Fado ist ein deutsch-portugiesischer Kinofilm aus dem Jahre 2016. Das Liebes- und Eifersuchtsdrama ist der erste Langspielfilm von Regisseur Jonas Rothlaender, der das Drehbuch gemeinsam mit Sebastian Bleyl schrieb. Golo Euler spielt Fabian, einen Arzt aus Berlin, der seiner nach Lissabon ausgewanderten Ex-Partnerin Doro (Luise Heyer) hinterherzieht, in der Hoffnung, die Beziehung wiederbeleben zu können.
Der junge Berliner Arzt Fabian erkennt bei einem Notarzteinsatz im Gesicht der Sterbenden eine unheimliche Ähnlichkeit zu seiner Ex-Freundin Doro, die inzwischen in Lissabon als Architektin arbeitet. Daraufhin reist er nach Lissabon, um Doro noch einmal für sich zu gewinnen. Doro reagiert zunächst irritiert, lässt sich aber noch einmal auf ihn ein.
Fabian entscheidet sich, längerfristig in Lissabon zu bleiben. Er findet eine Stelle als Notarzt für Obdachlose und lernt Portugiesisch. Unterdessen wird klar, dass Doro die frühere Beziehung beendet hatte, weil Fabian obsessiv eifersüchtig war. Dieser beteuert zwar, dass er sich geändert habe, zeigt jedoch schnell Symptome erneuter Eifersucht, vor allem auf Doros Arbeitskollegen Francisco. Bei einem Ausflug ans Meer eskaliert die Situation zwischen Fabian und Doro. Nachdem er sie zurück in Lissabon abgesetzt hat, verfolgt Fabian sie heimlich. Er beobachtet wie Doro und Francisco sich vor einem Hotel treffen und hineingehen. Fabian ist überzeugt, dass er die beiden nun in flagranti beim Sex erwischen kann. Dies stellt sich jedoch als eine weitere seiner Eifersuchts-Wahnvorstellung heraus, die dazu führt, dass Doro auf der Stelle mit ihm Schluss macht.
Scheinbar geläutert, entschuldigt sich Fabian am nächsten Tag bei Doro, und verabschiedet sich Richtung Berlin. Doch kaum hat er ihre Wohnung verlassen, beobachtet er, wie der ihm flüchtig bekannte Barkeeper Nuno bei Doros Hauseingang aufkreuzt und hineingeht. Das löst bei Fabian erneut Obsessionen aus. Er versucht diese zwar zu verdrängen, indem er mit Anita schläft, einer Finnin aus seinem Sprachkurs. Doch sein emotionaler Zustand frisst ihn innerlich auf; der Abend mit Anita geht schief.
Unter dem Vorwand, einen Pulli zu suchen, besucht Fabian erneut Doro in ihrer Wohnung. Doro gibt ihm zu verstehen, dass sie ihn nicht mehr sehen möchte. Bald danach wird Fabian aufgrund eines Fehlverhaltens bei der Obdachlosenhilfe entlassen und Doro teilt ihm telefonisch mit, dass sie mit jemand anderem zusammen ist. Fabian schleicht sich nachts in ihre Wohnung und versteckt sich, als Doro und ihr neuer Partner nach Hause kommen. Er beobachtet sie beim Sex, rastet aus, schlägt beide nieder und verlässt die Wohnung. In der Innenstadt geht Fabian in eine Disco, wo er zu What Is Love von Haddaway so exzessiv tanzt, dass er rausgeschmissen wird. Nachdem er die Türsteher weiter provoziert, wird er von diesen verprügelt. Mit blutigem Gesicht wankt er im Morgengrauen zum Tajo-Fluss, wo Realität und Vorstellung endgültig verschwimmen: Hat ein Erdbeben tatsächlich eine Tsunami-Welle im Hafen von Lissabon ausgelöst, oder sehnt sich Fabian diese nur herbei?
