Güssefeld

Güssefeld
Koordinaten: 52° 43′ N, 11° 22′ OKoordinaten: 52° 43′ 11″ N, 11° 22′ 23″ O
Höhe: 40 m
Fläche: 11,11 km²[1]
Einwohner: 162 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2009
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039009
Güssefeld (Sachsen-Anhalt)
Güssefeld (Sachsen-Anhalt)
Lage von Güssefeld in Sachsen-Anhalt
Dorfkirche Güssefeld
Dorfkirche Güssefeld

Güssefeld ist ein Ortsteil und eine Ortschaft von Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geographie

Lage

Güssefeld, ein T-förmiges Straßendorf mit Kirche, liegt 25 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Sieben Kilometer westlich von Güssefeld verläuft die Bundesstraße 71. Im Norden fließt der Augraben.[3]

Ortschaftsgliederung

Zur Ortschaft gehört nur der Ortsteil Güssefeld mit der Wohnplatz Dammkrug.[4][5]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Modell der Bockwindmühle (1974)

Aufgrund der Lage am verkehrstechnisch bedeutenden Dammkrug im Augrabental hatte Güssefeld jahrhundertelang eine wichtige Funktion inne. Ausschließlich über den Damm konnte die Handelsstraße in Richtung Norden nach Salzwedel, Lüneburg und Hamburg erreicht werden.

Güssefeld wurde Jahre 1324 als Gussenuelde erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[6] Im Jahre 1370 wurde es als Güssenvelde urkundlich erwähnt.[7]

Weitere Nennungen sind 1541 Güssefelt, 1687 Güssefeld[1] und 1804 Güsselfeld, Dorf mit drei Freihöfen, Schmiede, Windmühle und Krug.[8]

Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu schweren Zerstörungen; Güssefeld fiel den über den Kalbeschen Werder ziehenden Truppen zum Opfer.

Herkunft des Ortsnamens

Franz Mertens führt den Ortsnamen auf das Althochdeutsche „gizan“ zurück in der Bedeutung für „strömen“. Güsse, Gieß und Guß sind alte Bachnamen. Güssefeld kann man also mit „Feld der kleinen Bäche“ oder „Bächefeld“ übersetzen.[9]

Dammkrug

Der Wohnplatz Dammkrug wurde erstmals 1745 als ein Krugrecht à parté auf dem Damm erwähnt, den einer der Großkossäten von Güssefeld unter sich hatte.[10]

Hanns H. F. Schmidt berichtete 1994 eine Sage: Als der König Friedrich II. von Preußen wieder einmal durch die Altmark fuhr, ließ nach seiner Gewohnheit im Dammkrug bei Güssefeld ausspannen, um etwas auszuruhen. [Währenddessen] … errichteten die Bauern der [benachbarten] Dörfer in aller Eile eine blumengeschückte Ehrenpforte und der Schulmeister verfasste ein Gedicht … Darauf spendierte der erfreute alte Fritz den Bauern 20 Goldstücke.[11]

Archäologie

Urnen aus Güssefeld im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. Keramik, 1. Jahrhundert n. Chr.

1835 berichtete Johann Friedrich Danneil über seine Ausgrabungen eines eisenzeitliches Gräberfelds am Mühlenberg bei Güssefeld im August und Oktober des Jahres 1825.[12] Ein Teil der Funde gelangte in das Danneil-Museum in Salzwedel, ein anderer Teil in das heutige Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin.

