Der Geopark „Porphyrland – Steinreich in Sachsen“ (Kurzform Geopark Porphyrland) ist ein im Jahr 2006 gegründeter Geopark, der 2014 als Nationaler Geopark in Deutschland zertifiziert wurde. Das Gütesiegel Nationaler GeoPark wurde bei den Evaluierungen 2019 und 2024 erfolgreich verteidigt.[1] Der Geopark liegt etwa 30 Kilometer östlich von Leipzig und 70 Kilometer nordwestlich von Dresden.
Träger ist der „Geopark Porphyrland – Steinreich in Sachsen e. V.“ in Grimma.
Der Geopark Porphyrland befindet sich auf dem Gebiet des Nordwestsächsischen Vulkanitkomplexes. Im Rotliegend, vor etwa 300 bis 275 Millionen Jahren,[5] entstanden im Zuge katastrophaler Supereruptionen,[6][7]Calderensysteme[8][9] mit mehreren hundert Meter mächtigen ignimbritischen Ablagerungen (trachy-) dazitischer bis rhyolithischer Zusammensetzung.[7] Neben diesen mächtigen pyroklastischen Ablagerungen treten in diesen Calderen Subvulkanite (Granitporphyre) auf.[8] Untergeordnet treten im Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex auch rhyolitische bis rhyodazische Laven auf. Die Gesteine (allgemein oft unter dem Namen „Porphyre“ zusammengefasst) lagern diskordant über dem variszisch gefalteten Untergrund[10] und stehen durchweg oberflächennah an. Ablagerungen des Zechstein und Mesozoikum spielen nur untergeordnete Rollen. Das Gebiet wurde im Tertiär und Quartär überprägt.
Feucht-warmes Klima in der späten Kreide und zu Beginn des Tertiär hat die oberflächennah anstehenden Rhyolithe tiefgründig verwittert und ursprünglich bis zu mehr als 100 m mächtige Kaolindecken gebildet.[11]
Während des Tertiär, etwa zwischen 25 und 20 Millionen Jahren vor heute, befand sich Nordwestsachsen am Rand der Paläo-Nordsee, in der sich Sande, Schluffe und Tone ablagerten und sich Braunkohlen bildeten.[12]
Die Inlandeisgletscher aus Elster- und Saalekaltzeit bewirkten im Quartär eine Überformung der Vulkanite und des tertiären Deckgebirges. Die heutige hügelige Landschaft wurde während der Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten herausmodelliert, als sich Lockersedimente wie Kiese, Sande und Lösse abgelagert haben.[15][16]
Die Entdeckung der Wind- und Gletscherschliffe auf den Porphyraufragungen in den Hohburger Bergen waren ausschlaggebend für die Formulierung der Eiszeittheorie.[17]
Sehenswürdigkeiten
Im Geopark können zahlreiche Sehenswürdigkeiten besucht werden. Eine Auswahl ist nachfolgend dargestellt:
Der Besucher findet über Besucherzentren, die so genannten Geoportale, Zugang zu den Sehenswürdigkeiten des Geoparks. Hier werden jeweils touristische Informationen bereitgehalten und thematisch unterschiedliche Dauerausstellungen angeboten.
Geoportal „Zeit – Wandel – Stein“ Röcknitz In diesem Geoportal kann eine Ausstellung über die geologische Geschichte Nordsachsens besichtigt werden. Im Außenbereich befindet sich ein Geoerlebnisgarten mit Barfußpfad, Steinlabyrinth und einem tertiären Wald, der die geologischen Themen in der Dauerausstellung aufgreift.
Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg In dem Fachwerkbau von 1802 werden die Lebensweise der Steinbrecher sowie die Geschichte der nordwestsächsischen Lebensweise der Steinindustrie anhand von Ausstellungen dargestellt. Im Außenbereich können eine funktionierende Steinbrechanlage, Lokomobile, ein Lanz-Bulldog und eine nostalgische Tankstelle besichtigt werden.
Geoportal Porphyrhaus Rochlitzer Berg Im Porphyrhaus kann sich der Besucher über den Rochlitzer Porphyrtuff informieren sowie Tipps für Ausflüge in die Umgebung mitnehmen. Außerdem finden Vorträge, Workshops und Kreativangebote statt.
Geoportal Erden der Keramik Grimma Das Geoportal befindet sich in der „Schaddelmühle“, einer alten Wassermühle, in der sich eine Keramikwerkstatt befindet. Das Geoportal bietet kunstkeramische und andere Ausstellungen, Kurse unter professioneller Begleitung, einen Skulpturengarten und eine Tonaufbereitungsanlage.
