Die Festung wurde laut der russischen Geschichtsschreibung im 14. Jahrhundert von Juri I. Daniilowitsch angelegt, der Großfürst von Moskau und gleichzeitig Fürst von Nowgorod war. Nach dem russischen Wort für die auf der Insel wachsenden Haseln (nach einer anderen Version nach der Form der Insel, einer weiteren nach im Sinne von harte Nuss) nannte er sie Orechowez (Ореховец), die Festung Oreschek (Орешек). Nach der schwedischen Version wurde die Insel erstmals 1299 vom Schweden Torgils Knutsson befestigt. Auch der schwedische Name hat etwas mit Nuss zu tun: nöt heißt auf SchwedischNuss, borg bedeutet Burg.
1323 wurden in der Festung Verhandlungen um den russisch-schwedischen Grenzverlauf in Karelien geführt, der Abschluss wird in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung meist als Vertrag von Nöteborg oder Frieden von Schlüsselburg benannt. Die Festung selbst verblieb bei Nowgorod bzw. wurde später Teil des Zarentums Russland. 1352 wurde sie mit steinernen Mauern sowie zudem in den folgenden Jahrhunderten mit mehreren Türmen verstärkt.
Mit dem Sieg Russlands im Nordischen Krieg und der Gründung Sankt Petersburgs verlor die Festung Schlüsselburg an strategischer Bedeutung und wurde in der Folge vornehmlich als politischesGefängnis genutzt. Berühmtester Gefangener war Zar Iwan VI., der nach seiner Absetzung im Jahr 1741 von 1756 bis zu seiner Ermordung 1764 in der Festung gefangen gehalten wurde. Auch Uschurma Sheikh Mansur, ein maßgeblicher militärischer und religiöser Führer des Widerstandes der nordkaukasischen Bergvölker gegen die russische Eroberung, wurde nach seiner 1791 erfolgten Gefangennahme in Schlüsselburg inhaftiert, wo er 1794 starb.[2]
Neuzeit
Der deutschbaltische Dissident Timotheus Eberhard von Bock wurde nach seiner 1818 formulierten Kritik am Kaiser Alexander I. in der Schlüsselburg bis 1827 inhaftiert.
1887 wurden in der Festung vier Narodowolzen, darunter der ältere Bruder W. I. Lenins, Alexander Uljanow, wegen der Vorbereitung eines Attentats auf Alexander III.gehenkt. Auch die Revolutionärin Wera Nikolajewna Figner war hier 20 Jahre lang inhaftiert.
Nach der Oktoberrevolution wurden die Gefängnisbauten niedergebrannt. Von 1928 bis 1940 befand sich in der Festung ein Revolutionsmuseum. Die Festung Schlüsselburg auf der Insel Orechowy („Nussinsel“) wurde von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg durch Artilleriebeschuss stark zerstört, allerdings nie eingenommen.
↑Thomas M. Barrett: The Remaking of the Lion of Dagestan: Shamil in Captivity. In: The Russian Review. Jg. 53, Nr. 3, 1994, S. 353–366, doi:10.2307/131191.