1981, als Zwölfjähriger, nahm er bereits seine ersten eigenen Stücke mit Synthesizer, elektronischer Orgel, Stimme und Drumcomputer auf. Zwei Jahre später kam einer der ersten 4-Spur-Kassettenrekorder dazu. Ab 1983 trat er zusammen mit Stefan Mohr unter dem Namen „Die Egozentrischen 2“ live auf. Dabei wurde er schon früh vom Hamburger Labelbetreiber Alfred Hilsberg (ZickZack Records) entdeckt, der ihm diverse Auftritte vermittelte, beispielsweise 1984 in der Hamburger Markthalle beim Festival „In der Hitze der Nacht“. Einige Homerecording-Aufnahmen aus dieser Zeit wurden u. a. auf der Kompilation „The Tetchy Teenage Tapes of Felix Kubin 1981–1985“[1] dokumentiert.
In den 1990er-Jahren begann Kubin mit Musik aus Geräuschen zu experimentieren und veröffentlichte mehrere Alben mit seiner Band „Klangkrieg“. Von 1992 bis 1994 war er Mitglied der dada-kommunistischen Singegruppe „Liedertafel Margot Honecker“. Zeitgleich mit der Gründung seines Plattenlabels Gagarin Records 1998 wandte er sich wieder dem Avantgarde-Pop zu. In den darauf folgenden Jahren erweiterte er sein künstlerisches Spektrum durch Lecture Performances, die Entwicklung neuer Radioformate und zeitgenössische Kompositionen für Kammerorchester und Elektronik.
2010 wurde sein Live-Konzert „Echohaus“ für sechs Räume, Kopfhörerensemble und Elektronik in Zusammenarbeit mit dem „ensemble Intégrales“ beim MaerzMusik-Festival in Berlin uraufgeführt. 2013 und 2015 folgten die Auftragskompositionen „Chromdioxidgedächtnis“ und „Takt der Arbeit“ für die Reihe NDR das neue werk. 2016 hatte Kubins 70-minütiges Orchesterstück „Falling still“ für Knabenchor, Streicherensemble, Elektronik und Schlagwerk beim 2. Internationalen Musikfest Hamburg Premiere. Im gleichen Jahr schrieb er Musik für ein Orchester bestehend aus 20 Korg MS-20 Synthesizern. Die Komposition wurde von Studenten der LUCA School of Arts unter dem Titel „A Choir of Wires“ im Vooruit in Gent aufgeführt. 2019 gründete er mit dem polnischen Schlagzeuger Hubert Zemler das Sequenzermusik-Duo CEL. Zeitgleich begann auch eine Zusammenarbeit mit dem Hamburger Ensemble Resonanz, für das er die Stücke „Lunar Plexus“ und „Telephobie“ schrieb.
Die französische Filmkünstlerin Marie Losier porträtierte Felix Kubin in dem preisgekrönten Film „Felix in Wonderland“, der 2019 beim Locarno Film Festival Premiere hatte.
Musikrichtung
In Felix Kubins Musik lassen sich Einflüsse der Neuen Deutschen Welle (NDW), der zeitgenössischen Klassik und Filmmusik des 20. Jahrhunderts erkennen. Häufig setzt er analoge Synthesizer ein.[2] Eine deutliche Nähe zur Neuen Deutschen Welle zeigt sich auch in seinen surrealistischen deutschen Texten, die wild, poetisch und bedeutungsoffen sind.[1]
Um aktiv an der Entwicklung der frühen NDW mitzuwirken, war Kubin jedoch zu jung.[3]
Hörspiele
Seit 2001 produziert Felix Kubin Radiobeiträge zwischen Hörspiel und Feature. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:
Hörspiele, die Dokumentaraufnahmen mit Studioaufnahmen in einem fiktionalen Rahmen verdichten und damit über das klassische Feature hinausgehen. (Paralektronoia, Wiederhole 1-8, Syndikat für Gegenlärm, Mother in the fridge)
Orphée Mécanique. Inhalt: Orpheus, Sohn eines Erfinders und einer Sängerin, wird von der versprengten Jugend für seine exzentrischen Konzerte gefeiert. Sein Instrument, das Psykotron, kann Gedankenströme unmittelbar in elektronische Signale aus Musik, Geräuschen und Sprache verwandeln. Hörspiel mit Lars Rudolph, Gerhard Garbers, Yvon Jansen, Charlotte Crome, Traugott Buhre, Marlen Diekhoff. Chor: Yvon Jansen, Leéna Fahje, Nikola Duric. Orchester: ensemble Intégrales. Komposition und Realisation: Felix Kubin. Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst 2006/2012. Als Podcast/Download im BR Hörspiel Pool.[4]
So erscheint zum Beispiel die RadiooperWiederhole 1-8 wie eine „Bedienungsanleitung der technisierten Welt“,[5] in der Anweisungen vom Aufbau eines Schrankes über die Benutzung eines Telefonhörers bis zu Autosuggestionskassetten eine Idee davon vermitteln, wie schlecht Sprache tatsächlich als Kommunikationsinstrument funktioniert.
Film- und Theatermusik
Im Theater arbeitete Kubin in den vergangenen Jahren unter anderen mit Künstlern wie Christoph Schlingensief („Atta Atta“, Volksbühne Berlin, 2003), Mariola Brillowska („House of National Dog“, Kampnagel Hamburg, 2007), Schorsch Kamerun („Hollywood Elegien“, Ruhrtriennale Essen, 2002) und Branco Simic („Zufall“, Kampnagel Hamburg, 2003).
Er komponierte Filmmusik für Trickfilme von Mariola Brillowska, Anke Feuchtenberger und Martha Colburn. Zudem schrieb er Drehbücher für „Propagandafilme“ der dada-kommunistischen Kunstpartei KED (Kommunistische Einheitspartei Deutschlands) und produzierte eigene Kurzfilme, die auf internationalen Festivals und im ausländischen Fernsehen liefen.[6] Im Jahr 2023 vertonte er zwei Kurzfilme für die ARTE-Serie "Female Comedies".[7]
2007 hatte sein Performance Stück über Bedienungsanleitungen „Ich will aufwärts ich will abwärts“ im TanzquartierWien Premiere.[8]
Preise
Honorary Mention für die CD „Matki Wandalki“ beim Prix Ars Electronica, Digital Musics category, 2004
↑ abDie frühen Synthie-Pop-Experimente und Klangentwürfe auf dem Korg MS20 erinnern den Musiker Momus an die Düsseldorfer Gruppe „Der Plan“. Kubin wirke hier „wie ein 13-jähriges Genie oder ein genialer Trickbetrüger, der das Kunststück vollbringt, dass seine Imitationen zugleich authentisch sowie zeitgenössisch anachronistisch sind. Ein Geck und Geek zu gleichen Teilen.“ „The Spinner“, The Wire Magazin # 316, Juni 2010.