Geoportal Schmalspurbahnhof Mügeln (zurzeit in Umsetzung) Im Schmalspurbahnhof Mügeln, einst Europas größtem Schmalspurbahnhof, wird zukünftig (ab Mitte 2019) in einer Ausstellung und auf dem Freigelände über den Abbau, den Transport und die Ausarbeitung von Kaolin informiert.
Die Sehenswürdigkeiten und Besucherzentren sind durch (Rad-)Wanderwege wie dem „Weg der Steine“ oder dem „Porphyrlehrpfad“ auf dem Rochlitzer Berg erschlossen.
Kooperationen und Partner des Geoparks
Der Geopark Porphyrland kooperiert mit folgenden Partnern:
↑Heiner Siedel: Rochlitzer Porphyrtuff ist der erste deutsche „Heritage Stone“. In: Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz, 2022 (45), Seiten 201–202. online bei zobodat.at (PDF; 0,2 MB).
↑U. Hoffmann, C. Breitkreuz, K. Breiter, S. Sergeev, K. Stanek, M. Tichomirowa: Carboniferous-Permian volcanic evolution in Central Europe – U/Pb-ages of volcanic rocks in Saxony (Germany) and northern Bohemia (Czech Republic). In: International Journal of Earth Sciences. Band102, 2013, OCLC5659178835, S.73–99.
↑C. Breitkreuz: Die Vulkanite und Subvulkanite im Geopark Porphyrland: Ein spätpaläozoischer Supervulkankomplex! In: V. Heß, J. Rascher, H. Zellmer (Hrsg.): Kultur.Wert.Stein. Verantwortung und Chancen für Geoparks (= Schriftenr. Dt. Ges. Geowiss. Band88). 2016, ISBN 978-3-510-49237-4, S.67–72.
↑ abA. Repstock, C. Breitkreuz, M. Lapp, B. Schulz: Voluminous and crystal-rich igneous rocks of the Permian Wurzen volcanic system, northern Saxony, Germany: physical volcanology and geochemical characterization. In: International Journal of Earth Sciences. Band107, November 2017, DNB1150861959, S.1485–1513.
↑ abGerhard Röllig: Beiträge zur Petrogenese und Vulkanotektonik der Pyroxenquarzporphyre Nordwestsachsens. Hrsg.: Martin Luther Universität Halle. Halle (Saale) 1969.
↑Frank Eigenfeld: Zur geologischen Entwicklung der vulkanischen Gesteine im Süd- und Ostteil des NW-Sächsischen Vulkanitkomplexes. Dissertation. Martin Luther Universität Halle, Halle (Saale) 1978, DNB810122553.
↑A. Krüger, W. Heidenfelder, V. Hess, J. Rascher: Sachsen trägt Porphyr – geologische Besonderheiten und geotouristische Potentiale eines geplanten Geoparks im Muldenland. In: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. (= SDGG). Heft 76, Mai 2011, S. 37–48.
↑A. Krüger, V. Heß, H. Schilke, W. Heidenfelder, H. Anger: Weißes Gold aus Sachsen – Kaolinvorkommen und deren Inwertsetzung im Geopark Porphyrland. In: SDGG. Heft 81, 2013, S. 46–55.
↑J. Rascher: Braunkohlen. In: W. Pälchen (Hrsg.): Geologie von Sachsen II – Georessourcen, Geopotentiale, Georisiken. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele & Obermiller), Stuttgart 2009, ISBN 978-3-510-65249-5, S. 24–51.
↑L. Eißmann, T. Litt: Das Quartär Mitteldeutschlands. Ein Leitfaden und Exkursionsführer. Mit einer Übersicht über das Präquartär des Saale-Elbe-Gebietes. (= Altenbg. nat. wiss. Forsch. Band 7). 1994, DNB943754143.
↑L. Wolf, W. Alexowsky: Quartär. In: W. Pälchen, H. Walther (Hrsg.): Geologie von Sachsen. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65239-6, S. 419–462.
↑J. Czoßek: Sächsischer Marmor – Der „Porphyrtuff“ von Rochlitz. In: Die Erde knallt! – Vulkane in Sachsen. Ausstellungskatalog. Museum der Westlausitz Kamenz, 2008, ISBN 978-3-910018-47-1, S. 11–21.
↑F. W. Junge, R. Baudenbacher: Die erdgeschichtliche Entwicklung zwischen Erzgebirge, Saale und Elbe. In: Exkursionsführer Mitteldeutschland. 2001, ISBN 3-14-160329-4, S. 189–199.
↑W. Heidenfelder, A. Krüger, A. Sagawe: Der letzte Schliff: Die Bedeutung der Gletscherschliffe im sächsischen Geopark Porphyrland für die Entstehung der Inlandeistheorie und für den regionalen Geotourismus. In: SDGG. Heft 79, 2012, S. 20–31.