Hintergrund
Titel
Neben der Assoziation zu Lissabon und dessen von Saudade durchdrungenen Musikstil Fado, verknüpft sich der Titel des Films auch auf eine ganz andere Weise mit seiner Erzählung: »Fado« ist ein Silbenkurzwort aus den Vornamen der beiden Hauptfiguren, Fabian und Doro. Das Filmplakat deutet dies auch subtil an, indem es die beiden Silben untereinander anordnet.[5]
Musik
Der Film verwendet keine Eigenkompositionen, sondern acht vorbestehende Lieder. Sie werden diegetisch eingesetzt, stammen also aus einer Tonquelle innerhalb der jeweiligen Szene. Die meisten dieser Musikeinsätze sind in der Bar, in der Nuno arbeitet; es gibt aber auch die Disko-Szene, in der Fabian wie besessen zu What Is Love von Haddaway tanzt.
In Fado kommt, etwas überraschend für einen Film mit diesem Titel, nur einmal ein Fado-Lied vor, und das auch nur entfernt in den nächtlichen Gassen des Alfama-Bezirks. Hierbei handelt es sich um Sei De Um Rio, gesungen von Camané. Der Regisseur erklärt seinen sparsamen Einsatz von Fado-Musik mit dem Bedürfnis, „nicht in die Kitsch- und Klischeefalle zu tappen“:
„Wenn du als Tourist nach Lissabon kommst, ist der Besuch einer Fado-Bar eines der ersten Dinge, die dir dort als Programm angeboten werden. Gleichzeitig ist Fado-Musik für die Portugiesen in gewisser Weise ein Ausdruck des Nationalstolzes und damit ein hochsensibles Thema.“
Am 1. September 2016 folgte der deutsche Kinostart.[2] Die TV-Erstausstrahlung in der ARD war am 30. Mai 2018.
Kritik
Die Resonanz der deutschsprachigen Filmkritik war fast durchgehend positiv, was letztendlich in mehreren Nominierungen für den Preis der Deutschen Filmkritik 2016 gipfelte: Bester Spielfilm, Bestes Spielfilmdebüt und Luise Heyer als Beste Darstellerin.[4]Fado gewann in der Kategorie Bestes Spielfilmdebüt, was die Jury so begründete:
„Jonas Rothlaenders erster Langspielflm „Fado“ ist das Psychogramm eines Eifersüchtigen, die Annäherung an ein Gefühl – präzise, emotional und ziemlich genial, ein sehr reifes Debüt: Realität und eine surreale Gedankenwelt verschränken sich gekonnt, die Schauspieler werden ungemein sicher geführt, jeder Satz, jede Szene, jede Metapher sitzt.“
– Julia Teichmann: Auszug der Laudatio bei der Preisverleihung am 13. Februar 2017.[4]
Weitere Kritiken:
„Aus Golo Eulers fast jungenhaften Zügen sprechen zunächst einmal wenig Abgründe. Gerade dieser Bruch mit den Erwartungen erweist sich als Glücksfall: Eulers offenes, fast argloses Gesicht lädt umso mehr zur Identifikation ein und macht seine Bemühungen um ein Überwinden der Eifersucht glaubhaft.“
„Dass Fabian innerlich nicht allein romantische Schwelgerei bewegt, zeigt Jonas Rothlaender in seinem so subtil wie eindrücklich bebilderten Film von Anfang an. Eine fundamentale Verunsicherung bricht sich in unvermittelt und unkommentiert dastehenden Bildern Bahn.“
↑Film Info: Fado. German Films, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2018; abgerufen am 9. Juni 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.german-films.de
↑Fado auf hasskerl.de. Alexander Haßkerl, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2018; abgerufen am 10. Juni 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hasskerl.de
↑Fado Festivalteilnahme. Transilvania International Film Festival Cluj-Napoca 2016, abgerufen am 10. Juni 2018.
↑Fado Festivalteilnahme. Durban International Film Festival 2017, 19. Juli 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2018; abgerufen am 10. Juni 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.durbanfilmfest.co.za
↑Preisträger 2016. First Steps, 19. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2018; abgerufen am 3. Juni 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.firststeps.de