Sottsass wurde als Sohn von Antonia Peintner und des Architekten Ettore Sottsass senior (* 1892, † 1954) geboren. Ende der 1920er Jahre übersiedelte er mit seiner Familie nach Turin. Dort fing er 1935 ein Architekturstudium am Polytechnikum Turin an, das er 1939 mit Diplom abschloss. Bedingt durch einen siebenjährigen Militärdienst dauerte es bis 1946 ehe Sottsass seine Arbeit als Architekt, Designer und Maler in Mailand beginnen konnte. 1947 gründete er dort sein eigenes Studio. 1949 heiratete er die aus Genua stammende Journalistin und Musikkritikerin Fernanda Pivano (* 1917, † 2009). 1957 wurde Sottsass künstlerischer Leiter von Poltronova. Er experimentierte mit dem neuen Material Fiberglas und benutzte es, um zeitgenössische Möbel und Beleuchtungskörper zu entwickeln.
1958 begann seine Zusammenarbeit mit dem Büromaschinenhersteller Olivetti, und bald erregten seine unkonventionellen Entwürfe Aufsehen, so etwa die Gestaltung des ersten italienischen Computers Olivetti Elea. Sottsass’ bekanntester Entwurf für Olivetti dürfte die 1968 entworfene Schreibmaschine Olivetti Valentine – „knallrot, tragbar und leicht“[1] – sein. Sie ist heute einer der bekanntesten Designklassiker. David Bowie, Sammler von Sottsass-Objekten, soll über die „Ikone“ gesagt haben: „Es war schier unmöglich, den Blick von ihr abzuwenden.“[2]
Die Pop Art beeinflusste auch die Innenausstattung seiner Guglielmo Bar in Mailand und die Möbelkollektionen für Poltrona Frau 1965–1967. Aus Sottsass’ Stockholmer Zeit 1969 stammen die gestreiften Holzkuben-Schränke Superbox.
Seine Entwürfe wandten sich gegen den repräsentativen Besitzcharakter der Gegenstände; vielmehr brachte Sottsass die Alltagskultur in seinen Designs spielerisch zum Ausdruck. Sottsass wurde so in kurzer Zeit zu einem führenden Vertreter des „Anti-Designs“.
Der Micky-Maus-Tisch für das Industriedesign-Unternehmen Bonacina (1972) und der Gelbe Sekretärsstuhl für Olivetti (1973) fügten seiner radikalen Abwendung vom traditionellen Entwurf ein Element der Ironie und des Humors hinzu.
1980 gründete er sein eigenes Unternehmen, die Ettore Sottsass Associati. Sehr erfolgreich war auch die im Dezember 1980 von ihm mitgegründete Memphis-Design-Gruppe, ein Zusammenschluss von Architekten und Designern, der das Ende des ‚Internationalen Stils‘ verkündete und seinen Namen mit der Wende zum emotionalen Design und zur Postmoderne verknüpfte. Zu den Gründungsmitgliedern von „Memphis“ zählten neben Sottsass auch Michele De Lucchi, Marco Zannini, Barbara Radice, Aldo Cibic und Matteo Thun. 1988 wurde die Memphis-Design-Gruppe von Sottsass wieder aufgelöst.[3]
Im Jahr 1994 schuf Sottsass im Rahmen des Kunstprojektes BUSSTOPS eine vielbeachtete Bushaltestelle am Königsworther Platz in Hannover. Sie besteht aus acht großen gelben Kreuzen als Symbol für das 20. Jahrhundert auf einem gesprenkelten Steinsockel und einem weißen Dach.
1972 Italy: A New Domestic Landscape, Museum of Modern Art, New York
1976 Biennale in Venedig
1994 Centre Pompidou, Paris
2001 Memphis Remembered, Design Museum, London
2002 Memphis – Kunst/Kitsch/Kult, eine Designbewegung verändert die Welt.Looshaus Wien, Österreich.
2002 Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution.Kunsthalle Krems, Österreich.
2007 Design Museum, London
2007 Salone degli Incanti dell’ ex Pescheria, Triest
2010 We Were Exuberant and Still Had Hope. Ettore Sottsass: Works from Stockholm, 1969. Marres Centrum voor Contemporaine Cultuure, Maastricht, Niederlande.
Lilli Hollein: Memphis – Kunst/Kitsch/Kult – Eine Designbewegung verändert die Welt, Wien: Verlag Der Apfel, Wien 2002, ISBN 978-3-85450-715-4.
Hans Höger: Ettore Sottsass jr. – Designer, Artist, Architect. Wasmuth, Tübingen/Berlin 1993.
Sally Schöne (Hrsg.): Ettore Sottsass. Auch der Turm von Babel war aus gebrannter Erde. Wienand Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-86832-081-7. (Vollständige Chronologie des keramischen Oeuvres.)
Ettore Sottsass: Sottsass Ceramics. Thames & Hudson, London 1995.
Ettore Sottsass: Advanced Studies. Tokyo 1986–1990.
Cristiano Marchegiani: Sottsass Sot-Sas, Ettore. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 105, De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023271-4, S. 125–127.
Peter Volgger: Unterwegs am Irrawaddy. Zur Aktualität von Sottsass' Anti-Architektur der Freizeitgesellschaft. In: Xenia Ressos: Sottsass 1917–2007, Sammelband, innsbruck university press, Innsbruck 2022, ISBN 978-3-99106-041-3, S. 31–56.