Günter Grünwald wuchs in Ingolstadt auf, besuchte dort die Grundschule und die Hauptschule. Nach vielfältigen Tätigkeiten startete er Mitte der 1980er Jahre eine Laufbahn als Kabarettist. Er schreibt bis heute alles selbst. Um sich angesichts der zahlreichen Wiederholungen auf Tourneen mit dem Programmtext nicht zu langweilen, improvisierte er von Beginn an ausgiebig. Seit er 1988 das Passauer Scharfrichterbeil verliehen bekam und sein Bekanntheitsgrad anstieg, können er und seine Familie von seiner Bühnen- und Fernsehtätigkeit leben.[1]
1996 trat Grünwald für Bündnis 90/Die Grünen bei der Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt an. Er erhielt 2055 Stimmen, was einem Stimmanteil von 4,81 Prozent entspricht.[2]
Medial trat Grünwald zunächst zusammen mit Andreas Giebel und anderen Komödianten und Kabarettisten im Bayerischen Fernsehen auf, unter anderem in den Sendungen Kanal fatal und Die Komiker. Seit dem 7. März 2003 hat er mit Grünwald Freitagscomedy eine eigene Late-Night-Show, die monatlich ausgestrahlt wird. Nach 22 Jahren wird am Freitag, dem 11. Oktober 2024, die letzte und 200. Folge der Sendung ausgestrahlt.[3]
Privates
Grünwald ist verheiratet. Er hat vier Töchter und einen Sohn.[4]
Stil
Grünwald selbst bezeichnet sich ironisch als „Botschafter des guten Geschmacks“ und verwendet bei Auftritten seinen Heimatdialekt. Grünwalds Humor und Wortwahl sind oft sehr deftig und derb, gerne und ausgiebig macht er von bayerischen Schimpfwörtern Gebrauch.
Sein aktuelles Programm ist Definitiv vielleicht (der Titel ist eine wortwörtliche Übersetzung des Oasis-Debütalbums Definitely Maybe), welches seit 2019 läuft.
Fiktive Personen und Gegenstände
Im Rahmen seiner Werke schuf Günter Grünwald nicht nur diverse fiktive Persönlichkeiten, sondern auch einige fiktive Orte und Gegenstände, die er auch gerne in humoristischen Werbespots einsetzt.
Hausmeister Vinzenz Bamberger, ein absoluter Brachialprolet: chauvinistisch und selten nüchtern; hatte seine ersten Auftritte in frühen, sehr derben Sketchen (Drecksaunummer), später in leicht gemäßigter Form bei Kanal fatal und Hallo Schröder
Jacques Sacques, der größte Modeschöpfer von Mindelstetten (eine Parodie auf den Modeschöpfer Rudolph Moshammer)
Bonzo, sein „Bodyguard“ aus dem bosnischenPopovic, tritt häufiger als Händler von „vom Lastwagen gefallenen“ Flachbildschirmen, „Photovoltanlagen“ und Gewürzmischungen auf
Joe Waschl, der lässig kochende und dem Alkohol nicht unbedingt abgeneigte Fernsehkoch, mit Assistentin Rosinerl (Rosetta Pedone) (eine Parodie auf den aktuellen Kochshow-Boom in Deutschland und insbesondere Alfons Schuhbeck)
Wettersepp (früher: Jodelsepp) (der extrem unverständlich nuschelt)
Der Depp, ein archetypisches, in vielen seiner Geschichten auftretendes Individuum, welches sich durch notorisch kontraproduktives und stupides Verhalten auszeichnet; der Depp bleibt dabei stets anonym und es ist daher möglich, dass es sich bei ihm nicht immer um dieselbe Person handelt
Gaggi Stangerl, ein Fitness-Trainer, der auf einen runden, durch regelmäßige Weißbierzufuhr in Form gehaltenen Bauch steht. (Gaggi=geläufiger bayerischer Kosename u. a. für Jakob, Stangerl=dünne Stange)
Die Schoaßboandls, ein Ehepaar, das versucht, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen (Schoaß=Furz, Boandl=Knöchlein)
den Huberbauer, einen einfach gestrickten Landwirt
Frühere Charaktere:
Dr. Ulrich Kotmann, ein völlig unfähiger bayerischer Landtagsabgeordneter
Sigi und Chocko, zwei dumpfe Sprücheklopfer aus seinen frühen Programmen; in der Willy-Astor-Show kongenial von Günter Grünwald und dem Namensgeber dargestellt, später auch in Grünwalds Programmen übernommen, dort aber unter dem Namen „Strapsi und Chocko“
Toto & Lotto, zwei durchgeknallte Polizisten analog der Fernsehserie „Toto & Harry“
Schaumberger Wigg
Ernst Mosch und seine Original Kinderschänder (eine Parodie auf Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten)
Heinz am Kiosk, der mit Elli (Monika Gruber) plaudert und, falls die mal im Urlaub ist, mit Lilli (Eva Mähl)
Disco Heinz, ein Zuhälter, der auf der Straße lebt
Grünwaldsches Lebkuchengesetz
Grünwald ist erklärter Gegner des Verkaufs von Weihnachtsgebäck vor dem 9. November eines jeden Jahres. Er nennt es das „Grünwaldsche Lebkuchengesetz“[5] und hielt in einer seiner Sendungen eine Packung Lebkuchen demonstrativ in einem Käfig gefangen. Eine Zuschauerfrage veranlasste ihn dazu, das Ende der „Lebkuchenzeit“ auf den 9. Januar zu setzen.
„Das Inverkehrbringen und Verzehren von Lebkuchen und ähnlich gelagerter weihnachtlicher Backwaren vor dem 9. November des jeweilig aktuellen Jahres wird mit Gefängnis nicht unter 4 Jahren bestraft. Wahlweise gibt es 12 Bockfotzn.“
Grünwald hat eine gewisse Abneigung gegen Anglizismen. Als besonders unschön empfindet er das in vielen Geschäften im Zuge von Schlussverkäufen verwendete Wort „sale“ (was auf Französisch übrigens „dreckig“ heißt), welches er in der Sendung öfters anprangert und offiziell durch das von ihm erfundene Wort „Mumpf“ ersetzt sehen möchte.
Grünwald trägt in jeder Ausgabe der Late-Night-Show Grünwald Freitagscomedy einen Anti-Hitler-Button an seinem Anzug, was auf den Einzug der NPD in einige Landtage zurückgeht.[6]
Filmografie (Auswahl)
3satfestival
Günter Grünwald – Der Botschafter des guten Geschmacks
↑Porträt von Gerhard Fischer: Bellen, nicht beißen. In: sueddeutsche.de. 16. April 2016, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. April 2018]).