Kielmansegg wuchs in Hannover und Frankfurt am Main auf, studierte in Heidelberg und floh mit seiner Familie 1866 nach dem Deutschen Krieg nach Wien. Hier studierte er Jus an der Universität Wien. Im Jahr 1870 trat er in den österreichischen Verwaltungsdienst ein. 1871–73 war er Sekretär von Ministerpräsident Adolf von Auersperg.[3]
Vom 17. Oktober 1889 bis zum 28. Juni 1911, nur unterbrochen von seiner Amtszeit als Ministerpräsident 1895, war Kielmansegg Statthalter von Niederösterreich.[6] Er war damit der bedeutendste niederösterreichische Statthalter der Epoche.[7] In seine Amtszeit fällt die Eingemeindung von zahlreichen Vororten in Wien im Jahr 1890. Er gilt daher als Schöpfer von Groß-Wien[8] in der Kaiserzeit (nicht mit Groß-Wien in der Zeit des Dritten Reiches zu verwechseln).
Im Jahr 1906 trat eine von ihm ausgearbeitete Kanzleireform in Kraft, die den Aktenlauf in Niederösterreich vereinfachte. Diese „Kielmanseggsche Kanzleireform“ wurde in vielen Kronländern übernommen, die von ihm angestrebte gesamtösterreichische Verwaltungsreform ließ sich jedoch nicht durchsetzen.[4][1] Kielmannsegg förderte Sport und Fremdenverkehr sowie die neuen Automobile. Auch den Ausbau des Wienflusses und des Donaukanals und im Zusammenhang damit eine Donauregulierung in Niederösterreich betrieb er an vorderster Stelle.[4]
Politisch konnte er sich gegen die Sozialdemokraten und die Christlichsozialen unter Karl Lueger nicht durchsetzen,[3] den als Bürgermeister von Wien zu verhindern ihm nicht gelang.[4] Sein Versuch, Floridsdorf zur neuen niederösterreichischen Landeshauptstadt zu machen, kam Lueger durch die Eingemeindung nach Wien zuvor.[1][9]
Kielmannsegg schrieb eine Familienchronik, Memoiren mit Beschreibungen bekannter Zeitgenossen (siehe Schriften) und veröffentlichte unter Pseudonym in Zeitungen.[1][3][4] Er starb am 5. Februar 1923 in seiner Wohnung in der Rathausstraße in Wien an einer Lungenentzündung. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Döblinger Friedhof im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.
Schriften
Walter Goldinger (Hrsg.): Kaiserhaus, Staatsmänner und Politiker. Aufzeichnungen des k. k. Statthalters Erich Graf Kielmansegg. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1966 (Open Access bei De Gruyter).
↑Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band 1: Der verfassungstreue Großgrundbesitz 1900–1904. R. Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-52611-1, S. 61.
↑Karl Gutkas: Geschichte des Landes Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1973, ISBN 3-85326-406-9, S. 467.
↑Gernot Dieter Hasiba: Das Notverordnungsrecht in Österreich (1848–1917). Notwendigkeit und Missbrauch eines „Staatserhaltenden Instrumentes“ (= Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Kommission für die Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1848–1918). 22). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1985, ISBN 3-7001-0731-5, S. 85.