Die englische Bezeichnung Fat Binary (übersetzt: Fette Binärdatei) bezeichnet ein Computerprogramm, das sich unmodifiziert auf Rechnern ausführen lässt, deren CPUs eigentlich vollkommen unterschiedliche Befehlssatzarchitekturen (engl. Instruction Set Architecture, kurz: ISA) besitzen. Dies wird durch die Zusammenfassung mehrerer auf den jeweiligen CPU-Typen lauffähiger Programme in einer entsprechend strukturierten binären Containerdatei erreicht. Das Betriebssystem ist dann dafür zuständig, das benötigte Programm aus diesem Container zu laden und auszuführen.
Apple
Fat Binaries wurden beispielsweise eingesetzt, als Apple 1994 von den CPUs der 68k-Familie zum PowerPC wechselte. Viele in der Übergangszeit veröffentlichten Programme enthalten Maschinencode sowohl für Macintosh-Rechner mit einer CPU aus der 68k-Familie als auch für solche mit dem damals neuen PowerPC.
Für den Übergang von den PowerPC-CPUs zu den Intel-CPUs aus der Core-Duo- und der Core-2-Duo-Serie im Jahr 2006 setzte Apple erneut Fat Binaries ein. Allerdings wurden diese nun als Universal Binary bezeichnet, einem Format, das theoretisch die Vereinigung von Code für bis zu über vier Milliarden[1] unterschiedliche Architekturen ermöglicht.
Linux
FatELF ist eine Fat-Binary-Implementierung für Linux und andere unixoide Betriebssysteme von Ryan C. Gordon.[2] Umgesetzt ist FatELF als Erweiterung des ELF Binärformats.[3] Neben verschiedenen CPU-Architekturen mit variierenden Datenwortgrößen (z. B. 32-Bit oder 64-Bit Systeme) oder Byte-Reihenfolge können auch Software-Plattformvariationen unterstützt werden, wie verschiedene OS ABIs (oder Versionen). Hieraus ergeben sich laut den Entwicklern folgende Anwendungsszenarien:[4]
Linux-Distributionen brauchen nicht mehr für verschiedene Hardwarearchitekturen getrennt angeboten zu werden, die Wahl der korrekten Version ist für Anwender manchmal verwirrend. Dadurch reduziert sich auch der Bereitstellungs- und Unterstützungsaufwand für den Distributor.
Die Wahl der korrekten Anwendungsdatei und Programmbibliothek wird an zentraler Stelle vom Betriebssystem durchgeführt anstelle durch unsichere Shell-Skripte.
Sollte sich die ELF ABI ändern, könnte neu erstellte Software auch weiterhin auf älteren Systemen lauffähig sein.
Es können Webbrowser-Plug-ins ausgeliefert werden, die auf unterschiedlichen Plattformen lauffähig sind.
Anwendungsdateien für 64- und 32-Bit-Architekturen oder für Linux und BSD-variationen können in einer einzigen Datei vereint werden.
Dieselbe Installationspartition kann zum Booten von verschiedener Hardware verwendet werden. Ein root file system, verschiedene Kernel- und Hardwareversionen sind möglich.
Es würde die Verbreitung von kommerziellen, vorkompilierten Computerspielen auf der Linuxplattform (distributionsübergreifend) deutlich vereinfachen[5] und eine längerfristigere Nutzung, z. B. über mehrere Distributionsversionen (engl. "upgrades") hinweg erlauben.[6]
Eine Applikation, die auf einem Netzlaufwerk oder USB-Stick bereitgestellt wird, kann auf verschiedensten Systemen lauffähig sein. Hierdurch sind portable Applikationen und auch Cloud-Computing-Images für heterogene Systeme leichter realisierbar.[7]
↑Dan McKay: Lokigames In Slackware Linux 11.0. 6. Dezember 2006, archiviert vom Original am 13. Mai 2009; abgerufen am 30. Januar 2011 (englisch): „deutsch: Beschreibung der komplizierten Patch-Techniken um Inkompatibilitäten durch Versionsaktualisierugen ("updates") innerhalb einer Distribution zu umgehen“