1955 trat Walter Jungclaussen in das Benediktinerkloster Niederaltaich ein, wo er den OrdensnamenEmmanuel annahm. Niederaltaich pflegte bereits die Ökumene mit den ostkirchlichen Christen und auch die byzantinische Liturgie. Zu seinen Aufgabenbereichen als Mönch gehörte unter anderem die Lehrtätigkeit am St.-Gotthard-Gymnasium der Niederaltaicher Abtei (1956 bis 1993). Nach der Emeritierung des Abts Placidus Stieß wurde Jungclaussen zum Abt von Niederaltaich gewählt. Dieses Amt hatte er von 1989 bis 2001 inne. Sein Wahlspruch „Wahrhaft Gott suchen“ war der Benediktsregel entnommen. Jungclaussen suchte die geistliche Vertiefung des Klosterlebens und sowohl die benediktinische Spiritualität der Westkirche als auch die kontemplative der Ostkirche in Niederaltaich zu beheimaten und diese seinen Mönchen wie interessierten Laien zu erschließen.
Während seiner Zeit als Abt von Niederaltaich setzte Emmanuel Jungclaussen sich nachhaltig für eine frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen ein.[4] Dafür erhielt er 2008 vom Bund Naturschutz in Bayern den Bayerischen Naturschutzpreis.[5]
Wirken
Jungclaussen widmete sich der kontemplativen Spiritualität, der Betrachtung bzw. Meditation, und verfasste einige Bücher, darunter Standardwerke zum Jesusgebet.
1996 machte sein Vortrag auf den 46. Lindauer Psychotherapiewochen diese Gebetsweise einer breiteren Fachöffentlichkeit als unterstützende Maßnahme bei Psychotherapien bekannt und gab den Anstoß, das Jesusgebet als therapeutische Maßnahme weiterzuentwickeln.
Jungclaussens Beitrag zur Ökumene der Römisch-katholischen Kirche mit den Ostkirchen liegt in der Schaffung eines gegenseitigen Verständnisses für die jeweils anderen Spiritualitätstraditionen. Der in beiden Spiritualitätsformen beheimatete Benediktiner vermochte für beide Seiten überzeugend zu sein. In den Ostkirchen sind nämlich – so Hilarion Alfejew – „Dogmatik und Mystik“, also Glaube und Spiritualität, „untrennbar miteinander verbunden“, so dass Ökumene weniger durch theologische Diskurse, als mehr durch die spirituelle Begegnung wachse.
Schon 1967 äußerte Jungclaussen die Meinung, dass die Marienerscheinung von Fátima für viele Katholiken ein Problem darstelle, wobei er den dortigen Marienkult selbst kritisch sah.[6]
Suche Gott in dir. Der Weg des inneren Schweigens nach einer vergessenen Meisterin, Jeanne-Marie Guyon. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1986, ISBN 3-451-20799-0
Schritte in die innere Welt. Geistliche Übungen. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 1991, ISBN 3-451-22417-8