Ernst, Sohn eines Tischlermeisters, lernte den Beruf des Buchdruckers. Bis 1892 war er in diesem Beruf auch tätig. Im Jahr 1884 trat Ernst den freien Gewerkschaften und 1886 der SPD bei. Innerhalb des 6. Berliner Wahlkreises hatte er verschiedene Funktionen inne, unter anderem 1896 die des Vorsitzenden. Zwischen 1891 und 1893 war er Vertrauensmann und Vorsitzender der innerparteilichen Oppositionsgruppe der „Jungen“. Beruflich arbeitete er ab 1892 für den Vorwärts zunächst als Druckereifaktor. In den Jahren 1902 und 1903 war Ernst Geschäftsführer und Firmenträger und von 1903 bis 1918 Hausverwalter der Buchdruckerei Vorwärts. Zunächst nur in den Jahren 1900 und 1901 war er Mitglied im zentralen Parteivorstand. Danach zumindest zwischen 1905 und 1913 Mitglied der Kontrollkommission. Zwischen 1915 und 1917 war er Vorsitzender des Verbandes der sozialdemokratischen Wahlvereine von Großberlin.[1] Von 1907 bis 1918 war Ernst Vorsitzender der sozialdemokratischen Landeskommission für Preußen und von 1917 bis 1919 erneut Mitglied des Parteivorstandes.
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft 1945 wieder SPD-Mitglied geworden, vollzog Ernst 1946 deren Zwangsvereinigung mit der KPD zur SED mit. Im Jahr 1948 veröffentlichte der Landesvorstand der SED Groß-Berlin unter dem Titel Ein Leben für die Arbeiterbewegung. Ein Ansporn für unsere Jugend seine Autobiographie. Das Vorwort schrieb Karl Litke.
Frauke Mingerzahn: Eugen Ernst. Lebensbild eines Sozialdemokraten im Spannungsfeld zwischen Reaktion und gesellschaftlichem Fortschritt. Potsdam: Pädagogische Hochschule, Historisch-philologische Fakultät, Diss. A, 1989.
Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
Uli Schöler: Ein (fast) vergessener brandenburgischer Sozialdemokrat: Eugen Ernst. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien, Bd. 21 (2022), Heft 2, S. 140–165.
↑Die Organisationen der Sozialdemokratie in „Großberlin“ erschlossen etwa das Gebiet der späteren Einheitsgemeinde Berlin, siehe Matthias John: Organologisches Handbuch zu den sozialdemokratischen Funktionsträgern im spätwilhelminischen Berlin. trafo Wissenschaftsverlag, Berlin 2012. PDF.
↑Einige Quellen bezeichnen ihn als Minister ohne Geschäftsbereich Überblick über Staatsministerien, andere wie Schröder als Innenminister, wahrscheinlich ist aber eher die erste Variante, da Paul Hirsch (SPD) und Rudolf Breitscheid (USPD) Innenminister waren.