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Kalbe auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Landkreis Salzwedel.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Güssefeld in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. Januar 1988 erfolgte die Zuordnung zum Kreis Gardelegen. Schließlich kam die Güssefeld am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[13]

Durch einen Gebietsänderungsvereinbarung beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Stadt Kalbe (Milde) (am 8. Mai 2008), Altmersleben (am 14. Mai 2008), Güssefeld (am 6. Mai 2008), Kahrstedt (am 7. Mai 2008), Neuendorf am Damm (am 2. Mai 2008), Wernstedt (am 13. Mai 2008) und Winkelstedt (am 13. Mai 2008), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Stadt Kalbe (Milde) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[14][15]

Nach Umsetzung der Vereinigungsvereinbarung der bisher selbständigen Gemeinde Güssefeld wurde Güssefeld Ortsteil der neuen Stadt Kalbe (Milde). Für die eingeflossene Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die aufgenommene Gemeinde Güssefeld und künftige Ortsteil Güssefeld wurde zur Ortschaft der neuen Stadt Kalbe (Milde). In der eingeflossenen Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Güssefeld wurde ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734 215
1774 170
1789 213
1798 231
1801 228
1818 223
1840 302
1864 354
Jahr Einwohner
1871 348
1885 331
1892 [00]350[16]
1895 366
1900 [00]340[16]
1905 297
1910 [00]312[16]
1925 331
Jahr Einwohner
1939 334
1946 589
1964 356
1971 340
1981 249
1993 212
2006 185
2015 174
Jahr Einwohner
2016 174
2017 182
2018 180
2020 [00]178[17]
2021 [00]171[17]
2022 [0]168[2]
2023 [0]162[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1] und 2015 bis 2018[18]

Religion

Dorfkirche Güssefeld

Die evangelische Kirchengemeinde Güssefeld, die früher zur Pfarrei Güssefeld gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Güssefeld stammen aus dem Jahre 1616.[21]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]

Politik

Ortsbürgermeister

René Seibel ist Ortsbürgermeister der Ortschaft Güssefeld.[23]

Ortschaftsrat

Die Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 lieferte folgende Sitzverteilung:[24] CDU: 1 Sitz Wählergemeinschaft Güssefeld: 4 Sitze

Gewählt wurden drei Ortschaftsrätinnen und zwei Räte.[24]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Dorfkirche Güssefeld ist eine dreiteilige romanische Feldsteinkirche mit Fresken und einem Kanzelaltar aus dem 12. Jahrhundert ausgeschmückt. In den letzten Jahren wurde die Kirche umfassend restauriert, ebenso die feldsteinerne Kirchhofsmauer und das gotische Eingangstor aus Backstein.

Sage aus Güssefeld – „Der Hexenritt“

Adalbert Kuhn und Wilhelm Schwartz überlieferten im Jahre 1848 eine Sage aus dem Güssefelder Dammkrug über den Hexen- und Bullenritt eines kleinen Jungen, dessen Mutter und Schwester Hexen waren.[25]

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 859–863, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 333, 65. Güssefeld (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Güssefeld – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 859–863, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 19. März 2023]).
  5. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 30 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 77 (Digitalisat).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 342 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00364~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 214.
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 470, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 1 von A wie Abbendorf bis K wie Kläden. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-38-2, S. 98, Der alte Fritz im Dammkrug.
  12. Johann Friedrich Danneil: Zwei Berichte über die Ausgrabungen bei Güssefeld in der Altmark (= Neue Mitteilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen. Band 2). Halle/Saale 1835, S. 108–128 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10020579~SZ%3D00140~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 363 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  14. StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
  15. Vereinbarung über die Bildung einer neuen Gemeinde Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Stadt Kalbe (Milde), Altmersleben, Güssefeld, Kahrstedt, Neuendorf am Damm, Wernstedt und Winkelstedt und der Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 19.06.2008. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. Jahrgang 15, Nr. 7/2008. General-Anzeiger Salzwedel, Salzwedel 16. Juli 2008, S. 115–119.
  16. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  18. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  19. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 50 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  21. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 29. Oktober 2022.
  23. Politik. In: stadt-kalbe-milde.de. Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), abgerufen am 25. März 2023.
  24. a b Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Wahl Ortschaftsrat Güssefeld 2019. 5. November 2022 (stadt-kalbe-milde.de (Memento vom 1. Oktober 2022 im Internet Archive) [PDF]).
  25. Adalbert Kuhn, Wilhelm Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, Nr. 154 Hexenritt (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10020094~SZ%3D00181~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).

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