František Kmochs Vater war Schneider und Klarinettist, der vor allen Dingen Volksmusik aufführte. Als Kind sang ihm seine Mutter gerne Volkslieder vor und František lernte die Violine zu spielen. Bereits als Schüler mit 10 Jahren begann er kleine Stückchen zu komponieren. An der Realschule in Kolín spielte Kmoch in einem Schülerquartett. 1868 studierte er für ein Jahr am Lehrer-Kolleg in Prag, 1869 wurde er Lehrer an einer Dorfschule in Suchdol unweit von Kolin. Neben seinem Lehrberuf musizierte er in verschiedenen Ensembles, unterrichtete Privatschüler, bildete sich als Dirigent weiter und komponierte. 1871 gründete er in Kolin sein erstes Ensemble. Anfangs bestand es nur aus acht Musikern, doch schon zwei Jahre später trat es in größerer Besetzung als „Sokol-Blasorchester“ auf. Kurz darauf wurde er zum städtischen Kapellmeister in Kolin ernannt und gründete eine Musikschule, die sein Orchester angegliedert war.
1882 wurde diese Musikschule offiziell staatlich anerkannt. Aus ihren Erträgen konnte Kmoch später großteils auch seine Musiker bezahlen. Diese verdienten ansonsten ihr Geld zum Beispiel als Schneider oder Metzger, einige waren auch arbeitslos. Für Kmochs Ensemble war charakteristisch, dass seine Musikanten sowohl auf Blas- als auch auf Streichinstrumenten spielen konnten. Es wurde oft in kleinere Musikergruppen aufgeteilt, die selbständig bei verschiedenen Anlässen landesweit auftreten konnten. Zum Repertoire gehörte vor allem Volksmusik, Kompositionen von Kmoch, aber auch Opernmusik von in- und ausländischen Komponisten wie Smetana und Dvořák.
1873 wurde er seiner Lehrtätigkeit enthoben, weil er angeblich seinen Lehrauftrag vernachlässigte, insbesondere aber weil er mit Ensembles bei Bällen auftrat. Das hatte möglicherweise politische Gründe, da Kmoch seine Sympathien für die nationalistische Sokol-Bewegung nicht verheimlichte. Er zog nun nach Kolin und wurde Berufsmusiker.
Von großer Bedeutung für das Renommee der Blaskapelle erwies sich ihr erster Auftritt in Prag im Jahr 1873, beim Fest zum 100. Geburtstag des Sprachwissenschaftlers Josef Jungmann. Danach überhäuften sich die Einladungen nach Prag und viele weitere Städte des Königreichs Böhmen und Mähren. Oft handelte es sich um Ausflüge und Feste von Verbänden des Sokol oder Bälle. Weitere Reisen führten ihn nach Wien, Budapest, Krakau sowie eine große dreimonatige Reise zur Allrussischen Industrie- und Handwerksausstellung nach Nischni Nowgorod
Um das Jahr 1900 zählte Kmochs Orchester rund 60 bis 70 fixe Mitglieder mit zusätzlich rund 20 freien Musikern. Verschiedene Städte, unter anderem auch Prag, boten ihm an, Dirigent des jeweiligen Städtischen Blasorchesters zu werden. Kmoch zog es vor in Kolín zu bleiben, als Gast jedoch nahm er Einladungen gerne an. Nur nach Amerika wollte er nie reisen.
Privat Kmoch war mit Josefa Kahslová, der Tochter eines Schlossers aus Kolín, verheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Töchter hervor. Kmoch leitete 40 Jahre lang mit hohem Einsatz sein Orchester, was sich schlussendlich auf seine Gesundheit niederschlug. Ab seinem 60. Geburtstag verlor er relativ schnell seine Seh- und Hörkraft, hinzu kamen Probleme mit dem Herz. Am 30. April 1912 starb der tschechische „König des Marsches“, als der er oft bezeichnet wird, im Alter von 64 Jahren.
Ehrungen
Aus Dankbarkeit veranstaltet die Stadt Kolín seit 1961 alljährlich das Blasmusikfestival „Kmochs Kolín“ (Kmochův Kolín), das an drei Tagen vorzügliche Blasorchester aus ganz Europa anzieht. Im Stadtpark von Kolín steht eine Skulptur mit dem Abbild von František Kmoch. Die ElbinselKmochův ist nach ihm benannt, und ein Blasorchester der Stadt trägt seinen Namen. Es wurde auch ein biographischer Film über Kmoch mit dem Titel Er war ein tschechischer Musikant gedreht. Ebenso existiert eine Operette mit dem Titel So lebte und spielte Kmoch. 1998 wurde zum 150. Jahrestags seiner Geburt eine 200-Kronen-Silbermünze von der tschechischen Nationalbank herausgegeben.
