasserversorgung auf diesem Fahrzeug, weshalb es regelmäßig in Kombination mit Löschfahrzeugen eingesetzt wird.
Geräte des Dekon-LKW P nach alter Trinkwasserverordnung
Dekontaminationsplatz mit Duschzelt und Einmannduschkabine (alt, im Vordergrund)
Einmannduschkabine (alt)
Hauswasserwerk (alt)
Durchlauferhitzer (alt)
Zeltheizgerät (alt)
Stromverteiler
Anpassung an die Trinkwasserverordnung von 2001
Bedingt durch die Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2001 musste die Beladung des Fahrzeuges angepasst bzw. ausgetauscht werden. Gleichzeitig wurde die Beklebung und Sichtbarkeit des Fahrzeuges verbessert. Dabei mussten folgende Beladungsgegenstände ausgetauscht werden:[10]
Ausstattung BA-Nr. 1013/98
Austauschsatz BA-Nr. 7096/13 (und andere)
Wasserdurchlauferhitzer
Durchlauferhitzer, Heißwassermodul (HWM) 100
Warmwasserheizgerät mit Luftgebläse
Zeltheizgerät, HEATER AIR 50B, mit Y-Verteiler, Warmluftschlauch, Thermostat für Zeltheizgerät mit Anschlussleitung, Warmluftstutzen, Heizung-Warmluftschlauch
Kreiselpumpe mit Hydrosteuerung
Trinkwasserpumpe, 5,5 bar, ESPA Aspri 25-5
Duschstangen, zweiteilig
Duschwasserverteilrohr, mit je drei Duschköpfen und zwei Schnellkupplungen, Ausführung „Austauschsatz“
Verbindungsschlauch D mit einer Blindkupplung
Trinkwasserschlauch D, 3,5 m, (1/2", blau), zur Verbindung der beiden Duschwasserverteilrohre
4 Handbrausen mit Spiralschlauch
Handbrause mit Schlauch bzw. Handbrause mit Stiel
Wärmeisolierkugeln
—
Packplane "Brauchwasser" mit 1000 Liter-Behälter
Trinkwasser-Faltbehälter 1000 Liter, mit 1 Inliner in Packtasche, Inliner-Adapter C-fest und PE-Inliner für 1000 Liter Faltbehälter
Schlauch D, 3/4", 10 m
Trinkwasserschlauch D, 15 m, (1/2", blau)
Schlauch D, 3/4", 2,00 m
Trinkwasserschlauch D, 2 m, (3/4", blau)
Schlauch D, 3/4", 1,00 m
Trinkwasserschlauch D, 10 m, (3/4", blau)
Schlauch D/Geka, 1/2", 10 m
—
Schlauch Geka, 3/4", 2,00 m
—
Saugschlauch C, 300 mm
Trinkwasserschlauch C, 1,4 m (2", blau)
Saugschlauch C, 1.580 mm
Trinkwasserschlauch C, 2 m, (2", blau)
—
Trinkwasserschlauch C, 1 m, (2", blau)
—
Trinkwasserschlauch C, 20 m, (Rollschlauch C52, blau)
Saugkorb C
—
Schlauchabsperrung / Kugelhahn D
Kugelhahn D, 1", 2 D-Festkupplungen
Schlauchabsperrung / Kugelhahn C
Kugelhahn C, 2", 2 C-Festkupplungen
Übergangsstück C - D
Übergangsstück C-D
Übergangsstück Geka - D
Übergangsstück D-GEKA
—
Übergangsstück D-1" AG
—
Übergangsstück D-3/4" AG
Verteiler D - DD
Verteiler D-2D, 3 D-Festkupplungen
Verteil- / Y-Stück D
Verteiler D-2D, mit Rückflussverhinderer und zwei Kugelhähnen
Rohrbogen, 90°, C
Bogen C, 90°, (2")
Handbrause, Geka
—
—
Standrohr 2C, mit Rückflussverhinderer
—
Unterflur-Hydrantenschlüssel C nach DIN 3223
—
Überflur-Hydrantenschlüssel B nach DIN 3223
—
Rückflussverhinderer B-C, Festkupplungen
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Druckminderer 5 bar, D, 1"
—
Kupplungsschlüssel B-C
—
Verteiler C-3C, drei Kugelhähne, eine Festkupplung
—
Verteiler C-2C, 2"
Einpersonen-Dusche,
bestehend aus:
Einpersonen-Duschwanne
Einlegeboden, zweiteilig
Ablaufsieb
Spritzschutzvorhang
Gestell für Spritzschutzvorhang, 9-teilig
Vorduschwanne (Transportdeckel)
Einpersonen-Duschkabine
Heringe in Tasche
Hammer 1,5 kg
Reparatursatz,
bestehend aus:
Kleber
Flicken Zelthaut grau
Flicken Zelthaut weiß
Flicken Stützgerüst / Plane
Stempel
—
Ventilausdrehwerkzeug
—
Elektrisches Zeltgebläse (Blower) mit Füllschlauch
Kanister Desinfektionslösung S003, 5 kg, mit Sprayer
Kanister Desinfektionslösung S003, 10 kg
Dose mit 100 Sanosil-Teststreifen
—
Übergangsstück Geka-D
—
Übergangsstück Geka-C
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Kontaminationsnachweisgerät CoMo-170 ZS, in Koffer
mit je:
2 Batterien (AA)
2 Ohrhörern
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Ersatz Mylar-Folienrahmen + Moosgummi-Dichtung
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Schraubendreher Kreuzschlitz PH0 × 60
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USB-Datenkabel
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Anleitung CoMo-170 ZS, Ringbuch
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Anleitung Software, Ringbuch
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CD: Software und Anleitungen
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Unterlegplane Duschkabine (3000 × 4000 mm)
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Druckluftadapter für Reifenfüllanschluss
Beladungsbilder
Die folgenden Abschnitte stellen die aktuelle Beladung gemäß dem Beladeplan der Hessischen Landesfeuerwehrschule durch Fotografien und Bildunterschriften dar:
Übersichtsbilder der Ladereihenfolge
Beladereihen nach neuer Trinkwasserverordnung des Gerätewagen Dekontamination Personal
Reihe an Ladebordwagen mit Stromerzeuger inkl. Zubehör, Durchlauferhitzer, Trinkwasserpumpe und Wagen mit wasserführenden Armaturen
Mittler Reihe mit Aufenthaltszelt rechts, Heißluftgebläse mittig und Duschzelt links
Reihe an Stirnwand mit wasserführenden Armaturen rechts und Einmannduschzelt links
Reihe an Ladebordwand
Reihe an Ladebordwand des Gerätewagen Dekontamination Personal
Stromerzeuger inkl. Zubehör, Verlängerungskabel, Stromwürfel und Beleuchtung
Auch im Bereich der Dekontamination wurden Abrollbehälter als Alternativen zum Gerätewagen Dekontamination Personal bzw. zum Dekontaminationslastkraftwagen Personen entwickelt.
↑Franz-Josef Sehr: 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Beselich. In: Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Landkreis Limburg-Weilburg 2023. Limburg 2022, ISBN 978-3-927006-59-1, S.75–79.
↑Christoph Ziehr: Gerätewagen Dekontamination Personal (GW Dekon P). MAN – Freytag Karosseriebau GmbH & Co. KG. In: ff-eisenberg.de. Freiwillige Feuerwehr Eisenberg (Pfalz), 20. Januar 2019, abgerufen am 21. November 2024.