Ferruccit

Ferruccit
Ferruccit (weiß) auf Avogadrit (gelblichbraun) vom Vesuv, Italien
(Bildbreite: 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Fru[1]

Chemische Formel Na[BF4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/B.01
III/B.01-010

3.CA.05
11.02.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[3]
Raumgruppe Amma (Nr. 63, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/63.3[2]
Gitterparameter a = 6,79 Å; b = 6,84 Å; c = 6,26 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,496; berechnet: 2,5075[4]
Spaltbarkeit gut nach {100}, {010} und {001}
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Bitte ergänzen!
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,301[5]
nβ = 1,301[5]
nγ = 1,307[5]
Doppelbrechung δ = 0,006[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 11°; berechnet: 22°[5]

Ferruccit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na[BF4][2] (Natriumtetrafluoroborat) und entwickelt nur sehr kleine, farblose bis weiße, dünntafelige Kristalle oder krustige Überzüge.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Ferruccit 1933 am Vesuv in Italien und beschrieben durch Guido Carobbi (1900–1983)[6][7], der das Mineral nach dem italienischen Mineralogen Ferruccio Zambonini (1880–1932)[8] benannte.

Typmaterial des Minerals befindet sich unter anderem am ENSM in Paris (Register-Nr. CT: 8969), an der MMUFi in Florenz (Register-Nr. HT: 1974/I) und am NHM in London (Register-Nr. CT: BM 1933,419).[9]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ferruccit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „wasserfreien Doppelhalogenide“, wo er zusammen mit Avogadrit und Barberiit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ferruccit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Komplexen Halogenide“. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Borofluoride“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.CA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ferruccit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Komplexe Halogenide – Aluminiumfluoride“ ein. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 11.02.03 innerhalb der Unterabteilung der „Komplexen Halogenide (und Aluminiumfluoride) mit der allgemeinen Zusammensetzung (A)mB(X)4“.

Kristallstruktur

Ferruccit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Amma (Raumgruppen-Nr. 63, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/63.3 mit den Gitterparametern a = 6,79 Å; b = 6,84 Å und c = 6,26 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften

Ferruccit ist wasserlöslich und gibt diesem einen bitteren, säureartigen Geschmack.[4]

Bildung und Fundorte

Ferruccit kristallisiert direkt (Sublimation) aus den vulkanischen Gasen der aktiven Fumarole. Begleitminerale sind unter anderem Sassolin sowie verschiedene Fluorborate und Fluorsilikate.

Bisher (Stand: 2010) konnte das Mineral nur an seiner Typlokalität Vesuv sowie im Tal zwischen dem Monte Somma und dem Vesuv (Atrio del Cavallo) gefunden werden.

Siehe auch

Commons: Ferruccite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 160.
  3. Webmineral – Avogadrite (englisch)
  4. a b Ferruccite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 9. April 2018]).
  5. a b c d e Mindat – Ferruccite (englisch)
  6. Mineral species of Vesuvius described for the first time. In: euromin.w3sites.net. Archiviert vom Original am 14. September 2014; abgerufen am 9. April 2018. (englisch)
  7. Carobbiite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 59 kB; abgerufen am 9. April 2018] ; benannt nach Professor Guido Carobbi (1900–1983), Italian geologist, Institute of Mineralogy and Geochemistry, University of Florence, Florence, Italy, who collected the first specimens.).
  8. Centro Musei delle Scienze Naturali - Ferruccio Zambonini (italienisch)
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – F. (PDF 73 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, S. 7, abgerufen am 29. August 2019.

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