Die Französische Hundsrauke[1] (Erucastrum gallicum), auch Französische Rampe genannt,[2] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hundsrauken (Erucastrum) innerhalb der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae).[3][4]
Die Französische Hundsrauke ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 60 Zentimetern.[5] Der aufsteigende, verzweigte Stängel ist am Grunde behaart und meist schlaff.[5] Die grundständigen Blätter und die unteren Stängelblätter sind oft ungeteilt, leierförmig und nur am Grund deutlich gelappt.[5] Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind fiederlappig bis fiederteilig, mit jederseits vier bis acht Blattabschnitten. Von diesen Blattabschnitten ist der Endabschnitt oft größer als die Seitenlappen. Die Seitenlappen sind gegen die Blattspitze zu stärker zusammenfließend; die untersten davon sind meist abstehend oder etwas vorwärts gerichtet.[5] Sie erinnern daher im Schnitt mehr an das Raukenblättrige Greiskraut (Jacobaea erucifolia) als an das Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris).[5]
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober. Die unteren Blüten stehen in den Achseln von fiederteiligen Deckblättern. Die Blütenstiele sind kahl.[5] Die zwittrige Blüte ist vierzählig. Die vier fast aufrecht stehenden Kelchblätter sind 4 bis 5 Millimeter lang und etwas behaart. Die vier blassgelb-weißlichen, seltener goldgelben Blütenkronblätter sind 7 bis 8 Millimeter lang und 2 bis 3 Millimeter breit.[5] Ihre Platte ist allmählich in den Nagel verschmälert.[5] Die Staubbeutel sind wenig über 1 Millimeter lang.[5] Der Fruchtstiel ist 5 bis 15 Millimeter lang. Die Fruchtstiele stehen meist unter 45° bis 60° ab.[5]
Die Schoten sind 25 bis 50 Millimeter lang. Sie sind meist deutlich sichelförmig nach oben gebogen.[5] Der Fruchtschnabel ist 2 bis 4 Millimeter lang, von der übrigen Frucht deutlich abgesetzt und er enthält keine Samen.[5] Die Samen sind bei einer Länge von 1 bis 1,3 Millimetern sowie einem Durchmesser von 0,6 bis 0,8 Millimetern länglich-eiförmig.
In Mitteleuropa tritt sie im Tiefland vereinzelt auf, ebenso im Schweizer Jura und in den Alpen; vom Mittelrhein bis zum Hochrhein, an Neckar und Donau (bis östlich von Wien) sowie im Alpenvorland findet man sie selten, und sie tritt dort meist nur unbeständig auf. Sie steigt bei St. Moritz bis in Höhenlagen von 1800 Metern auf.[5]
Die Französische Hundsrauke gedeiht meist auf basenreichen, aber nur mäßig stickstoffhaltigen, etwas feuchten, lockeren, mit Sand durchsetzten Lehmböden.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2w+ (mäßig trocken aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[2]
Die Französische Hundsrauke besiedelt Brachen und Hackfruchtäcker, „geht“ aber auch auf lückig bewachsenes Ödland, und sie wächst gelegentlich auf Bahnschotter und an Wegrändern. Sie ist eine Charakterart des Mercurialetum annuae aus dem Verband Fumario-Euphorbion, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbends Sisymbrion vor.[6]
Die Erstbeschreibung erfolgte 1809 unter dem Namen (Basionym) Sisymbrium gallicum durch Carl Ludwig Willdenow in Enumeratio Plantarum Horti Botanici Berolinensis, ..., 678.[3][4][8] Das Artepithetongallicum bedeutet „französisch“. Die Neukombination zu Erucastrum gallicum(Willd.) O.E.Schulz wurde 1916 durch Otto Eugen Schulz in Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Leipzig, 54, Beibl. 119, S. 56 veröffentlicht.[3][4][7][8] Weitere Synonyme für Erucastrum gallicum(Willd.) O.E.Schulz sind: Erucastrum pollichiiK.F.Schimp. & Spenn., Brassica ochroleuca(Gaudin) Soy.-Will., Hirschfeldia pollichii(K.F.Schimp. & Spenn.) Fritsch.
Quellen
Literatur
Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. 2. erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3323-7
Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, Band 3, ISBN 3-440-08048-X.
↑ abcdefghijklmnopFriedrich Markgraf: Familie Cruciferae. S. 480–481. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1958.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 438.
↑ abcErucastrum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Juli 2017.
↑ abErucastrum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 5. Oktober 2022.