In den Jahren 1925 bis 1929 studierte Friedrich Wilhelm Kraemer Architektur in Braunschweig und Wien und war von 1929 bis 1935 Assistent am Lehrstuhl von Carl Mühlenpfordt in Braunschweig. Mühlenpfordt beeinflusste Kraemers Verständnis von Architektur bleibend.
Friedrich Wilhelm Kraemer besaß in den Jahren 1935 bis 1940 ein Architekturbüro in Braunschweig und arbeitete als freier Architekt unter anderem mit der Firma Munte Bauunternehmen zusammen. 1939 wurde er zum offiziellen Vertrauensarchitekten der Deutschen Arbeitsfront bestellt und zugleich Kreisreferent des Amtes für Schönheit der Arbeit. Er plante zahlreiche Bauten für Industrie- und Rüstungsbetriebe, darunter auch ein Zwangsarbeiter-Lager für die Büssing Flugmotorenwerke und eine „Entlausungsanstalt“ für Zwangsarbeiter in der zu Büssing gehörenden NIEMO.[2] Sein im Jahr 1940 angetretener Kriegsdienst endete mit einer Kriegsverletzung im Jahr 1944.
Seine ab dem Jahr 1945 entstandenen Bauten zeichnen sich durch eine strenge Formensprache und eine sachliche aber elegante Funktionalität aus und machen ihn zu einem der wichtigsten Braunschweiger Architekten des 20. Jahrhunderts, und, neben Egon Eiermann und Sep Ruf, einem der einflussreichsten deutschen Architekturproduzenten im Zeichen des Wirtschaftswunders.
Mit Günter Pfennig und Ernst Sieverts betrieb er 1960–1974 die Büropartnerschäft Prof. Kraemer – Pfennig – Sieverts (KPS), und mit Sieverts und anderen Partnern 1975–85 Prof. Kraemer Sieverts & Partner (KSP). Seine Büros in Braunschweig und Köln beschäftigten Anfang der 1960er Jahre über 170 Personen und erhielten zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Er wurde im Jahr 1974 emeritiert, nach dem Umzug nach Köln 1975 beendete er 1985 seine aktive Architektentätigkeit. Sein Sohn Kaspar Kraemer trat daraufhin in die Partnerschaft ein und nutzt das Haus Am Römerturm 3, eins der letzten Aufbauwerke seines Vaters.
Friedrich Wilhelm Kraemer starb 1990 im Alter von 82 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kölner Melaten-Friedhof.[4]
Bauten (Auswahl)
1936–1941: Niedersächsische Motorenwerke in Braunschweig
Roland Böttcher, Kristiana Hartmann, Monika Lemke-Kokkelink: Die Architekturlehrer der TU Braunschweig 1814–1995. Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig, Braunschweig 1995, S. 100–103, ISBN 3-87884-046-2.
Holger Pump-Uhlmann: Wiederaufbau und Ausbau der Hochschule nach 1945. In: Walter Kertz (Hrsg.): Technische Universität Braunschweig. Vom Collegium zur Technischen Universität; 1745–1995. Hildesheim, Zürich, New York 1995, S. 733–779, ISBN 3-487-09985-3. (Inhaltsverzeichnis, PDF-Datei; 71 kB)
Wolfram Hagspiel: Das „St.-Claren-Viertel“ – seine bauliche und städtebauliche Entwicklung bis zur Gegenwart. In: Am Römerturm. Zwei Jahrtausende eines Kölner Stadtviertels. Köln 2006, ISBN 3-927396-99-0.
Detlef Jessen-Klingenberg: Friedrich Wilhelm Kraemer (1907-1990), Architekt, Hochschullehrer. In: Braunschweiger Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Arbeitskreis Andere Geschichte e. V. Döring, Braunschweig 2012, S. 158–161, ISBN 978-3-925268-42-7.
Wolfgang Voigt: Durch die Kollegen gerettet: Friedrich Wilhelm Kraemer. In: ders. / Uwe Bresan (Hrsg.): Schwule Architekten – Gay Architects. Verschwiegene Biografien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert – Silent Biographies from 18th to 20th Century. Wasmuth & Zohlen, Berlin 2023, ISBN 978-3-8030-2378-0, S. 172–179.