Charakteristika und Stil
Als Reaktion auf die Militär-Märsche des Österreichisch-Ungarischen Kaiserreichs schrieb er Märsche, die tief in tschechischer Tradition, Folklore und Volksmusik verwurzelt waren. Das Trio seiner Märsche war nahezu ausnahmslos mit Texten unterlegt, die entweder von den Musikern oder Chören und wenig später vom ganzen Volk mitgesungen wurden. Kontrovers wurde gesehen, dass Kmoch mehrere tschechische Volkslieder neu als Märsche arrangierte. Zum Beispiel das bekannte Volkslied „Andulka šafářova“, das unter dem deutschen Titel „Andulka Marsch“ bekannt wurde. Einerseits wurden sie so etwas verfälscht, andererseits durch den Marschrhythmus umso beliebter und bekannter. Die Bewahrung des tschechischen Liedguts war ihm stets ein hohes Anliegen. Dabei waren die Texte eine bedeutende Form der Entwicklung eines Nationalbewusstseins.
Werk
Kmoch gilt nach Julius Fučík als der populärste Marschkomponist seines Landes. Sein Œuvre umfasst etwa 500 Werke, von denen jedoch ein nicht unerheblicher Teil als verschollen gilt. Zu Beginn der 1990er Jahre tauchten überraschend etwa fünfzig der verloren geglaubten Originalpartituren wieder auf.
Werke für Blasorchester
Andulko šafářová(= Andulka-Marsch), Marsch
Blasmusik spielt auf
Brautschau - Polka, Polka
Česka muzika, Marsch
Dechovka hraje
Diese Musik, ja die gefällt
Duo pro dvě trubky (= Duett für zwei Trompeten)
Festivalový pochod (= Festmarsch). Marsch
Hoj, Mařenko! Marsch
Jarabáček, Marsch
Jara mládí (= Kind des Frühlings). Marsch
Kolíne, Kolíne (= Mein schönes Heimatland). Marsch: Koline, Koline, stojíš v pěkné rovině (Kolin, Kolin, du liegst in einer schönen Ebene...)
Letem světem (= Flugs durch die Welt)
Měsíček svítí, Marsch
Milý sen, Konzertwalzer
Můj koníček (= Mein Steckenpferd). Marsch
Moje krásná vlast (= Meine schöne Heimat)
Muziky, muziky (= Musik, Musik). Marsch
Na motoru (= Das Motorrad, Aufgalopp). Galopp
Na hrazdě
Na střibropěnném Labi
Nad Labem (= An der Elbe). Marsch
Návštěva ve Vídni (= Besuch in Wien). Konzertpolka
Plzeňský pochod (= Pilsener Marsch, Gruß an Pilsen). Marsch
Pochod Havličkův, Marsch
Po starodávnu
Pod našima okny
Pode mlejnem (= Unter der Mühle, Bei der Mühle, Stunden die man nie vergißt). Marsch
Překrásná Praho
Romance pro křídlovku (= Romanze für Flügelhorn)
Rozmarná, Polka
Roztomilá
Šly panenky silnicí
Sokol nazdar!
Sokolský den
Vraný koně, Marsch
Vy Hvězdičky
Vždy milá
Za sokolským praporem
Zastaveníčko
Zelení Hájove! Marsch
Zlatá Praha (= Schönes Prag, Goldenes Prag, Prager Gruß). Marsch
Literatur
Jan Kapusta: Dechové kapely, pochod a František Kmoch. Supraphon, Prag 1974.
Jan Kapusta: Pochod v Čechách a František Kmoch. In: Hudební věda. 6, 1969, ISSN0018-7003, S. 172–191.
Karel K. Chvalovský: František Kmoch. Život ceského muzikanta a vlastence. Panton, Prag 1971.
Karel K. Chvalovský (Hrsg.): Sto let Městské hudby Františka Kmocha v Kolíně. Almanach k jubileu let 1872–1972. Středočeské nakladatelství a knihkupectví, Prag 1974.